Anruf aus Nizza
Mühe, dankbar und hilfsbereit zu sein. Wir können froh sein, daß wir sie haben.« Er schob sie ein wenig von sich und betrachtete sie mit einem typischen Arztblick. »Wie kannst du nur eifersüchtig auf dieses Mädchen sein?«
Sie wandte sich wortlos um und verließ die Klinik.
Diese Person, dachte sie auf der Heimfahrt, dieses falsche Luder, ich vergifte sie noch eines Tages, ehe sie mich, die Kinder und Robert vergiftet hat...
*
Anfang Juli, an einem Freitagabend, kam es zum ersten schweren Zerwürfnis zwischen Monika und Robert. Der unmittelbare Anlaß dazu war Tino Moreno, der italienische Reporter. Der wahre Grund jedoch lag tiefer, schwelte unter der Oberfläche, und dieser erste heftige Streit war eigentlich nichts anderes als das Wetterleuchten vor einem verheerenden Gewitter.
Unvermutet war der Reporter am Mittwoch nachmittag in Ried erschienen. Giulio hatte sich seinen weiteren Bitten um Geld verschlossen und ihn schließlich einfach hinausgeworfen. Da war Tino auf den naheliegenden Gedanken gekommen, sich selbständig zu machen.
Er kam nach Ried, strahlend vor Freude darüber, die liebe Signora Berckheim wiederzusehen.
Monika hingegen drohten ihre Nerven bald völlig zu versagen. Aber noch brachte sie die Energie auf, ihn wie ihren besten Freund zu empfangen, da sie zu genau wußte, was davon für sie abhing.
»Signora«, fing er an und schlürfte genüßlich den Mokka, den ihm Monika hatte servieren lassen, »Signora, meine Zeitung möchte einen Bericht über Münchner Hotels, und weil ich nun schon in Ihrer Nähe bin, habe ich gleich meine Redaktion gefragt, ob sie auch an einer Reportage über die einzige Überlebende von der YPSILON interessiert ist. Große Begeisterung! Man will nun wissen, wo und wie Sie leben, man möchte Bilder von Ihrem Gatten, den lieben Kinderchen und Ihrem ganzen wunderschönen Besitz. Darf ich morgen früh zu dieser Reportage kommen?«
Monika trommelte mit den Fingern auf der Lehne ihres Sessels. »Fragen Sie, was Sie wollen, Herr Moreno. Aber tun Sie das gleich und kommen Sie nicht noch einmal.«
Tino grinste breit. »Aber der Fotograf hat nur morgen Zeit.«
Plötzlich fiel Monika ein, daß Wolfgang sie am Telefon schon nach Tino Moreno gefragt hatte. Ohne die Folgen zu bedenken, fragte sie hastig:
»Waren Sie etwa auch bei Herrn Rothe?«
Tinos runde Augen wurden noch runder, sein ganzes Seehundgesicht war Erstaunen. Da sie fragte, nahm er an, daß Wolfgang Rothe mit ihr nicht über die Erpressung gesprochen hatte.
»Herr Rothe?« fragte er. »Wer ist das? Kenne ich ihn denn? Und was hätte ich bei ihm tun sollen?«
Monika bemerkte ihren Fehler sofort, und das machte sie noch unsicherer. Sie versuchte abzulenken.
»Diese Reportage, muß sie denn wirklich sein?«
Tino faltete die Hände über seinem Bauch.
»Muß nicht, liebe Frau Berckheim. Aber sehen Sie mal, meine Redaktion hat mir für die Berckheim-Story viertausend Mark Honorar geboten. Das ist für mich viel Geld.«
Er schwieg und beobachtete Monika, die blaß geworden war. Jetzt sah sie deutlich den Abgrund vor sich, in den man sie systematisch trieb.
Tonlos sagte sie: »Ich habe Sie verstanden, Herr Moreno. Sie wollen also die viertausend Mark von mir?«
Er zuckte mit den Schultern. »Von wem ich das Geld bekomme, ist mir eigentlich egal.«
Noch einen schwachen Versuch unternahm Monika. »Hat Ihnen denn nicht Herr Torrini genug Geld für alles...«
Tino zögerte eine Sekunde, dann sagte er: »Doch, hat er. Aber das sind ja auch zwei Paar Schuhe, Frau Berckheim.«
Er wollte ihr Zeit lassen, um sie nicht allzu störrisch zu machen. Verzweifelte Frauen verlieren leicht den Verstand und sind dann in der Lage, nach Ehemann und Polizei zu rufen. So weit durfte es nicht kommen. Langsam, ganz langsam mußte man sie mürbe machen.
Er fuhr fort: »Wenn es Ihnen lieber ist, könnten wir uns ja über Raten unterhalten.«
Monika sah keinen Ausweg mehr.
»Gut«, sagte sie. »Ich bin einverstanden. Ich gebe Ihnen einen Scheck über viertausend Mark.«
Tinos Gesicht verfinsterte sich.
»Das muß ein Irrtum sein. Viertausend sind das reine Honorar, ohne Spesen. Und darin die Nachdrucke in anderen Blättern! Mein Name kommt groß heraus, ich bekomme andere einträgliche Arbeit, Signora!«
Monika starrte ihn an, als wolle sie ihm an die Kehle springen.
»Sie... Sie Schuft! Wieviel wollen Sie? Aber endgültig!«
»Zehn.«
Monika sprang auf.
»Ich werde Herrn Torrini anrufen, sofort, in Ihrer
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