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Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)

Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)

Titel: Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kurz , Frank Rieger
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Operationswerkzeuge per Hand und betrachtet das Kamerabild auf einem Monitor. Da die Orientierung des Kamerabildes und der Werkzeuge oft nicht intuitiv, zum Teil gespiegelt oder auf dem Kopf stehend ist und der Chirurg die Stäbe mit den Greifern per Hand führt, ist diese Operationstechnik kompliziert zu erlernen und nicht immer komplikationsärmer als eine konventionelle Operation.
    Das DaVinci-System bietet dem Chirurgen eine Übersetzung seiner Handbewegungen, die er nicht direkt in den Operationswerkzeugen, sondern an einem System mit digital abgetasteten Manipulatoren durchführt. Typisch menschliche Probleme wie das Händezittern oder versehentliches Abrutschen mit dem Skalpell werden so verhindert oder ausgefiltert. Die Skalierung von Bewegungen ermöglicht es, relativ große Hand- und Fingerbewegungen in eine minimale Bewegung der Chirurgiewerkzeuge des Roboters zu übersetzen.
    Mit solch einem DaVinci-Roboter zu arbeiten ist erstaunlich intuitiv. Für die Ausbildung und das Marketing hat die Firma Simulatoren entwickelt, mit dem Chirurgen den Umgang mit der Technik quasi als eine Art Computerspiel erlernen können. Zusätzlich gibt es Trainingsmodelle aus flexiblem Silikon, an denen man die Bedienung der verschiedenen Greifer und Chirurgiewerkzeuge üben kann. So können auch Nichtchirurgen das System erproben, ohne dabei Patienten zu gefährden.
    Die Chirurgenkonsole besteht aus einer fest montierten 3-D-Brille, in der das stereoskopische Kamerabild aus dem Operationsgebiet zu sehen ist. Die Unterarme des Arztes liegen entspannt auf breiten Polstern, mit Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger umfaßt er leichtgängig aufgehängte Stifte, an denen sich Tasten befinden. Die Handbewegungen werden nur dann auf die Operationswerkzeuge übertragen, wenn man die mittlere Taste drückt. Dadurch kann der Chirurg Arm und Hand ohne Verkrampfung in eine bequeme, präzise kontrollierbare Position bewegen, bevor er die eigentliche Bewegung ausführt.
    Die Greifer des Roboters öffnen und schließen sich durch Druck auf weitere Tasten an den Stiften. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit, die für das Training der Hand-Auge-Koordination benötigt wird, fängt der Nutzer an, die winzigen Robotergreifer ganz selbstverständlich zu benutzen. Weitere Funktionen, wie die Veränderung der Kameraposition, werden gleichzeitig mit Fußtasten gesteuert. Man merkt dem System die diversen Jahre kontinuierlicher Verbesserung und den starken Fokus auf die Ermöglichung benutzerfreundlichen, ermüdungsarmen Arbeitens deutlich an. Im Vergleich zu vielen anderen Telepräsenz- und Fernsteuersystemen wirkt es elegant, zuverlässig und ausgereift.
    Es werden bereits Erweiterungen getestet, in denen im Operationsgebiet bestimmte besonders sensible Bereiche, wie etwa Adern oder Nervenstränge, markiert werden können. Der Computer blockiert dann Bewegungen, die zu Verletzungen dieser Areale führen können. Ein nächster Schritt ist es, Routineaufgaben, wie etwa das Vernähen von Wunden, direkt von Computerprogrammen ausführen zu lassen. Das Kernprinzip von Telepräsenzrobotern ist es also, zuerst das menschliche Handeln von algorithmengesteuerten Sensoren und Aktoren, aber noch unter Kontrolle des Menschen ausführen und nach und nach bestimmte Aktivitäten vom Computer übernehmen zu lassen.
    Ein häufiger Kritikpunkt an solchen Chirurgierobotern ist, daß bedingt durch die hohen Kosten des Systems viele Operationen durchgeführt werden müssen, damit sich ein solches System amortisiert. Dies führt je nach Struktur des Gesundheitssystems offenbar in der Praxis tatsächlich dazu, daß es zu möglichst vielen chirurgischen Eingriffen kommt, selbst wenn möglicherweise ein anderes Operationsverfahren fachlich geeigneter wäre.
    Zum anderen gibt es auch Hinweise darauf, daß pro Chirurg mehr Operationen als ohne Roboter angesetzt werden, da das System ein ermüdungsärmeres Arbeiten erlaubt. Hier wie an vielen anderen Stellen der derzeitigen Automatisierungswelle führt die Technik also nicht dazu, daß die Arbeitsbelastung für den hochqualifizierten Menschen sinkt. Vielmehr wird es möglich, die »Ressource Mensch« effektiver auszulasten. Der Technik an sich ist das natürlich nicht anzukreiden, sondern wie immer den Umständen ihres Einsatzes und im konkreten Fall der Struktur und Incentivierung im Gesundheitssystem.
    Prinzipiell ist es auch möglich, die Steuerkonsole des Chirurgen nicht direkt im Operationssaal aufzustellen, sondern an

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