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Anruf aus Nizza

Anruf aus Nizza

Titel: Anruf aus Nizza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Gegenwart!«
    Ein solcher Anruf wäre Tino sehr ungelegen gewesen, denn Giulio war sein neuralgischer Punkt. »Bitte«, sagte er. »Rufen Sie ruhig an. Herr Torrini wird sich hüten, etwas gegen mich zu unternehmen, denn er selber wäscht sich ja auch schon die ganze Zeit seine Hände in diesem gleichen Bächlein.«
    Monika erstarrte. Dann aber war sie überzeugt, daß Tino log. Trotzdem wollte sie nun nichts anderes mehr, als ihn so rasch wie möglich loswerden. Sie stellte den Scheck über zehntausend Mark aus.
    »Da haben Sie.« Seine dicken Hände griffen hastig nach dem wertvollen Papier.
    »Und jetzt verschwinden Sie, für immer! Ich will Sie nie mehr sehen!«
    Tino verzog sein Gesicht.
    »Ganz auf meiner Seite«, sagte er. »Leben Sie wohl!«

    *

    Einige Minuten später kam Robert nach Hause. Die beiden Wagen mußten sich noch auf der Seestraße begegnet sein, denn Robert sagte sofort, als er Monika begrüßt hatte:
    »Da war so ein Idiot von Italiener, fährt wie ein Irrer und hätte mich beinahe gerammt.«
    Monika schwieg und hoffte, sie werde Tino nie mehr erwähnen müssen. Aber schon beim Abendessen wurde ihr auch diese Hoffnung zerstört, denn Roberts Mutter fragte, mit einem sehr deutlichen Seitenblick auf Monika:
    »Wer war denn dieser unmögliche dicke Mensch, der so laut gesprochen hat?«
    Monika spürte ihr Herz im Halse klopfen, nur mühsam zwang sie sich zu einem gleichgültigen Ton.
    »Ach, irgendein Reporter. Wollte ein Interview, ich habe ihn hinausgeworfen.«
    Robert ging gottlob nicht näher darauf ein, das Essen nahm seinen Verlauf.
    Als Robert am Donnerstag früh wieder in die Klinik gefahren war, rief Monika Wolfgang Rothes Nummer an. Sie wollte ihn um Hilfe bitten, denn einen Scheck über zehntausend Mark konnte sie Robert nicht verheimlichen. Sie hoffte, Wolfgang könnte ihr den Betrag leihen.
    Es meldete sich aber nur der Auftragsdienst. Man sagte ihr, Herr Rothe sei für einige Tage verreist.
    Am Freitag abend geschah dann, was Monika nicht mehr verhindern konnte. Sie ging mit Robert nach dem Abendessen durch den Obstgarten, sie sprachen über dies und jenes, und plötzlich sagte Robert:
    »Hör mal, Moni, wozu brauchen wir eigentlich in letzter Zeit so viel Geld? Als du wegfuhrst, waren doch noch zwölftausend drauf. Anfang Juni habe ich die übliche Summe für den Monat überweisen lassen, und nun ruft mich die Bank an, da sei für einen Scheck über zehntausend Mark nicht mehr genug Deckung vorhanden. Wo ist denn das ganze Geld geblieben?«
    Monika tat in ihrer Not das Unklügste, was sie überhaupt tun konnte. Sie flüchtete sich in überhebliche Schnippigkeit. »Seit wann kümmerst du dich denn um Geldangelegenheiten? Muß ich dir etwa künftig Rechenschaft ablegen?«
    Er blieb ein wenig verwirrt stehen.
    »Nein«, sagte er beruhigend. »Natürlich nicht. Aber zwanzigtausend Mark in so kurzer Zeit, ich meine, das ist ein ganz schöner Batzen, und schließlich muß er erst verdient sein. Darf ich mich nicht dafür interessieren?«
    »Glaubst du, ich würde unser Geld für nichts zum Fenster hinauswerfen?«
    »Aber Moni! Das habe ich doch gar nicht behauptet. Ich wollte doch nur wissen, was...«
    Sie verlor den letzten Rest ihrer Beherrschung.
    »Du spionierst mir nach! Ihr alle tut das, du—deine Mutter und diese unmögliche Person, die du ins Haus geschleppt hast. So sag doch, wenn du von mir genug hast, sag es doch! Natürlich ist Irene jünger und sie bringt es noch fertig, mit verdrehten Augen neben dir zu hocken und zuzuhören, was für ein Held du in deiner Klinik bist!«
    Er wollte bestürzt etwas sagen, aber sie hielt sich die Ohren zu, sie schrie: »Dieser Reporter gestern, er wollte unser Haus fotografieren, dich und mich und die Kinder, und er wollte einen Artikel darüber schreiben und über die YPSILON, und das ertrage ich einfach nicht mehr, ich habe ihm das Geld gegeben, damit er den Artikel nicht schreibt, bist du nun zufrieden?«
    Robert nahm sie sanft am Arm und wollte sie zum Haus zurückführen. Sie riß sich los.
    »Faß mich nicht an, du bist mit denen da drin unter einer Decke, ihr habt mich noch nie leiden können! Vor allem deine Mutter nicht! Weil ich ihr keine so scheinheiligen Augen hindrehen kann, wie dieses verdammte Biest! Dann werdet doch glücklich miteinander!«
    Sie wollte davonlaufen, aber Robert hielt sie fest.
    Sie spürte seine Hände, und der Wunsch, ihr Gesicht an seiner Brust zu verbergen, wurde übermächtig. Sie wollte nichts als

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