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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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tragen und gleichzeitig auch noch seine Lampe zu entzünden. Irgendwie brachte er es schließlich doch fertig, kam dabei jedoch aus dem Takt und wäre um ein Haar gestürzt, was ihm einen weiteren zornigen Blick von Graves eintrug.
    »Ich hatte Recht!«, wandte sich Graves in triumphierendem Ton an Mogens. »Großer Gott, Mogens – ich hatte von Anfang an Recht!«
    Mogens suchte vergeblich nach einer Antwort, die auch nur entfernt dazu geeignet schien, das Durcheinander von Gefühlen, Gedanken und Empfindungen zu beschreiben, das hinter seiner Stirn tobte, doch Miss Preussler kam ihm auch diesmal zuvor.
    »Wagen Sie es nicht, den Namen des HERRN in den Mund zu nehmen, an einem solchen Ort!«, sagte sie empört.
    »Aber Miss Preussler, ich bitte Sie!«, antwortete Graves. Er drehte sich so zu ihr herum, dass der grelle Lichtstrahl aus seiner Lampe direkt in ihr Gesicht fiel und sie geblendet die Augen schloss. Bevor er weitersprach, senkte er die Lampe hastig um ein kleines Stück. »Miss Preussler, bitte glauben Sie mir, das hier hat rein gar nichts mit Gott oder dem Teufel zu tun. Und schon gar nicht mit Gotteslästerung.«
    »Wagen Sie es nicht …!«, begann Miss Preussler erneut, doch diesmal wurde sie von Mogens unterbrochen.
    »Ich fürchte, ich muss Doktor Graves Recht geben«, sagte er.
    Miss Preussler drehte sich ganz langsam zu ihm herum, und ein Ausdruck ungläubigen Staunens erschien in ihren Augen. Mogens fuhr jedoch in unverändertem Ton und mit einem bekräftigenden Kopfschütteln in Richtung der Höhle fort, aus der sie gerade gekommen waren: »Ich kann verstehen, wie sehr Sie das erschreckt haben muss, was wir gerade gesehen haben. Bitte, glauben Sie mir, mir erging es nicht anders. Und doch fürchte ich, befinden Sie sich diesmal im Irrtum. Das dort hatte nichts mit Zauberei oder dem Werk des Teufels zu tun.« Aber stimmte das wirklich? Mogens war beinahe erstaunt über die Ruhe und sichere Überzeugungskraft, die aus seiner Stimme sprach. Und doch: Was er sagte, das war nicht wirklich das, was er empfand. Natürlich war es der Wissenschaftler in ihm, der diese Worte sprach. Er war nicht nur von ihrer Wahrhaftigkeit überzeugt , er wusste , dass es so war. Und doch war da zugleich auch noch eine andere, leise und doch viel eindringlichere Stimme, die nicht den logischen Teil seines Verstandes ansprach, sondern etwas viel Älteres und Mächtigeres.
    »Professor!«, hauchte Miss Preussler ungläubig. »Was reden Sie da?«
    Mogens schüttelte noch einmal den Kopf. »Nicht alles, was wir nicht verstehen und was uns erschreckt, ist deshalb gleich unbedingt das Werk Satans«, sagte er.
    »Das ist wahr, Miss Preussler«, fügte Graves hinzu. »Auch, wenn Sie der Gedanke immer noch erschrecken mag, doch wessen Zeuge wir gerade geworden sind, das ist der unumstößliche Beweis dafür, dass es dort draußen zwischen den Sternen noch andere Wesen gibt. Ihr Wirken mag uns unheimlich und erschreckend vorkommen, aber bitte glauben Sie mir: Es ist nicht der Gehörnte, der hier seine Hand im Spiel hat.«
    »Hören Sie auf!«, antwortete Miss Preussler. Ihre Stimme bebte.
    »Ich kann Sie ja verstehen«, sagte Graves lächelnd. »Auch wenn Sie es nicht glauben, aber ich kann sehr gut nachempfinden, was Sie jetzt fühlen, meine Liebe. Auch mir erging es nicht anders, damals, als ich auf die ersten Hinweise gestoßen bin. Und es hat lange gedauert, bis ich bereit war, die Augen zu öffnen und zu sehen. Ihre Auffassungen von Religion und Glauben und die meine mögen voneinander abweichen, und doch glaube auch ich an einen allmächtigenSchöpfer, der das Universum erschaffen hat und über uns wacht.«
    Miss Preussler sah ihn nun vollends verstört an. »Das glaube ich Ihnen nicht«, antwortete sie, ohne dass in ihrer Stimme wirkliche Überzeugung gewesen wäre. »Kein wirklicher Christenmensch würde solch ketzerische Thesen aufstellen.«
    »Aber macht es denn Gottes Schöpfung nicht nur umso wunderbarer, wenn man daran glaubt, dass er noch mehr Welten wie die unsere erschaffen hat?«, fragte Graves beinahe sanft. »Vielleicht Tausende. Vielleicht Millionen, mit Millionen Völkern, die an ihn glauben?«
    Miss Preussler wirkte nun endgültig verstört. Sie setzte – ganz automatisch, wie es Mogens erschien – zu einer weiteren, geharnischten Antwort an, schüttelte dann aber nur hilflos den Kopf. Statt noch etwas zu sagen, bedachte sie Graves mit einem zornig-verstörten und Mogens mit einem eindeutig

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