Anonym - Briefe der Lust
Der Aufzug war für zehn Personen zugelassen. Wir hatten also eine Menge Platz, aber er stand ganz dicht hinter mir, sodass ich die Wärme seines Körpers spüren und seine leisen Atemzüge hören konnte.
Auf der kurzen Fahrt hinauf in seine Etage und dem Weg den Flur entlang blieb uns nicht viel Zeit zum Reden, und ich hielt mich nicht mit Small Talk auf. Zu meiner Erleichterung versuchte auch Eric nicht, eine Plauderei in Gang zu bringen. Nach fünf Minuten schloss er bereits seine Tür auf und ließ mich als Erste eintreten.
„Ein echter Gentleman“, stellte ich fest.
Nachdem er die Tür geschlossen hatte, hielt er inne. „Ich gebe mir Mühe.“
Wieder starrten wir einander an. Ich war es gewohnt, dass Männer den ersten Schritt machten. Eric rührte sich nicht, und so standen wir bewegungslos da und sahen uns an.
„Wie war das mit dem Eis?“, half ich nach und unterdrückte mein Verlangen, seinen Mund zu spüren.
„In der Küche.“
Er rückte mir einen Stuhl zurecht und half mir beim Hinsetzen, als sei ich eine Königin. Dann holte er eifrig ein paar Plastikbehälter mit Eiscreme aus dem Tiefkühlfach. Er stellte sie auf den Küchentresen, bevor er eine Flasche Karamellsoße aus dem Regal nahm und sie in die Mikrowelle stellte. Aus einem anderen Regal holte er echte Eisbecher, und aus einer Schublade Eislöffel mit langen Stielen.
„Ich hatte ja keine Ahnung“, stellte ich fest, als er sich umwandte. Ich deutete auf seine Vorbereitungen, während ich nach Worten suchte, mit deren Hilfe ich die Oberhand behalten würde, aber mir fiel nichts ein.
Er grinste. „Ich liebe Eiscreme. Was möchtest du? Schokolade, Vanille oder Pfefferminz?“
„Eine Kugel von jeder Sorte?“ Es war eine Ewigkeit her, seit ich zuletzt Eis gegessen hatte. „Und eine Extraportion heiße Soße.“
„Was auch immer du willst.“ Erics schlichte Worte fühlten sich alles andere als schlicht an.
Er brachte zwei Eisbecher mit einem Berg Eiskugeln, die fast in Karamellsoße ertranken, an den Tisch. Wie ich es mittlerweile von ihm gewohnt war, bediente er zuerst mich, bevor er sich auf dem Stuhl mir gegenüber niederließ. Er wartete, bis ich von meinem Eis probiert hatte, dann erst nahm er seinen Löffel in die Hand.
„Schmeckt es?“, erkundigte er sich.
Ich konnte nur ein glückliches Murmeln hervorstoßen, während meine Geschmacksknospen, die so lange vernachlässigt worden waren, buchstäblich sangen. Als ich von der heißen Soße probierte, war das Stöhnen tief in meiner Kehle lauter, als ich es beabsichtigt hatte. Eric ließ seinen Löffel auf halbem Weg zu seinem Mund in der Luft schweben.
Ich schluckte reine Süße. „Es ist herrlich.“
Er bewegte sich wieder, und ich sah zu, wie sich seine Lippen um den Löffel schlossen. Ich sah auch zu, wie er die Zunge vorschob, um geschmolzene Eiscreme aufzulecken, die ihm auf die Hand getropft war. Gefangen in der lustvollen Fantasie, welches Vergnügen er mir mit dieser Zunge bereiten könnte, ließ ich meinen Löffel fallen.
Wir starrten beide auf die Stelle, wo er klirrend auf dem Fußboden gelandet war. Ich rührte mich nicht. Eric betrachtete den Löffel auf dem Boden, dann mich. Schließlich glitt er ganz langsam und vorsichtig von seinem Stuhl und sank vor mir auf die Knie. Der Löffel klapperte auf den Fliesen, als er danach griff, und ich sah, dass seine Hand ganz leicht zitterte.
Er schaute zu mir auf. „Lass mich das für dich machen.“
Dies war das zweite Mal, seit wir uns kannten, dass er mir zu Füßen lag. Und dieses Mal hatte ich dafür gesorgt, obwohl er nicht wusste, dass der Befehl von mir stammte. Mein Herz machte einen Satz und schlug fast schmerzhaft unter meinen Rippen. Mein Atem blieb mir in der Kehle stecken, und obwohl mir tausend Worte durch den Kopf wirbelten, kam nicht eines davon über meine Lippen.
Als ich die Hitze seiner Hände an meinen Fußgelenken spürte, sog ich einen weiteren Atemzug zusätzlich zu dem ein, den ich noch nicht wieder herausgelassen hatte. Ich trug einen sommerlich leichten schwarzen Rock, der weit geschnitten war, und dessen Stoff sich weich an meine nackten Beine schmiegte. Er reichte mir bis über die Knie, aber im Sitzen war er hochgerutscht. Ich spürte, wie der Stoff sich bewegte und leicht über meine Beine strich, als Eric ausatmete.
Er sah mich nicht an, während er seine langen Finger sachte an meinen Waden aufwärts gleiten ließ. Als er die weiche Haut in meinen Kniekehlen berührte, stieß
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