Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
Vom Netzwerk:
Park der nächste Zeitungspapierziegelstein hinterlegt werden sollte. Aber mir erschien das Ganze merkwürdig genug, um vorsichtig zu sein.
    Die Stimmen verstummten. Meine Glocke ertönte abermals. Ich ging an die Tür.
    Kate King führte drei Gestalten in langen Kapuzenmänteln an.
    Außerdem trugen alle drei eine Tiermaske.
    »Ah, scharf«, sagte ich. »Ein Ausbruch aus dem Zoo?«
    »Bitte!« sagte Kate King. »Die Sache ist wichtig. Lassen Sie uns rein.«
    Ich zuckte mit den Schultern. Und trat zurück.
    Es handelte sich um drei Spezies. Als erstes kam der Frosch. Sie war gut einsfünfzig groß und trug Turnschuhe.
    Sie trat auf ein paar Tassenscherben, blieb stehen und fragte mit einer hohen Piepsstimme: »Was ist das Zeug auf dem Fußboden?«
    »Wir haben hier in dieser Gegend eine Menge Probleme mit barfüßigen Einbrechern.«
    Hinter ihr trat ein Bär ein und hinter dem Bären ein Gorilla. Sie trugen allesamt Turnschuhe, und jetzt sah ich Jeans unter ihren Mänteln hervorlugen. Der Bär war vielleicht einssechzig und der Gorilla einssiebzig.
    Sie wählten ihre Schritte mit Bedacht, und der Gorilla schloß die Tür.
    Einen Augenblick lang standen alle wortlos da. Ich sagte:
    »Also, wann werde ich rausfinden, was zum Teufel hier eigendich vorgeht?«
    Die anderen sahen den Frosch an. Ohne auf ihre künstlich hohe Stimme zu verzichten, sagte sie: »Man hat mich zur Sprecherin gewählt.«
    »Okay, Sprecherin, dann lassen Sie Ihre entsprungenen Irrenhäusler auf der Bank neben der Tür Platz nehmen.«
    Sie nickte. Die anderen setzten sich.
    Ich bedeutete ihr, daß sie sich auf den Klientenstuhl setzen solle, und ging selbst hinter meinen Schreibtisch.
    Der Frosch und ich saßen einander gegenüber.
    Der Frosch holte tief Luft und sagte: »Wir sind die Scum Front.«
     
     

15
    »Ich kann nicht glauben, daß mir das passiert«, sagte ich. »Sie stehen ganz oben auf der Liste der ständig und mit besonderer Dringlichkeit in ganz Indianapolis gesuchten Verbrecher, und Sie kommen so einfach in mein Büro spaziert.«
    »Wir sind nicht hergekommen, um uns zu stellen«, sagte der Frosch.
    Ich betrachtete den Bären und den Gorilla auf der anderen Seite des Raumes. Und dann Kate Kings Pelzmaske. »Nein, das sehe ich.« Ich hatte noch keinerlei Spekulationen darüber gehört, daß die Scum Front eine Frauenbande war. Meine Gedanken überschlugen sich. Waren Sie etwa hier, um in der Imbißstube meiner Mutter eine Bombe zu legen? Ich sah mir die Hände des Froschs an. An vier Fingern waren in der Nähe der Knöchel weiße Streifen. Wer immer sie war, in ihrem Leben gab es genug Sonne, um schon im Mai weiße Streifen unter den Fingerringen zu haben.
    »Also, worum zum Teufel, geht es eigentlich?« fragte ich.
    »Wir haben ein Problem«, sagte der Frosch.
    Ich nickte. Und sagte: »Ich gehe davon aus, daß Ms. King meine Position bezüglich Mitwisserschaft bei kriminellen Taten erklärt hat.«
    »Wir betrachten uns nicht als Kriminelle«, sagte der Frosch.
    »Die Definitionen, an die ich mich zu halten habe, kommen von der Polizei.« 
    »Oh, wir wissen, daß Sie möglicherweise geradewegs zu den Bullen laufen werden. Aber ich glaube, Sie werden eine höhere Verpflichtung erkennen als die dem sogenannten Gesetz der Gesellschaft gegenüber.«
    »So, so«, sagte ich.
    »Wir haben ein Problem«, wiederholte sie. »Wir sind zu angreifbar, um es selbst zu lösen. Und vielleicht sollten wir in der Sache überhaupt nichts unternehmen.«
    Sie sah ihre Kolleginnen auf der Bank an. Sie saßen steif da, beobachteten uns, hörten zu.
    Und ich begriff, daß die Entscheidung, sich nach so vielen Wochen der Anonymität zu erkennen zu geben, eine traumatische Angelegenheit für sie gewesen sein mußte.
    Also war ihr Problem wirklich wichtig.
    Der Frosch sagte: »Wir haben uns dazu entschieden, genau eine Person ins Vertrauen zu ziehen. Wir dürfen keine Zeit verlieren, aber wenn Sie beschließen, uns nicht zu helfen, werden wir in dieser Sache nichts weiter unternehmen.
    Mr. Samson, Sie sind - buchstäblich - der einzige Mensch, der eine Tragödie verhindern kann.«
    »Ich glaube, Sie sollten mir besser erklären, was los ist«, sagte ich.
    »Die Leute bezeichnen uns als Terroristen«, sagte der Frosch, »und in gewisser Hinsicht sind wir das natürlich auch. Aber der einzige Terror, den wir verursachen wollen, hat jene Leute zum Ziel, deren Gier nach ›Besitz‹ und ›Eigentum‹ und ›materieller Entwicklung‹ die wirkliche, lebendige

Weitere Kostenlose Bücher