Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Anne in Windy Willows

Titel: Anne in Windy Willows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
Vom Netzwerk:
nicht, dass es nur an Ihrem Haar lag, Miss Shirley, obwohl es wunderschön ist. Es lag einfach - an Ihnen.«
    Um zwei Uhr nachts wachte Anne noch einmal auf und beschloss, Andy Bryces Tagebuch nach Maplehurst zu schicken. Denn schließlich - ein bisschen mochte sie die beiden alten Damen ja doch. Und sie hatten doch kaum etwas von ihrem Leben, abgesehen von ihrem Stolz auf den Vater. Um drei Uhr wachte sie wieder auf und entschied sich, es nicht zu tun. Wenn sie schon an Miss Sarah mit ihrer vorgetäuschten Taubheit dachte! Um vier war sie abermals in der Zwickmühle. Dann rang sie sich endgültig dazu durch, ihnen das Buch zu schicken. Sie war schließlich nicht kleinlich. Kleinlich zu sein, wie zum Beispiel die Pyes, war Anne ein Horror.
    Nachdem nun endlich ihr Entschluss feststand, fiel Anne auf einmal auf, wie schön es war, den ersten Schneesturm in diesem Winter um den Turm brausen zu hören, sich dann wieder in die Kissen zu kuscheln und ins Land der Träume hinüberzuschlummern.
    Am nächsten Morgen wickelte sie das Logbuch ein und schickte es an Miss Sarah mit einer kleinen Notiz:
     
    Sehr geehrte Miss Pringle,
    hiermit schicke ich Ihnen dieses alte Tagebuch. Vielleicht interessiert es Sie? Mr Bryce gab es mir eigentlich für Mrs Stanton mit, die zur Zeit die Geschichte über die hiesige Gegend aufschreibt. Da ich aber nicht glaube, dass sie es verwenden kann, dachte ich daran, es Ihnen zu schicken.
    Hochachtungsvoll 
    Anne Shirley
     
    »Das klingt ja schrecklich steif«, dachte Anne. »Aber ich kann ihnen einfach nicht anders schreiben. Und es würde mich nicht wundern, wenn sie mir das Buch hoch erhobenen Hauptes zurückschicken.«
    Nicht lange darauf bekam Rebecca Dew den Schock ihres Lebens: Die Kutsche von Maplehurst kam die Spook's Lane heraufgefahren und hielt vor dem Tor von Windy Willows! Miss Ellen stieg aus, gefolgt von - Miss Sarah, die Maplehurst seit zehn Jahren nicht mehr verlassen hatte!
    »Sie gehen auf den Haupteingang zu!«, stieß Rebecca Dew in Panik hervor und musste sich an der Stuhllehne festhalten. »Etwas anderes habe ich von einer Pringle auch nicht erwartet«, sagte Tante Kate trocken.
    »Jaja, aber die Tür klemmt«, erwiderte Rebecca entsetzt. »Sie klemmt ganz bestimmt, und wir haben sie auch seit dem Hausputz im Frühjahr nicht mehr geöffnet! Das ist das Ende!« Sie eilte hastig zum Haupteingang. Mit aller Gewalt stieß sie schließlich die Tür auf und führte die Damen von Maplehurst in den Salon. Man sah ihr die Nervosität deutlich an. »Zum Glück haben wir Feuer gemacht«, dachte sie. »Ich hoffe bloß, dass dieser Kater nicht wieder seine ganzen Haare auf dem Sofa verteilt hat.« Rebecca versuchte, lieber nicht daran zu denken, was passieren würde, wenn Sarah Pringle Katzenhaare an ihrem Kleid entdeckte. Dann benachrichtigte sie Anne von dem Besuch und verzog sich in die Küche. Dabei platzte sie jedoch fast vor Neugier, was wohl die alten Pringles hierher führte.
    Anne war ziemlich mulmig zu Mute, als sie die Treppe hinunterging. Waren sie vielleicht gekommen, um ihr das Tagebuch mit eisiger Verachtung zurückzugeben?
    Ausgerechnet die kleine, runzlige, starrköpfige Miss Sarah war es, die sich gleich bei ihrem Eintreten erhob und sofort mit der Tür ins Haus fiel.
    »Wir müssen kapitulieren«, erklärte sie verbittert. »Es bleibt uns nichts anderes übrig. Das haben Sie natürlich ganz genau gewusst, als Sie auf diese skandalöse Eintragung über den armen Onkel Myrom stießen. Nichts daran ist wahr - es kann einfach nicht wahr sein. Onkel Myrom wollte Andy Bryce nur auf den Arm nehmen - Andy war ja immer so leichtgläubig. Aber jeder, der nicht zu unserer Familie gehört, wird jubeln, dass wir zum allgemeinen Gespött werden würden - und schlimmer noch. Oh, Sie sind wahrhaftig ausgekocht, das müssen wir Ihnen lassen. Jen wird sich also bei Ihnen entschuldigen und sich in Zukunft benehmen, das versichere ich Ihnen. Und wir versprechen Ihnen alles, aber auch alles zu tun, wenn Sie nur Mrs Stanton nichts von der Geschichte sagen.« Miss Sarah nestelte mit zittrigen Händen an ihrem Spitzenhandschuh herum und sah Anne böse an.
    Anne war sprachlos. Die Armen! Sie hatten tatsächlich gedacht, sie wolle ihnen mit dem Buch drohen! Es war nicht zu glauben.
    »Oh, Sie haben mich völlig missverstanden!«, rief sie impulsiv aus und nahm Miss Sarahs Hände. »Ich - ich wäre nicht im Traum auf die Idee gekommen, Sie könnten denken, dass -es war doch bloß, weil ich

Weitere Kostenlose Bücher