ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)
zwischen ihr und dem Lager. Sie ritt so weit es ging, hielt Ausschau nach einer flachen Stelle, um wieder auf die andere Seite zu gelangen, doch es gab keine. Ihr blieb wohl oder übel nichts anderes übrig, als noch einmal zu schwimmen. Als sie abermals aus dem Wasser kamen, war Aralorn blau vor Kälte, und Schimmer strauchelte einige Male, bevor er seinen Trab wieder aufnahm. Wärmen war einer der leichteren Zauber, die sie konnte, trotzdem bekam sie ihn, durchgefroren und erschöpft, wie sie war, erst beim dritten Anlauf hin.
Als sie in vollem Tempo ins Lager sprengte, stoben die Leute vor ihr auseinander. Direkt vor Myrs Zelt hielt sie Schimmer an. Hervorgelockt von dem Hufgetrappel, trat Myr schon heraus, als Aralorn vom Rücken des Hengstes glitt.
»Was ist los?«, fragte er, als er sah, in welcher Verfassung sie war.
»Uriah … über hundert. Sie kommen … hierher.« Aralorn keuchte schwer, die Stimme heiser von etwas, das in den Großvater aller Erkältungen umzuschlagen drohte. Winterliche Flussdurchquerungen bewirken das zuweilen. »Die Höhlen. Wir können die Eingänge verteidigen. Kümmert euch nicht um die Zelte, aber schnappt euch so viel Proviant, Decken und Waffen, wie ihr könnt.«
Sie hatte noch nicht ganz zu Ende gesprochen, da handelte der König bereits. Die Kinder sollten unter der Führung von Stanis mit allem, was sie tragen konnten, vorgeschickt werden. Und noch bevor sich so etwas wie Panik breitmachen konnte, hatte Myr den Großteil der Lagerbewohner bepackt und auf den Weg zu den Höhlen gebracht.
Aralorn und Myr bildeten die Nachhut. Beim Aufstieg drehte sich Aralorn immer wieder um und lauschte, ob die Uriah schon zu hören waren. Das langsame Tempo, zu dem sie sich gezwungen sahen, da die meisten Leute zu Fuß waren, trieb sie schier in den Wahnsinn – aber andererseits wäre auch ein kollektiver Spurt noch zu langsam gewesen. Und so trottete sie neben ihrem erschöpften Pferd her und hoffte, dass Schimmer nicht zu abgekämpft war, um sie, falls die Uriah bedrohlich nahe kamen, zu warnen.
Als sie bei den Höhlen ankamen, war Aralorn selbst überrascht, dass sie den Uriah, zumindest vorläufig, entkommen waren. Licht stellte kein Problem dar – Licht, wie Feuer, war einfache Magie. Selbst die Kinder konnten schon die kleinen Leuchtbälle formen, die Magier anstelle von Fackeln benutzten.
Myr folgte Aralorn, als sie Schimmer in eine gesonderte Höhle etwa dreißig Meter vom Eingang führte – eine, die groß genug war, um ihren gesamten Tierbestand aufzunehmen. »Mir hat man erzählt, dass diese Bestien einen Menschen so zuverlässig aufspüren können wie ein Jagdhund und dass sie sich schneller fortbewegen als wir zu Pferde.« Myr sprach leise, sodass niemand außer Aralorn ihn hörte. »Ich hab nicht viel Erfahrung mit den Uriah. Alles, was ich weiß, ist, dass es äußerst schwer ist, sie zu töten, und sie fast ebenso immun gegen Magie sind wie ich.«
Aralorn nickte. »Sie mögen kein Feuer, also sorgt dafür, dass genügend Fackeln zur Hand sind. Dieser Haufen da« – sie machte eine ausladende Geste, die alle anderen in der Kaverne einschloss – »kann besser mit Fackeln kämpfen als mit Schwertern.«
Myr lächelte müde. »Und wegen des Anzündens der Fackeln brauchen wir uns bei dieser Ansammlung von Freizeitmagiern auch keine Sorgen zu machen. Ich schätze, der Einzige, der nicht mittels Magie eine Fackel entfachen kann, bin ich. Haris!« Der Schmied, der gerade damit beschäftigt war, das Verstauen der Vorräte zu organisieren, schaute zu ihnen hinüber. »Ich möchte, dass im Eingang Feuerholz aufgeschichtet und an einem sicheren Beobachtungspunkt jemand postiert wird, der imstande ist, es aus der Ferne in Brand zu setzen, wenn die Uriah kommen.«
Haris bedeutete ihm, dass er verstanden hatte, und Myr wandte seine Aufmerksamkeit wieder Aralorn zu. »Ich glaube, drei oder vier unserer Leute sollten in der Lage sein, das Feuer auf größere Distanz zu entzünden. Ich werde sie in Schichten einteilen.«
Aralorn fröstelte in ihren immer noch klammen Sachen. »Wir könnten Glück haben. Es gibt so eine Art Abwehr in der Nähe des Eingangs. Ihr könnt Euch die Runen ansehen, wenn Ihr wollt. Ich vermute, dass sie der Grund dafür waren, warum Edom die Höhlen nicht betreten wollte. Ihr erinnert Euch? Als er Astrid verloren hatte?« Sie hatte viel darüber nachgedacht und war zu dem Schluss gelangt, dass sie bei den Maßnahmen, die sie trafen, so tun sollten, als
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