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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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abzusagen. Sie ist nicht zu Hause und hatte keine Zeit, mir aufzuschreiben, was ich tun soll.«
    »Sie hat Sie heute morgen angerufen?«
    »Ja, Sir, hat sie.«
    »Um wieviel Uhr war das?«
    »Ungefähr Viertel vor sechs.«
    »Ist das nicht ein wenig früh?«
    »Sie weiß, daß ich immer um fünf aufstehe.«
    »Ist es ungewöhnlich, daß sie Ihnen absagt?«
    »Es kommt nicht oft vor, aber es sieht ihr ähnlich, Rücksicht zu nehmen, und sie wird es mir auch nicht vom Lohn abziehen. Sie wird mich trotzdem bezahlen. So ist sie eben. Habe ich Ihnen erzählt, daß sie meine Louanne zur Schule geschickt hat?«  
    »Zur Sekretärinnenschule.«
    »Ja, Sir, das stimmt. Es ist eine Tatsache, und es hat das ganze Leben meines kleinen Mädchens verändert.«
    »Mrs. Hawk, würden Sie…?« Ich hielt ihr Bobby Lees Zeichnung hin.
    Sie nahm sie mit ans Fenster, wo das Licht besser war. »Nicht viel Gesicht auf diesem Bild.«
    »Die Person konnte sich besser an das Kleid als an das Gesicht erinnern.«
    »Das Kleid ist gut getroffen. Natürlich ohne diesen großen scheußlichen Fleck drauf. Ich habe stundenlang geschuftet, um den Fettfleck rauszukriegen.«
    »Sie kennen das Kleid?«
    »'türlich kenn ich es.« Sie sah mich an. »Wollten Sie darüber mit mir reden?«
    »Ich würde gern mehr über das Kleid wissen, ja.«
    »Also, Mrs. Morgason gab eine Party, weil Mr. Morgason gerade sein neues Geschäft eröffnet hatte. Es waren jede Menge Leute da, und sie hatten einen Gitarrenspieler da und ich weiß nicht was noch alles.«
    »Mhm.«
    »Meistens bin ich zwischen zwei und drei mit dem Haus fertig, aber wenn Mrs. Morgason Gäste hat, na ja, ich weiß, daß ihr das schwerfällt, also bleibe ich, um ihr zu helfen.«
    »Ich verstehe.«
    »Und bei dieser Party war ein wirklich merkwürdiger Mann da. Er redete und redete über ich weiß nicht was alles, und niemand bekam ein Wort dazwischen. Also, er fing an, mit den Armen rumzufuchteln, und ich wußte einfach, daß irgendwas passieren würde, und genau so war's. Er warf ein Glas Rotwein um, und die Dame, die bei ihm war, bekam alles ab. Und als er dann auch noch versuchte, sie wieder sauberzumachen, zog er das ganze Tischtuch mit allen Speisen darauf runter. Einen ganzen Tisch! Ehrlich, ich weiß nicht, was dieser Mann sich dabei gedacht hat. Vielleicht dachte er, das Tischtuch sei eine Serviette oder so was, bloß, als er dann dran zog, stapelten sich auf der Dame und auf diesem Kleid alle möglichen Platten mit Salat, kaltem Fleisch, Senf und Butter. Eine Menge Leute haben gelacht, aber die Dame, die war fuchsteufelswild!«
    Ich nickte und konnte nicht umhin, bei dem Gedanken an Quentin Quayle in Aktion zu lächeln.
    »Die Dame hat Zeter und Mordio geschrien, daß der Mann sie in Ruhe lassen soll, und sie hat davon geredet, wieviel das Kleid gekostet hätte und was weiß ich nicht alles. Mrs. Morgason hat die Dame dann ins Badezimmer gebracht und ihr dann dieses indische Tuch gegeben, und die Dame hat es angezogen. Hat sich reingewickelt, Sie verstehen? Und dann kam diese Dame, die so wütend gewesen war, zurück und tat so, als hätte sie noch nie im Leben soviel Spaß gehabt. Es war, als wäre sie eine ganz andere Person.«
    »Mrs. Hawk, erinnern Sie sich daran, was aus dem Kleid geworden ist?«
    Sie zögerte. »Mrs. Morgason hat es mir geschenkt.«
    »Ihnen?«
    »Sie sagte, die Dame wolle es nie wiedersehen. Also hat Mrs. Morgason mich gefragt, ob ich es wollte, und ich wollte.«
    »Haben Sie das Kleid noch?«
    »Nein, Sir, ich hab's saubergemacht und Louanne gegeben.«
    Ich hielt ihr noch einmal Bobby Lees Bild hin. »Und das ist das Kleid?«
    »O ja.«
    »Mrs. Hawk, könnte das eine Zeichnung von Louanne sein?«
    »Louanne? Meine Louanne?«
    »Ja, Ma'am.«
    »Nein, Sir, auf keinen Fall, ganz bestimmt nicht.«
    »Oh.«
    »Erstens hat das Mädchen auf dem Bild Handschuhe an. Meine Louanne trägt nie Handschuhe. Sie hat nicht mal welche.«
    »Okay.«
    »Und dieses Kleid würde ihr nicht passen. Dazu müßte sie größer und dünner sein, als sie ist.«
    »Okay.«
    »Und dieses Mädchen auf dem Bild ist viel zu dunkel für Louanne. Was nicht heißen will, daß Louanne irgendwelche Allüren wegen ihrer Farbe hätte, aber meine Louanne ist nicht annähernd so dunkelhäutig wie dieses Mädchen.« Sie gab mir das Bild zurück. »Nein, Sir. Nicht Louanne.«
    »Aber wenn das Kleid nicht die richtige Größe für sie hatte, wieso wollte Ihre Tochter es dann haben?«
    »Sie sagte: ›Mama,

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