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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Gewalt an der Schulter fest. »Du wirst sehen, es geht alles gut!« sagte er eindringlich. René schüttelte die Hand unwillig ab, aber er lief Aïfe nicht hinterher.
    »Wir gehen«, ordnete Pjotr an. Mulud besprach noch einiges mit dem neuen Filmvorführer. Er gab Hinweise, wie der Projektor an die königliche Stromversorgung angeschlossen werden konnte, wenn die Batterien leer waren. Dann übergab Pjotr weitere Filmkassetten, machte eine Verbeugung gegen Abdel Kadam Maklih, und sie wandten sich zum Gehen. Als Thomas sich umdrehte, schien es ihm, als blicke Maklih ihnen haßerfüllt nach…
    Sie bahnten sich einen Weg durch die Menge, die keinerlei Anstalten traf, ebenfalls den Platz zu verlassen. Das Gemurmel hatte sich zu einem brodelnden Durcheinander gesteigert, jeder sprach auf jeden ein, es lagen Lachen, Erregung und Freude über dem Platz. Aber auch etliche nachdenkliche Gesichter waren darunter. Und Freude? Noch war es die Freude über das Gesehene, über das Erlebnis, plastisch andere Menschen, Autos, blühende Gärten und Unmengen von Wasser vor Augen , gehabt zu haben, im Paradies gewesen zu sein.
    Das Erwachen bringt der Alltag, dachte Thomas. Morgen, übermorgen. Was wird die Oberhand behalten? Die, jahrhundertelang mit der Muttermilch eingesogenen Überlieferungen oder das Sehnen nach Besserem, Schönerem, das Menschen eigen ist…
    Thomas beantwortete sich seine Frage selbst: Es war legitim, was Beerson und Sokolov hier inszeniert hatten. Er wünschte, daß sich ihre Absicht verwirklichte.

V
    Die nächste Zeit war mit beinahe hektischer Arbeit angefüllt. Die drei Tage, die das Niederbringen der Bohrung gedauert hatte, bedeuteten drei Tage Terminverzug. Die Bohrung erbrachte jedoch den Beweis, daß das Gestein zwar Hohlräume aufwies, die untereinander aber keine Verbindung hatten. Es war, als seien emporsteigende Luft- oder Gasblasen stehengeblieben und erstarrt. Dem Einsatz des »Wurms« stand nichts im Wege. Ansatzpunkt sollte eine Stelle unweit des letzten Bohrloches werden. Der Meßtrupp hatte diese Stelle vorzubereiten, alle übrigen Arbeiten waren davon abhängig. Kein Wunder also, daß Thomas Monig und René Tours, unterstützt von Angehörigen der Bohrmannschaft, den ganzen Tag auf den Beinen waren. Mittags, wenn die Sonne im Zenit stand oder wenn der Samum den Sand aufwirbelte, unterbrachen sie die Messung, aber dann gab es zu berechnen, auszuwerten.
    Zunächst mußten das Gelände aufgenommen, dann eine Stichkanaltrasse für die Zuführung des Wassers zum Stolleneingang abgesteckt und schließlich das Stollenmundloch selbst angegeben werden.
    Von Achourat sprach niemand. Das Dorf befand sich etwa zwölf Kilometer nordöstlich der Baustelle.
    Sie hatten einen ständigen Wachposten; es geschah jedoch nichts. Selbst die drei vermummten Kamelreiter, die sonst fast jeden zweiten Tag mit ihren Schrotflinten die Bohrmannschaften erschreckten, blieben aus. Es herrschte eine Ungewißheit, die die Mannschaften beinahe mehr belastete als die offene Feindseligkeit.
    René lief bedrückt umher. Er sprach noch weniger als sonst, machte seine Arbeit freudlos, so daß ihn Thomas öfter mahnen mußte, wenn dieser oder jener Termin in Gefahr geriet.
    Die Zusammenarbeit zwischen Pjotr und Thomas entwickelte sich immer günstiger. Pjotr leitete die Baustelle, aber er war Maschinenfachmann. Thomas hatte von der Abschnittsleitung den Auftrag erhalten, neben den vermessungstechnischen Aufgaben vor allem die bergmännische Vorbereitung der Lagerstätte zu übernehmen, weil er, wie man im Berufungsschreiben honigsüß feststellte, bereits Erfahrungen mit dem »Wurm« besäße und weil er im Augenblick einer der wenigen hier sei, der bergmännische und lagerstättenkundliche Praxis habe. Bergleute waren jedoch angefordert, aber, so dachte Thomas, ob so schnell jemand für diese gottverlassene Gegend aufzutreiben ist? Es ist bestimmt angenehmer, die alten erzgebirgischen Halden wieder abzubauen oder die Reste der Braunkohle in dichtbesiedelten Gebieten bei allen Annehmlichkeiten eines zivilisierten Lebens.
    Er erinnerte sich einer Exkursion nach Altenberg: Eine riesige Aufbereitungsanlage, ein Vorläufer des »Wurms«, fraß sich dort in die künstlichen Berge, auf die Generationen von Bergleuten und Aufbereitern vermeintlich minderwertige Erze und Abraum geschüttet hatten – aus heutiger Sicht lukrative Sekundärlagerstätten. – Je fünf Bergleute und ein Techniker fuhren die Anlage in vier Schichten, bedienten

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