Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
„Sie ist in Naganor? Erstaunlich! Ich dachte, ihr hättet so einen Nichtangriffspakt und eine Bleib-dem-anderen-fern-Übereinkunft?“
Müde antwortete Prinz Raiden: „Ja, da siehst du, was solche politischen Verträge wert sind. Sie zerbrechen schneller als dünnes Eis in der Sonne. Unter dem Vorwand, Estell verheiraten zu wollen, ist sie hier, und ich soll das entscheiden. Du weißt, was ich von Ehen halte. Außerdem kenne ich mich nicht besonders gut mit den infrage kommenden Kandidaten der hohen Häuser aus. Was würdest du tun, weiser König?“
Danian lachte leichthin.
„Ich bin nicht weise. Ich bin nur bemüht, es recht zu tun. Estell ist doch noch sehr jung. Da hat das alles Zeit.“
„Meine Worte“, warf Raiden ein, bevor Danian fortfuhr: „Halte ein großes Turnier ab und sieh dir an, welche Herren Interesse zeigen. Das grenzt die Wahl ein und gibt dir die Möglichkeit, dir ein genaueres Bild zu machen.“
Der Vorschlag klingt nicht schlecht. Ein Turnier braucht eine längere Vorbereitungszeit und kann frühestens in ein paar Monaten stattfinden. Besser in einem Jahr, was mir eine ausreichende Zeitspanne einräumt, die Sache zu durchdenken. Oder auch nur vor mir herzuschieben.
Danian meldete sich wieder: „Kann ich auf dich zählen? Schickst du die Garde?“
Eine Hand wäscht die andere: „Nun gut, als Dank für deinen Ratschlag. Ich schicke sie morgen durch’s Tor. Nahe Wyvernwall gibt es ein weiteres Tor. Dann sind sie die Männer in kurzer Zeit vor Ort und du kannst beruhigter schlafen. Lord Danwick Durin soll ihnen Quartiere bereitstellen.“
Raiden sah im Spiegel, wie Danian zustimmend nickte.
„Ich verstärke zurzeit überall unauffällig die Truppen und habe zahlreiche Männer in Urus stationiert. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir in diesen unseligen Konflikt mit hineingezogen werden.“
Mein königlicher Bruder ist wirklich besorgt.
„Danian, ich wusste gar nicht, dass du Seherfähigkeiten hast“, frotzelte Raiden und Danian entgegnete: „Das, mein Lieber, sind nur königliche Intuition und Scharfsinn zum Aufdecken politischer Intrigen.“
„Die schwärzeste aller Magie...“, bemerkte Raiden, bevor sie sich verabschiedeten.
Wenn der Schwarze Prinz einmal in die Gänge kam, dann handelte er schnell und zielgerichtet. Als Erstes kontaktierte er Lord Danwick, der nur eine mäßige Freude zeigte, in so kurzer Zeit die halbe Garde unterbringen zu müssen.
Sir Danwick kann ruhig mehr Begeisterung heucheln, dachte der Prinz, bevor er sich daranmachte, die Garde in Marsch zu setzen.
Dreihundert Mann, bestehend aus den Magiern, den Regulären und der V. Kompanie.
Die berittenen Kompanien kann ich hinterhersenden. Was macht schon eine Woche aus? Der Bürgerkrieg wird ja nicht gleich morgen ausbrechen.
Es gibt unter den Magiern nicht viele, die durch die Tore reisen können, und dreihundert Mann durchzubringen, wird den ganzen nächsten Tag dauern.
Als Nächstes instruierte Prinz Raiden Meister Calwas und schickte dann nach Lord Boron.
Beim abendlichen Mahl hoffte Prinz Raiden auf ein schweigendes Essen. Der Tag war lang gewesen und das Letzte, was er nun hören wollte, war das Gekeife seiner Frau. Alles begann sehr schweigsam und schon hegte der Schwarze Prinz die Hoffnung, dass Lady Chrystell die Themen ausgegangen wären, doch kaum hatte sie ihr kleines Mahl beendet, da ging es auch schon wieder los.
„Es ist ein Affront, dass Ihr diesen Mann als Wache eingeteilt habt.“
Was ist nun schon wieder passiert? „Hmmm?“, brummte Prinz Raiden mit vollem Mund. Chrystells Stimme wurde noch eine Tonlage höher, da sie sich aufregte.
„Ist Euch aufgefallen, dass er aussieht wie Ihr, und mit derselben Stimme spricht!“
„Wieso hat er überhaupt geredet? Er ist als Leibwache eingeteilt, und die bewachen und reden nicht.“
Der Prinz warf einen Blick hinüber zu Eryn und Ravenor. Die beiden geben gerade keinen Anlass zu irgendeinem Tadel.
Die schrille Stimme Lady Chrystells stach erneut in sein Ohr: „Wenn ich ihn etwas frage, wird er wohl antworten! Und als ich ihn aufforderte, seinen Helm abzunehmen, da dachte ich zunächst, Ihr erlaubt Euch einen Scherz mit mir und habt Euch als Wache verkleidet.“
„Reiner Zufall, manche Leute sehen mir halt ähnlich. Na und!“
Das war ein bisschen zu simpel und brachte Lady Chrystell nur noch mehr auf die Palme.
„Das habe ich nicht verdient. Es ist eine Beleidigung, mir das hier so vor Augen zu führen. Ich bin eine
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