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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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er spricht aber auch, genauso wie Alina und Francois, deutsch –, ja, und das ist Francois Petit aus Cognac – Skat habe ich ihnen beigebracht!« fügte er mit komischem Stolz hinzu. »Den Kapitän unseres Dampfers scheinst du schon kennengelernt zu haben?«



Thomas blickte verständnislos. Dann sagte er: »Ich heiße übrigens Thomas Monig. Meine Mutter lebt in Wismar.«
    »Aha«, sagte Ronny. Dann setzte er den ursprünglichen Disput fort: »Sagtest du nicht, daß du uns für die einzig Vernünftigen auf diesem Kahn hältst? Daraus schließe ich, daß du Ann, unseren Kapitän, schon kennengelernt hast.«
    Thomas wurde einer Antwort enthoben. Die durchdringende Frauenstimme schallte über das Schiff: »Achtung! Wir legen ab!«
    Thomas sah zur Brücke. Das mußte sie sein: Eine schlanke Blondine mit auf die Stirn geschobener Sonnenscheibe und einem langen, leichten, in der Brise ballonartig wogenden Umhang. Sie machte eine Bewegung, die aussah, als zöge sie an einem Griff. Ein Zittern lief durch die Jacht, ein leises Rumoren stellte sich ein, und kaum merkbar veränderte sich der Abstand zur Pier.
    »Nicht wahr, du kennst sie schon?« fragte Ronny. Thomas nickte. »Und die übrige Besatzung?« fragte er.
    »Ist nicht«, antwortete Ronny. »Ist ein automatischer Kahn. Von der Sorte fährt alle drei Stunden einer. Sie hängen an einer Leitstrippe. Aber das wirst du noch mitkriegen. – Ich freue mich, daß wir Landsleute sind. Drüben in SchrottTown sind noch ein paar. Was machst du? Was wir machen, siehst du ja.«
    Die Gefährten von Ronny hatten unterdessen das Spiel wiederaufgenommen. Ronny war näher an die Glaswand getreten und stand nun Thomas direkt gegenüber. Er hatte ein ebenmäßiges, weiblich wirkendes Gesicht, ein kleines Doppelkinn und welliges Haar, das in seinen von der Wand reflektierten Atemzügen leicht wogte.
    Thomas erläuterte seine Tätigkeit. Als er damit fertig war, sagte Ronny: »Aha«, und nach einer kleinen Pause: »Da werden wir wenig miteinander zu schaffen haben. Wir gehen erst mal drei Wochen auf Grund und dann noch vierzehn Tage da rauf«, er deutete zurück in die Berge, wo die Sanatorien lagen. »Aber dann haben wir vier Wochen frei, da besuche ich dich.«
    »In dem Kasten bereitet ihr euch vor?« fragte Thomas.
    »Nicht nur in dem Kasten. Das ginge ja noch. Am schlimmsten sind die Umstellungen von Luft- auf Wasseratmung und umgekehrt. Sie dauern eine Woche. Injektionen. Aber am unangenehmsten ist die Kost. Keine Schnitzel, das meiste künstlich, sauerstoffangereichert, du verstehst.«
    »Sieht man ihm das nicht an?« warf die mit Alina bezeichnete Frau spöttisch dazwischen. »Ganz abgemagert ist der arme Kerl.« Sie hatte ihren Umsetzer am Handgelenk befestigt und mußte beim Sprechen den Unterarm in Mundnähe bringen.
    Thomas fragte nicht weiter. Im Prinzip war ihm das Anpassungsproblem bekannt. Das wichtigste war, im Körper durch entsprechende Nahrung und künstliche Anreicherung des Blutes einen Sauerstoffvorrat zu schaffen, um mit dem im Wasser gelösten, im Verhältnis zur Luft geringeren Anteil auszukommen.
    »Ihr scheint euch aber recht wohl zu fühlen!« stellte er fest.
    »Es geht – wenn man sich daran gewöhnt hat: ein Zustand wie jeder andere«, sagte Ronny.
    »Wie ist es in New Maori – oder Schrott-Town, wie du sagst – warum eigentlich?«
    »Ronny, du bist vorn«, rief Francois.
    Ronny sah zur Uhr. »In drei Stunden sind wir da. Du wirst schon sehen. – Entschuldige, das Turnier geht – mit Unterbrechungen natürlich – schon drei Tage.« Er schwebte zurück zum Tisch.
    »Klar«, sagte Thomas. Er sah noch eine Weile zu, lief um den Behälter herum, damit er allen in die Karten sehen konnte, und erlebte die Tiefen und Höhen einiger Spiele mit, zumal die vier die Außensprechanlage eingeschaltet lie- ßen und er auch die entsprechenden Redensarten und Flüche hörte, wie sie nur einem Skatspieler verständlich sind.
    Um Ronny nicht irgendwie zu verpflichten, sich weiter mit ihm abzugeben, beschloß Thomas, das Schiff zu besichtigen. Zunächst tat er es nur, um sich zu beschäftigen, dann fand er Gefallen daran, zumal es keine verschlossenen Türen gab.
    Bei den modernen Maschinen hielt er sich lange auf, und es dauerte auch eine Weile, bis er den Signalfluß zu verstehen glaubte. Von einem stark gebündelten, vertikal aufgefächerten elektromagnetischen Strahl nahm ein Empfänger Impulse ab, die das Ruder direkt steuerten.
    Auf die Brücke wollte Thomas

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