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Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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regelmäßig Stallmist zu sich nähme. „Aber ich will ein Doodle.“
    Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was ein Doodle war, aber es klang nicht sonderlich erfreulich. „Obst. Oder ein paar Cracker. Das Dinner ist in ungefähr zwanzig Minuten fertig, lass mich nur vorher noch hier einziehen.“
    Arty meckerte und ächzte und stampfte mit den Füßen auf, aber nach einer Minute kam er mit einer Schachtel Käse-Cracker in der Hand aus der Küche. Er rollte sich auf einem Sitzsack zusammen, der so dicht vor dem Fernseher stand, dass er von dort aus Blindenschrift auf dem Bildschirm hätte lesen können, und stellte den Ton eines Zeichentrickfilms so laut ein, dass ich zusammenzuckte. Es gefiel ihm nicht sonderlich, weiter nach hinten zu rücken und den Fernseher leiser zu stellen, aber er tat es. Dafür bemühte ich mich, die Krümel zu übersehen, die bei jedem lauten Lachen aus seinem Mund sprühten.
    Ich trug meine Tasche die schmale Treppe hinauf und den dunklen, engen Flur entlang zu dem Zimmer an der Rückseite des Hauses. Meine Mom hatte sich das Vorderzimmer ausgesucht. Es besaß vier große Fenster, von denen aus man auf die Straße hinausblickte. Artys kleineres Zimmer lag zwischen ihrem und dem Bad. Das Zimmer am Ende des Flurs hätte ein hübsches Fernsehzimmer, vielleicht auch ein Näh- oder Spielzimmer abgegeben, aber aus irgendeinem Grund nutzte es niemand im Haus.
    Wenigstens stand ein Bett darin. Ein knarrendes Doppelbett, das zu der Kommode passte, die ich von meiner Großmutter geerbt hatte. Die Bettwäsche war sauber, ebenso die Tagesdecke, und meine Mom hatte auch saubere Handtücher für mich bereitgelegt. Meine Tasche stellte ich auf den klapprigen Stuhl mit den dünnen Beinen, auf den ich niemals gewagt hätte, mich zu setzen, und ließ mich aufs Bett fallen. Die Zimmerdecke hatte Risse und Wasserschäden. Vor dem einzigen hohen, schmalen Fenster hing ein Store, aber kein Vorhang. Das würde morgens nicht sonderlich angenehm sein.
    „Paiiiiiige! Ich habe Hunger!“
    Das Jammern klang die Treppe herauf, und ich hievte mich aus dem Bett und brüllte: „Ich bin gleich unten!“
    Als ich hastig an der Tür in der Wand gegenüber dem Bett zerrte, war das einzige Resultat ein abgebrochener Fingernagel. Die Tür blieb störrisch geschlossen. Offenbar führte sie nicht in einen Wandschrank, sondern wahrscheinlich zum Dachboden. Ich probierte es mit der Tür neben der Kommode und fand eine Reihe Drahtbügel, auf denen ich rasch meine Bürokleidung für die nächsten paar Tage aufhängte. Dann eilte ich hinunter in die Küche, die aussah, als wäre sie extra für meinen Aufenthalt hier sauber gemacht worden.
    Was bedeutete, dass meine Mom die Arbeitsflächen abgewischt und das Spülbecken gesäubert hatte, aber der Fußboden vor dem Kühlschrank war immer noch klebrig und der Tisch mit Krümeln übersät. Als Kind wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass andere Leute ihre Essensreste im Kühlschrank oder im Gefrierfach verstauten. Wenn wir Pizza bestellten, stand sie meist auf dem Küchentresen, bis sie aufgegessen war. Manchmal stellte sie sie noch in der Verpackung in den Backofen, bis sie uns wieder einfiel und wir sie herausholten, um sie wegzuwerfen. Meine Mom kochte, aber sehr planlos, deshalb bildete Spaghettisoße Rorschach-Flecke auf dem Herd, und an der Decke klebten getrocknete Nudeln, die sie dort hinaufgeworfen hatte, um festzustellen, ob sie gar waren.
    In meiner Grundschulzeit hatte ich eine Lebensmittelvergiftung. Der Fairness halber muss gesagt werden, dass das nicht die Schuld meiner Mom war. Ich hatte den Tag mit meinem Dad am Pool seines Country Clubs verbracht, wo sie mich mit teuren Pommes frites und Hot Dogs gefüttert hatten, anstatt mich das Sandwich mit Erdnussbutter und Marmelade essen zu lassen, dass meine Mom mir mitgegeben hatte. Ich brachte es wieder mit nach Hause und aß es zum Abendessen. Eine Stunde danach wurde mir schwindelig. Eine endlose halbe Stunde später begann ich mich zu übergeben.
    Hinterher hatte ich eine Todesangst vor verdorbenem Essen. Ich weigerte mich, irgendetwas zu essen, von dem ich auch nur ansatzweise den Verdacht hatte, es könnte schlecht sein.
    Als ich den Kühlschrank meiner Mom öffnete und die Behälter und Krüge sah, in denen es wahrscheinlich von Bakterien nur so wimmelte, krampfte mein Magen sich protestierend zusammen.
    „Lass uns zum Essen ausgehen, okay?“
    Ich musste nicht zweimal fragen. Sofort hatte ich die Arme voll mit

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