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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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schrie, hätte es ihn nicht überrascht, wenn jemand dort oben die Tür aufriss, um nachzusehen, was los war.
    »Aber … ich muss mich erst anziehen. Schauen Sie mich doch an.« Sie trug ein Nachthemd, ein ausgebeultes rotes Ding unter einem schmutzigen, karierten Hausmantel, der aussah, als wäre er eigentlich für einen Mann gedacht. Was auch immer das da auf ihrem Kopf war – eine mit Bändern hochgebundene Perücke oder vielleicht auch ihr echtes Haar, das sie schwarz gefärbt hatte – , es löste sich auf und fiel ihr über die Ohren. Das hier waren Multimillionäre – Stephen hatte einmal erwähnt, dass ihr Vermögen über hundert Millionen betrug – , und sie kleideten sich wie Landstreicher. Es ekelte ihn an.
    »Dafür ist nicht mehr genug Zeit, Ma’am«, sagte er und hob kommandierend die Stimme. »Holen Sie bitte Ihren Mann, und kommen Sie!«
    Sofort taumelte sie in ihre Wohnung zurück, und Seth wünschte sich, er wäre schon früher so autoritär gewesen, an all diesen Abenden, als sie ihn mit ihren belanglosen Nörgeleien belästigt hatte. Aber nun würde sie ihm nicht mehr lange auf die Nerven gehen, nicht, wenn es ihm gelang, sie vor diese Spiegel zu bringen. Schon der Gedanke an sie und an das, was dort in den silbrigen Tiefen umherflackerte und über allem herumwirbelte, zerrte an seinen Nerven. Er musste sich gegen den Türrahmen lehnen und sich den Schweiß von der Stirn wischen. Seine Haut war kalt. Er fühlte sich krank.
    Mrs. Shafer tauchte weiter hinten im Flur wieder auf, hatte ihren Mann an der Hand gefasst und führte ihn aus dem Schlafzimmer. In der anderen Hand hielt Mr. Shafer einen schwarzen Spazierstock. Er sah auf und blinzelte. »Wer ist das denn? Wo ist er, Liebling?«
    »Da steht er doch«, plärrte sie den alten Mann an. »Direkt vor dir. Wir müssen die Wohnung verlassen, weil es irgendwo brennt, und du stellst mir solche Fragen? Also wirklich, ich muss schon sagen!«
    Wie üblich verfiel Mr. Shafer in Schweigen, weil er wusste, dass es keinen Zweck hatte zu widersprechen. Er seufzte nur bei jedem Schritt vor sich hin, und auf seinem Gesicht konnte man die Anstrengung sehen.
    »Wir nehmen den Aufzug«, sagte Seth mit zittriger Stimme. Das Ausmaß der Tat, die er geplant hatte, nahm ihm den Atem. Er weckte ein älteres Ehepaar auf, erzählte ihnen, es würde brennen, und wollte sie dorthin führen, wo sie auf grässliche Weise exekutiert würden.
    Er hielt ihnen die Aufzugtür auf und sah zu, wie sie hineinschlurften. Dann zwängte er sich zu ihnen in die Kabine und ignorierte Mrs. Shafers Protestgemurmel.
    Er drückte auf den Knopf, und der Lift fuhr in den achten Stock, ohne dass sie bemerkten, dass er sich nach oben anstatt nach unten bewegte. »Da wären wir«, sagte er dann. »Bitte sehr.« Er hielt Mrs. Shafer am Arm und führte sie hinaus in den Korridor.
    Dann schob er sie auf die Tür von Apartment sechzehn zu, die nur angelehnt war. »Wir werden Sie durch diese Wohnung hindurch nach draußen bringen. Unten ist alles blockiert«, sagte er und hoffte inständig, sie würden seine Anordnungen nicht infrage stellen, auch wenn sie völlig unsinnig klangen. Es gab keine Feuerleitern draußen am Haus, und sie befanden sich hier im achten Stock, zwischen den Apartments Nummer sechzehn und siebzehn. Hier konnte man niemanden evakuieren.
    Mrs. Shafer beugte sich nach unten und schrie ihren Mann an: »Ich glaube, wir tun am besten, was der junge Mann von uns verlangt.«
    »Nun ja, aber wo ist denn eigentlich die Feuerwehr?«, fragte er. »Dieser Mann da ist doch überhaupt nicht zuständig. Ich möchte gern mit dem Einsatzleiter sprechen. Riechst du hier irgendwo Rauch? Eben habe ich es noch gedacht.« Doch er ließ sich willenlos weiterführen.
    Erst als sie schon an der Schwelle zu dem rötlich schimmernden Flur angelangt waren, blieb Mr. Shafer stehen. »Lass mich, Liebling. Lass mich los. Ich sagte, du sollst mich loslassen! Da stimmt doch was nicht. Wo sind wir überhaupt? Da an der Tür steht Nummer sechzehn. Das hier ist diese Wohnung. Er bringt uns in dieses Apartment.«
    Seth merkte, dass es jetzt darauf ankam, und spannte sich an.
    Völlig verwirrt blieb Mrs. Shafer stehen, zupfte am Ärmel ihres Mannes und sah sich suchend um. Schließlich bemerkte auch sie die Nummer an der Tür. »Was? Das verstehe ich nicht. Dorthin? Da können wir nicht rein.« Ihre Stimme wurde wieder lauter.
    »Was hat das zu bedeuten?«, wollte Mr. Shafer wissen. Seine Stimme wurde jetzt

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