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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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darin noch nicht vor, als Franklin D. Roosevelt in Warm Springs in Georgia starb.
    Von den vielen Elogen und Nachrufen, die Florentyna in den nächsten Tagen las, hob sie nur eine kurze Meldung aus der New York Post auf:

    Washington, 19. April – Es folgen die neuesten Verlustli-sten der Streitkräfte sowie Name und Anschrift der nächsten Angehörigen der Gefallenen und Verwundeten: ARMEE/MARINE-GEFALLENE: ROOSEVELT, Franklin D., Oberbefehlshaber. Ehefrau: Mrs. Anna Eleanor Roosevelt, Weißes Haus.

6
    Dem Eintritt in die Upper School von Girls Latin verdankte Florentyna ihre zweite Reise nach New York, da man die offizielle Schuluniform nur bei Marshall Field’s in Chicago und die vorgeschriebenen Schuhe nur bei Abercrombie & Fitch in New York kaufen konnte.
    Abel brummte etwas von lächerlichem Snobismus. Doch da er im soeben eröffneten New Yorker Baron Hotel zu tun hatte, willigte er ein, Miss Tredgold und seine elfjährige Tochter zu begleiten.
    Schon lange war Abel der Meinung gewesen, New York habe kein erstklassiges Hotel. Er bewunderte das Plaza, das Pierre und das Carlyle, fand aber, daß keines der drei Hotels dem Claridge in London, dem George V in Paris oder dem Danieli in Venedig das Wasser reichen konnte.
    Das war der Standard, den er für das New York Baron anstrebte.
    Florentyna merkte, daß ihr Vater mehr und mehr Zeit in New York verbrachte; das gute Einverständnis zwischen Vater und Mutter schien der Vergangenheit anzugehören; so häufig wurden die Streitigkeiten, daß Florentyna sich fragte, ob sie vielleicht mitschuldig war.
    Sobald Miss Tredgold die Einkäufe bei Marshall Field’s erledigt hatte – drei dunkelblaue Pullover, drei dunkelblaue Röcke, vier Blusen (weiß), sechs Unterhosen (dunkelblau), sechs Paar hellgraue Socken, ein dunkelblaues Seidenkleid mit weißem Kragen und weißen Manschetten – fuhr man nach New York.
    Sie nahmen den Zug zur Grand Central Station und gingen geradewegs zu Abercrombie & Fitch, wo sie zwei Paar braune Halbschuhe kauften.

    »Vernünftige Schuhe«, erklärte Miss Tredgold.
    »Niemand, der solches Schuhwerk trägt, kann Plattfüße bekommen.«
    Dann spazierten sie über die Fifth Avenue. Plötzlich stellte Miss Tredgold fest, daß sie allein war. Sie drehte sich um und sah Florentyna vor dem Schaufenster einer Parfümerie. »Zehn verschiedene Lippenstiftschattierungen für die elegante Dame«, verkündete ein großes Schild.
    »Meine Lieblingsfarbe ist rosarot«, bemerkte Florentyna hoffnungsvoll.
    »Die Schulvorschriften sind sehr streng«, sagte Miss Tredgold bestimmt. »Kein Lippenstift, kein Nagellack, kein Schmuck außer einem Ring und einer Armbanduhr.«
    Widerwillig trennte sich Florentyna von dem rosaroten Lippenstift und ging mit ihrer Erzieherin zum Plaza Hotel, wo ihr Vater sie im Palm Court zum Tee erwartete. Er konnte es sich nicht versagen, in das Hotel zurückzukehren, in dem er als Hilfskellner angefangen hatte. Obwohl er außer Old Sammy, den Oberkellner im Oak Room, niemanden erkannte, wußte jeder, wer er war.
    Nach einer Portion Eiscreme für Florentyna, Kaffee für Abel und Tee mit Zitrone für Miss Tredgold, kehrte Abel an die Arbeit zurück. Miss Tredgold warf einen Blick auf ihr Tagesprogramm und führte Florentyna zum Empire State Building. Als der Fahrstuhl den 102. Stock erreichte, war Florentyna schwindlig, und überdies konnte man nicht einmal bis zum Chrysler Building sehen, da vom East River Nebel aufgestiegen war. Miss Tredgold studierte ihr Programm und entschied sich für das Metropolitan Museum, das soeben ein großes Ölbild von Picasso erworben hatte: eine zweiköpfige Frau, deren eine Brust aus der Schulter wuchs.
    »Was hältst du davon?« fragte Florentyna.

    »Wenig«, meinte Miss Tredgold. »Ich glaube, er hat in Zeichnen die gleichen Zensuren wie du bekommen.«
    Florentyna wohnte gern in einem Hotel ihres Vaters und verbrachte Stunden damit, herumzuwandern und auf kleine Fehler. hinzuweisen. Schließlich, so sagte sie zu Miss Tredgold, hatten sie einiges in die Hotels investiert.
    Beim Dinner im Grill Room des New York Baron erklärte Florentyna dem Vater, daß ihr die Läden im Hotel mißfielen.
    »Warum?« fragte Abel automatisch, ohne viel auf die Antwort zu achten.
    »Es ist nichts Bestimmtes«, erwiderte Florentyna, »aber verglichen mit den Geschäften auf der Fifth Avenue sind sie alle schrecklich langweilig.«
    Abel kritzelte auf die Rückseite des Menüs: »Geschäfte schrecklich langweilig«,

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