Apollonia
der Marlboro Man.
– So glad you’ve been waiting for me, sagte er, und dass wir doch mal einen schönen Ausflug machen müssten, nach Heidelbörg, und auf dem Neckar fahren und das Schloss sehen. Da seien viele von seinen Kumpels stationiert, und wir würden unsere T-Shirts im Partnerlook anziehen, und seine braunen Augen schimmerten so sehr, dass ich mich darin spiegeln konnte. Wenn er mich küsste, stand seine Oberlippe immer ein wenig vor, wie bei einem aufmüpfigen Jungen, und man hätte meinen können, er habe indianisches Blut. Ja, sagte er, er sei halber Cherokee, daher sein glattes braunes Haar, und er könne sich auch nicht unterordnen und daher hätte die Army so ihre Last mit ihm.
– Ah!, sagte ich bewundernd und erinnerte mich an seinen Oberkörper, wie glatt er war und ohne jegliches Härchen, ich konnte gut glauben, dass er von Winnetou abstammte, denn der war auch immer sehr glatt rasiert gewesen und hatte einen blitzeblanken Oberkörper gehabt, als er im Mondsee schwamm. Noch niemals war ein Indianer über die Westerwälder Wiesen gelaufen und hatte sich auf der Kirmes ein Mädchen geschnappt, und ich war die Erste. Ich war verliebt. Da kam Lydia Kosslowski, holte ein Schachtel Marlboro aus ihrer Brusttasche und sagte:
– Guck mal, die gehören dir, wo wir an der Tankstelle waren, und du hast auch noch die Uhr bei mir vergessen.
Jetzt reichte es mir aber. Wieso ging er mit ihr zur Tankstelle, und wieso hatte sie seine Uhr, und wieso sprach sie kein Wort mit Foreman? War da etwa schon wieder Schluss?
– Thanks, Luedi, sagte er und nahm sie kurz in den Arm und strich ihr eine Locke aus der Stirn. Diese Locke wollte ich ihr mit dem Feuerzeug abbrennen. Wieso hatte er den Arm um sie gelegt? Ich trank ganz schnell meinen Asco, sonst wäre was passiert.
– Hast da ’n ganz Süßen, sagte sie und strich vorbei.
– Wir müssen sie umbringen, sagte ich zu Bea. Aus der Musikbox kam »Cocaine, running around my brain« von Eric Clapton und dann »Solsbury Hill«.
– Aber die ist doch uninteressant, sagte Bea. Das sieht doch jeder, dass die bloß so für nebenbei …
– Der will doch von der nix, sagte Stefanie. Die versucht das bloß!! Allerdings, wenn ein Mann besoffen ist, und von der Lydia kann man ja alles haben, wenn man’s drauf anlegt, und der Mann, der hat ja so Drüsen, wenn das mit dem durchbrennt oder so … und wir sind ja alle noch Jungfrau, da weiß man natürlich nie!
Ich war zutiefst schockiert. Der Gedanke, mein heißgeliebter Jim, der so wunderbar küssen konnte und mich Sweety nannte und meine Sinne so verzauberte, dass ich die Füße nicht mehr voreinander setzen konnte und meine Clogs verlor, dieser Jim sollte unsere innige und heilige Liebe verraten an eine dusselige Schlampe wie Lydia Kosslowski und mit ihr über Tankstellen und in Küchen und womöglich noch Armeebetten gehen? So ein ausgebufftes und liederliches Miststück! Wie sie ihn anschaute! Nun trug ich auch noch aus Versehen die gleichen Kreolen wie Lydia, und wir sahen aus wie die Zigeunerinnen, die auf jedem nachgemachten Ölbild im Kaufhaus Schwenn im Treppengeländer zum ersten Stock hingen. Beinahe hätte ich ja auch schon, aber nein, ich war noch nicht so weit, schließlich ging es ja um Liebe! Und wenn ich mich nun beinahe an jemanden verschenkt hätte, der genauso gut im besoffenen Kopf mit Lydia Kosslowski rumspazierte, … ich war ganz durcheinander. Am besten, ich ging erstmal mit meinen Freundinnen in die Ecke und wir beratschlagten.
– Außerdem musst du ja auch aufpassen, damit du kein Kind kriegst!, sagte Brigitt. Das fehlt ja noch! Du bist noch nicht mal siebzehn!
– Ja, aber beinahe!
– Was macht man denn da??
– Patentex Oval!!!
Ich war geschockt. Was, um Himmels willen, war Patentex Oval??! Stefanie hatte das auch nur von Lydia Kosslowski gehört. Aber die wollte ich jetzt auf keinen Fall fragen.
– Das ist so Schaum, flüsterte Stefanie. Der quillt im Bauch auf und wird gelblich und riecht nach Katzenpisse und hilft, dass du keine Kinder kriegst!!
– Was kostet das?
– Ich weiß nicht, sechzehn oder achtzehn Mark, viel Geld, aber man kann es zusammenkratzen!
– Und das Gute daran – man braucht nicht zum Doktor!! Du kannst es einfach so in der Apotheke kaufen!
– Ja, aber dann sagen die es meiner Mutter!!!
– Nein!!! Machen die nicht!
Wir überlegten noch lange, was man machen sollte, ob man Jimmy beobachten musste rund um die Uhr oder ob man Lydia Kosslowski mal
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