Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
aufgehoben.
Wütend versuchte Eryn nun auf die Beine zu kommen, doch der grausame Harkon hatte auch seinen Erfrischungszauber zerstört. Und so merkte er, dass er noch betrunkener war, als er angenommen hatte. Äußerst wackelig kam er auf die Beine. Dann verkündete er:
„Ravenor mag sich kampflos ergeben haben, doch ich – niemals!“
Er torkelte einen Schritt nach vorne, verfing sich mit den Beinen in den Resten seines Sofas und schlug der Länge nach wieder auf dem Boden auf. Die Soldaten waren sofort über Eryn und fesselten ihn, dann zerrten sie ihn nach oben.
Sir Haerkin erwartete sie bereits vor dem Küchengebäude. Dort standen zehn weitere Soldaten und in sicherer Entfernung sammelten sich bereits Schaulustige an.
„Oh, eine Ehrengarde“, kommentierte Ravenor erfreut, als er die zehn Soldaten sah, wobei er Sir Haerkin bewusst ignorierte.
Sir Haerkin baute sich vor Ravenor auf und setzte seine Inquisition fort: „Wie seid ihr dort reingekommen und was habt ihr dort überhaupt verloren? Antworte, Rekrut!“
Treuherzig wie ein Hund und sehr überzeugt antwortete Ravenor: „Werter Sir, wir sind durch die Wand gegangen. Mein Freund hier ist ein großer Magier und das ist es doch, wie man als Magier reist“, dann flüsterte er verschwörerisch: „Und unter uns gesagt: Das Essen ist dort viel besser, als das, was wir sonst in unseren Schüsseln vorfinden.“
Sir Haerkin brummte vor sich hin: „Hoffnungslos betrunken“, und Ravenor brabbelte weiter: „Verloren haben wir dort nichts, aber gefunden...“
Sir Haerkin bellte seine Wachen an: „Knebelt den Idioten, das Gewäsch ist ja unerträglich.“
„...Wein, ein wunderbares Getränk. Warum seid Ihr so geizig, es uns vorzuenth...“ Dann stopfte jemand Ravenor einen Knebel in den Mund und der verstummte notgedrungen.
Eryn empfand die kurze Ruhe irgendwie als Wohltat. Ihm war grottenschlecht ohne seinen Erfrischungszauber. Doch nachdem Ravenors Redefluss zum Versiegen gebracht worden war, wandte sich Sir Haerkin Eryn zu.
„Nach den Statuten der Garde seid ihr folgender Vergehen angeklagt: Unerlaubtes Entfernen von der Truppe nachts, …“
Eryns Magen hob sich, weit im Hintergrund hörte er die Worte, doch konnte er dem Inhalt nicht folgen.
„…Diebstahl, Vandalismus, Beleidigung Seiner Hoheit, Trunkenheit, Verstoß gegen die Disziplin, ungebührliches Verhalten gegenüber einem Vorgesetzten. Sie haben die Ehre der Garde mit Füßen getreten und aufs Übelste beschmutzt. Gestehen Sie ihre Verbrechen ein, Rekrut?“
Eryn kämpfte und versuchte die Übelkeit zu unterdrücken.
Sir Haerkin brüllte ihn an: „Ich frage noch einmal, was haben Sie zu Ihren Verbrechen zu sagen?“
Dann war es vorbei. Eryn konnte nicht mehr und erbrach sich direkt vor dem Kommandanten, wobei das Erbrochene reichlich auf Sir Haerkins Stiefel spritzte.
„Das reicht! – Schafft sie weg!“
Inzwischen war Sir Haerkins Gesicht so rot angelaufen, dass es einer Tomate hätte Konkurrenz machen können. Eine der Wachen getraute sich zu fragen: „Sir Haerkin, wohin mit den beiden?“
„An den Pfahl, wohin sonst!“, explodierte Sir Haerkin. „Und Meldung an den Oberkommandierenden, Lord Boron. Magieschüler Harkon, Ihr geht und berichtet Lord Boron in allen Einzelheiten und bittet ihn, in meinem Namen das Strafmaß festzulegen.“ Dann fügte er noch hinzu: „Denn ich würde diese beiden Bastarde auf der Stelle hängen lassen!“
Harkon war zu dieser Zeit bereits ein Magier dritten Ranges und er hasste lautes Geschrei und das Herumkommandieren in der Kaserne. Aber Harkon war weder von adeliger Abstammung, noch besaß er Geld, und so konnte er nur als Magier beim Heer sein Wissen vertiefen. Seine Fähigkeiten waren hoffnungsträchtig, was ihm einen Platz in der Schwarzen Garde ermöglicht hatte. Dort gab es für ihn die besten Chancen für die Ausbildung, aber eben auch das Geschrei und die Rumkommandiererei.
Das ging ihm wieder einmal durch den Kopf, als er Lord Borons Kommandantenstützpunkt aufsuchte.
„Zu Lord Boron, bitte. Es ist dringend. Befehl von Sir Haerkin.“
Der Wachhabende entgegnete: „Lord Boron ist nicht hier. Ihr findet ihn im Schwarzen Turm bei Seiner Hoheit, dem Prinz von Ardeen, zum Frühstück.“
Wortlos wandte sich Harkon ab und schlug den Weg zum Turm ein. Na, Dankeschön auch. Und jetzt soll ich im Beisein des Prinzen diese Nachricht überbringen.
Am Tor der Zitadelle betete er erneut sein Sprüchlein herunter und
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