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Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)

Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)

Titel: Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kurz , Frank Rieger
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Reihenhaus-Standarddesigns auskommen, wird es wohl auch für die eigene Webseite gut genug sein.
    Echte Gewinner auch in diesem Spiel sind wieder einmal die Softwareentwickler, ohne deren Fähigkeiten noch immer wenig geht. Sie müssen sich zwar alle paar Jahre den aktuellen Trends bei Programmiersprachen, technischen Entwicklungsumgebungen, Softwarebibliotheken und -werkzeugen sowie neuen Projektmanagementmoden anpassen, deren Einführung wieder für eine Weile Berater in Lohn und Brot bringt, aber im Kern bleibt ihre Aufgabe und in weiten Teilen auch ihre Arbeitsweise gleich.
    Mit zunehmender Erfahrung steigt die Reputation eines Entwicklers und damit auch sein erzielbares Einkommen. Verschiedene neue Ansätze wie die Übertragung von einstigen Aufgaben der Softwareentwickler auf die Produktionsarbeiter, wie sie Rodney Brooks’ Rethink Robotics mit dem Baxter einführen, machen Programmierer nicht überflüssig, sie erweitern nur den Kreis der dazu Fähigen und erleichtern ihnen durch wiederverwendbare Bibliotheken und Apps die Arbeit. Da gleichzeitig die Zahl der programmierbedürftigen Systeme immer weiter steigt, ist dies eher eine zwangsläufige Notwendigkeit statt eine Gefahr für den Beruf des Programmierers an sich. Das Beherrschen, Kontrollieren, Programmieren, Überwachen und Warten der Maschinen wird zu einem immer wichtigeren Teil der menschlichen Arbeit, es ist daher unumgänglich, daß mehr Menschen die dazu notwendigen Fähigkeiten erwerben und andererseits die Softwareoberflächen einfacher werden, um es ihnen zu erleichtern.
    An etlichen Stellen wird die Rolle des Menschen als Kontrolleur der Maschinen nach und nach eher symbolisch werden. So wie bei den immer autonomer agierenden Drohnen, bei denen die »Kill Decision« am Ende nur noch ein zeremonielles Bestätigen der softwareerzeugten Entscheidungsvorlage sein kann, wird in vielen Mensch-Maschine-Symbiosen die Aufgabe darin bestehen, die nominelle Verantwortung zu haben. Die Illusion von Kontrolle durch einen Menschen soll aufrechterhalten werden, und sei es als Träger der Versicherungspflicht, wie etwa beim autonom fahrenden Auto. Wie gut solche Jobs bezahlt werden und ob die Menge an Verantwortung auch mit der Bezahlung korrespondiert, ist bei weitem nicht ausgemacht. Ein Anlagenfahrer, der in der Steuerzentrale eines eine halbe Milliarde Euro teuren Chemiereaktors sitzt, bekommt auch nur ein ordentliches Gehalt. Die eigentlichen Risiken werden von seiner Firma getragen, die sie, soweit möglich, versichert – oder sie im Schadensfall auf die Allgemeinheit abwälzt wie bei Atomkraftwerken.
    Natürlich ist es so, daß »die Algorithmen« (noch) keinen eigenen Willen haben, daß wir in unserem Drang, die Maschinen zu anthropomorphisieren, ihnen Persönlichkeit, Ziele und Pläne zuschreiben, die eigentlich diejenigen von anderen Menschen sind, welche die Software geschrieben oder die Algorithmen konzeptioniert haben. Keine Technologie ist ein neutrales Werkzeug, sie hat ihre spezifischen Eigenschaften und Auswirkungen, die sie mehr oder weniger problematisch machen. Es sind aber auch immer die Menschen und ihre Zwecke, Ziele und Ideale, die die Gestaltung und Anwendung und damit auch die Auswirkungen bestimmen.
    Die Technologie ist herausfordernd komplex geworden, ihre Gesichter sind vielseitig. Ihre Effekte, besonders im Bereich von schon vollständig autonom handelnder Software, etwa im Hochfrequenzhandel an den Börsen, lassen sich von außen wenig vom Handeln eines bewußten Wesens unterscheiden. Gerade bei ausgefeilten Agentensystemen, über deren innere Funktionsweise ihre Anwender weitaus weniger wissen als ein Kutscher über sein Pferd, wird es immer schwerer, im Auge zu behalten, daß Menschen sie programmiert haben und auch Menschen ihnen die Ziele, Aufgaben und Rahmenparameter setzen.
    So wie der Kutscher für sein Pferd ist jedoch auch der Banker für das Handeln seiner Tradingsysteme verantwortlich, selbst wenn er sie nicht mehr versteht und nur noch dann und wann an den digitalen Zügeln zieht, um die Richtung zu ändern. Wenn die Algorithmen durchgehen, sei es nun im Handelssystem oder im Auto, ist immer noch der Besitzer schuld. Die Frage, ob das gerecht und richtig ist, ob man nicht ab einer gewissen hohen Komplexitätsstufe eines technischen Systems die Verantwortung des Menschen reduzieren oder gar ganz abschaffen und statt dessen eine »elektronische Persönlichkeit« als Träger der Verantwortung definieren sollte, ist

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