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ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

Titel: ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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zurückzuweichen und sich in die hinterste Ecke des Käfigs zu kauern.
    Der ae’Magi hob ihr Gesicht, sodass ihre Blicke sich trafen, und sagte mit herrischem Ton: »Ich wüsste zu gern, wie er meine Sinnestäuschung durchbrochen hat.«
    Er konnte nicht davon ausgehen, dass eine Sklavin das, was geschehen war, begriff, daher sprach er zu sich selbst. Aber seine Worte waren gleichsam ein Auftakt – das, was jetzt kam, würde wehtun.
    »Aber er hat Euren Zauber nicht durchbrochen, Meister«, erwiderte sie entsetzt.
    Mit unbewegter Miene schaute er auf sie herab, und sie gab es auf, sich gegen den Drang, sich auf dem Boden des Käfigs zu einem Knäuel zusammenzurollen, noch länger zu wehren. Dann machte er eine winzige Bewegung mit einem Finger, und sie heulte laut auf, während ihr Körper sich unter dem Feuer seiner Magie hilflos verdrehte und wand.
    Jedes Mal, wenn er ihr das antat, war es schlimmer als das vorherige Mal. Aralorn sah zu, wie ihre Sehnen sich dehnten und spannten, brüllend aufbegehrten gegen die Marter, die sie erlitten. Als es endlich aufhörte, ließ sie den wilden Zuckungen, die sie schüttelten, freien Lauf, sagte sich, dass sie ihre Rolle spielte – doch sie fragte sich tief in ihrem Inneren, ob sie imstande gewesen wäre, dem Schmerz Einhalt zu gebieten, hätte sie es versucht.
    Als sie schließlich still dalag, sagte der ae’Magi sanft: »Ich mag es nicht, wenn man mir widerspricht, Kind. Er wusste, dass du kein Falke warst.«
    Es war vorüber. Vorüber. Noch einmal würde er das heute Nacht wahrscheinlich nicht tun. Und wenn doch, so würde er ihr zumindest ein bisschen Zeit geben, sich zu erholen. Jedenfalls konnte sie sich das einreden.
    »Ja, mein Gebieter«, krächzte sie heiser vom Boden des Käfigs. »Gewiss wusste er es, ich wollte Euch nicht widersprechen – wie könnte ich? Ich hatte nicht richtig verstanden, was Ihr meintet. Ihr wusstet, sein Magier hat den Zauberbann für ihn gebrochen, wie sonst hätte er es erkennen können?«
    »Welcher Magier?« Die Stimme des ae’Magi klang scharf, beinahe besorgt.
    »Er stand da hinten bei der Säule.« Sie deutete auf eine unbestimmte Stelle auf der anderen Seite des Saals, und der Erzmagier fuhr herum, als wollte er nachsehen, ob noch immer jemand dort war.
    »Was macht dich so sicher, dass er ein Magier war?«
    »Er vollführte Handbewegungen, wie Ihr es manchmal tut. Er verließ das Fest zusammen mit dem jungen König.« Aralorn sprach im Flüsterton, ganz so wie ein angsterfülltes Mädchen. Kein Unwille. Kein Protest. Seine Leibeigenen mochten unter ihm die schlimmsten Qualen erleiden, doch nichtsdestotrotz vergötterten sie ihn, selbst wenn sie vor Angst vor dem, was er tun könnte, bebten. Sie hatte es selbst gesehen.
    »Wie sah er aus?«
    »Ich weiß nicht, er stand im Schatten. Er war ganz in Blau gekleidet, mein Gebieter.« Blau war bekanntermaßen die Lieblingsfarbe des ae’Magi – ein gutes Drittel der Leute im Saal war in irgendwelche Blautöne gekleidet erschienen.
    »Was hat der Junge zu dir gesagt?« Er dehnte das Wort »Junge« nur eine Winzigkeit länger als nötig, offensichtlich gefiel es ihm besser als »König«.
    »Ich kann mich nicht erinnern …«
    Was immer er mit seinem Zauberspruch anstellte, es wirkte nicht nur auf ihren Körper – wenngleich ihre Muskeln in einer Weise verkrampften, dass sie fast meinte, ihre Knochen brechen zu hören. Der Schmerz schwächte Aralorns natürliche Widerstandskraft gegen seine anderen Zauber, und langsam und allmählich beschlich sie das neuerdings vertraute Gefühl von Schmach. Ich sollte versuchen, ihn mehr zu umschmeicheln. Warum bin ich nicht einfach fügsamer? Das hab ich jetzt davon … So plötzlich, wie es begonnen hatte, war es vorbei. Wieder lag sie hilflos zitternd und schluchzend am Boden.
    »Wenn ich dich etwas frage, erwarte ich eine Antwort.« Die Worte des ae’Magi klangen sanft.
    »Er hat mich gefragt, ob ich befreit werden möchte. Ich sagte ihm, dass ich nicht von hier fort will. Ich lebe nur, um Euch zu dienen, mein Gebieter. Es ist eine Ehre für mich, dem ae’Magi zu dienen …« Sie ließ ihre Stimme verebben. Sehr gut , beglückwünschte sie sich im Stillen, beschwichtige ihn, bleib in deiner Rolle . Das Keuchen, als sie gegen ihre Tränen ankämpfte, und das Wimmern zum Schluss waren ein hübsches Beiwerk; wirklich künstlerisch – schade nur, dass sie dies nicht schauspielerte.
    Er streckte ihr eine Hand hin, und sie presste sich dagegen,

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