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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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Fingernägel waren unterschiedlich lang und an den Spitzen gelblich verfärbt. Als hätte sie ihr Erstaunen bemerkt, zog Harriet ihre Hände fort.
    »Ein Glas Wein würde ich gern trinken«, sagte Apryl nervös, während sie zwischen drei Männern mit dünnen grauen Haaren hindurchgeschoben wurde. Ihre Kleider rochen nach Feuchtigkeit und altem Schweiß.
    Harriet schenkte ihr an einem kleinen Tischchen billigen Merlot in ein Weinglas ein. »Ich schau mal, wo Harold ist, und hole ihn.« In ihrer Stimme glaubte Apryl einen Anflug von Hysterie wahrzunehmen.
    Schräge Jazzklänge mischten sich mit gregorianischen Chören und klappernden Industrieklängen. Die Musik kam aus einem bemalten Kassettenrekorder auf einem Stuhl neben dem Durchgang zur Küche. Daneben standen zwei junge Männer mit beginnenden Glatzen, die mit angespannten Gesichtern aufeinander einredeten. Beide trugen Trenchcoats und kniehohe Kavalleriestiefel und sahen aus, als würden sie einer neuen abseitigen Subkultur angehören, von der sie noch nichts gehört hatte und mit der sie bestimmt auch nichts zu tun haben wollte.
    Dafür, dass sie in einem Hochhaus lag, war die Wohnung erstaunlich groß. Wahrscheinlich war sie für eine Familie gedacht. Apryl bemerkte sogar eine Treppe, die hinauf in ein zweites Stockwerk führte. Zwischen den abgewetzten und durchgesessenen Möbeln standen dunkle Bücherregale und getrocknete Pflanzen in Vasen, an den Wänden hingen alte Fotos. Dazwischen konnte sie ein wenig von der ursprünglichen Einrichtung erkennen. Sehr britisch, sehr im Stil der Siebzigerjahre. Hier und da war zwischen den Sperrmüllmöbeln und den nicht zueinanderpassenden Holzrahmen der Bilder die gelbliche Wandfarbe zu erkennen, die von dunklen Schimmelpilzflecken übersät war. Der feucht pulverige Geruch stieg ihr in die Nase.
    Mindestens fünfzehn Personen hatten sich in das Wohnzimmer gezwängt und nahmen den größten Teil des freien Raums ein. Alle Anwesenden schienen sich Mühe mit ihrer Garderobe gegeben zu haben. Falls man es überhaupt so nennen konnte. Die meisten hatten einen Hang zu altmodischen Sachen. Zwei Männer, die hinter dem Sofa standen, trugen Zylinder, und Apryl bemerkte Uhrenketten an ihren Westen. Andere hatten sich für diesen Abend Krawatten umgebunden. Aber trotzdem machten alle einen irgendwie abgerissenen Eindruck. Die Jacketts waren fleckig, die Hosenbeine zu kurz, die Hosen zu weit nach oben gezogen, die Kleider arg zerknittert. Die Anwesenden waren entweder übergewichtig oder erschreckend dünn. Und, um Gottes willen, ihre Zähne! Sie waren grau oder gelb, völlig vernachlässigt und schief oder angeschlagen oder nach hinten in die lippenlosen Münder gefallen. Typisch britische Zähne. Sie fragte sich, wie diese Leute es geschafft hatten, derart widerliche Münder zu bekommen. Es war eigentlich nicht ihre Angewohnheit, Menschen nach dem äußeren Erscheinungsbild zu beurteilen, aber sie hatte wirklich noch nie so eine Ansammlung derart hässlicher Personen gesehen.
    Ihre Kleidung mochte ja schäbig und ihre Körperpflege nachlässig sein bis hin zur Exzentrizität, denn exzentrisch waren sie bestimmt, aber sie vermutete, dass ihr Erscheinungsbild andere Gründe hatte: Sie stellten sich absichtlich in Opposition zu allem, was als ästhetisch korrekt angesehen wurde. Sie pflegten einen Stil, der in absolutem Gegensatz zum guten Geschmack der Welt um sie herum stand. Es wirkte, als hätten sie sich freiwillig zu grotesken Figuren stilisiert. Alle sahen aus wie lebendige Verkörperungen von Gestalten aus den Bildern von Felix Hessen.
    Drei der fünf anwesenden Frauen saßen zusammen auf einem Sofa. Sie waren in mittlerem Alter und trugen Schleier über ihren theatralisch geschminkten Gesichtern. Sie waren sehr dünn und trugen Trauerkleidung, die an die Zeit des Ersten Weltkriegs erinnerte. Ellbogenlange Handschuhe mit Spitzenbesatz verhüllten ihre Unterarme, waren an den Fingern aber abgeschnitten, sodass man die langen, nicht lackierten Fingernägel sehen konnte. Die vierte Frau war älter und trug einen grünen Hut, dessen breite Krempe sich nach unten bog und den größten Teil ihres kleinen Kopfes verdeckte. Sie saß da wie ein kleines Mädchen, versank in ihrem Sessel, der für größere Menschen gedacht war, und imitierte eine absurde aristokratische Haltung. Als Apryl ihrem Blick begegnete, brach aus ihrem schmalen Mund ein scharfes, glockenartiges Lachen hervor. Was sie so lustig fand, war Apryl schleierhaft.

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