Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
bezahlt hat. Ich habe Strategien ersonnen. Taktiken. Ich war loyal. Nichts davon können Sie mir vorwerfen!«
    »Die Hundinga des Hungrigen Mannes schleichen durch die Hügel rund um den Palazzo. Er will mich töten, um Alessandro zu bestrafen. Für etwas, das nicht einmal seine Vorfahren, sondern Sie getan haben.«
    »Es ist nicht schade um einen oder hundert Carnevares. Costanza hätte nicht –«
    »Meine Großmutter war ein Monster, in mehr als einer Hinsicht.« Sie lächelte kalt. »Aber zumindest eines habe ich von ihr geerbt.« Sie öffnete den Mund einen Spaltbreit und leckte sich mit gespaltener Zunge über die Lippen.
    Auch ihre Sicht veränderte sich. In einem schattigen Winkel über der Tür erlosch eine winzige rote Wärmequelle, die siemit Menschenblick nicht hätte wahrnehmen können. Di Santis hatte Wort gehalten und die Kamera ausgeschaltet.
    »Haben Sie je zugesehen, wenn eine Lamia sich verwandelt, Trevini?« Langsam beugte sie sich näher zu seinem Gesicht hinab, um sicherzugehen, dass er sah, was mit ihren Augen geschah, mit ihren Pupillen. »Haben Sie Costanza jemals so gesehen? War es gerade das, was Sie an ihr so fasziniert hat?«
    Er behielt die Nerven, das musste sie ihm zugestehen. Dennoch spürte sie Triumph in sich aufsteigen. Sie hatte es im Griff. Zum ersten Mal behielt sie sich vollständig unter Kontrolle. Sie verstand nicht genau, wie sie es tat, nur dass es mit einem Gefühl von Überlegenheit einherging, das ihr bislang fremd gewesen war.
    »Ich will Antworten von Ihnen.« Es klang fast wie ein Zischen, kaum noch wie sie selbst. »Wenn ich das Gefühl habe, dass Sie aufrichtig sind, dieses eine Mal, dann lasse ich Sie am Leben.«
    Wie leicht es ihr fiel, so etwas zu sagen. Ein wenig erschreckte sie, dass sie jedes Wort davon ernst meinte, dass dies kein Bluff war. Es lag in ihrer Hand, ihm das Leben zu schenken. Oder es zu nehmen.
    Trevini schien sich im Blick ihrer Schlangenaugen zu verlieren. Etwas in seiner Miene verriet ihr, dass in diesen Sekunden sein Wille brach. Seine demütigende Arroganz war mit einem Mal verschwunden. Sie konnte Verletzlichkeit in seinem Atem riechen. Konnte seine Angst wittern wie Ausdünstungen aus seinen Poren.
    Ihre Lippen, jetzt ganz schmal, befanden sich nur eine Handbreit von seinem Gesicht entfernt. Er schwitzte, seine Augen wurden wässrig. Dennoch blinzelte er nicht. Starrte sie an wie eine in die Enge getriebene Ratte.
    »Haben Sie gewusst, dass Apollonio mein Vater ist?«, fragte sie.
    Sein Unterkiefer zitterte leicht, aber er sagte nichts.
    Rosas Stimme wurde schneidender. »Wussten Sie es?«
    »Ich … verstehe es selbst nicht«, stieß er hervor. »Und das ist die Wahrheit. Ich habe ihn auf dem Video gesehen, aber ich begreife die Zusammenhänge nicht.«
    »Ich kann es spüren, wenn Sie mich belügen.«
    »Ich habe Ihnen erzählt, dass Apollonio nach Costanzas Tod Kontakt zu mir aufgenommen hat«, sagte er stockend. »Aber ich bin ihm nie persönlich begegnet. Ich weiß nicht, warum Davide auf dem Video als ›Apollonio‹ angesprochen wird. Verstehen Sie, Rosa? Ich weiß es einfach nicht.«
    »Und trotzdem haben Sie mich nicht gewarnt. Weil Sie wollten, dass ich in Tränen aufgelöst zu Ihnen komme und Sie anflehe, mir zu helfen.«
    »Di Santis hat vorausgesehen, dass es anders kommen könnte.«
    Rosas Zunge tastete an ihrem Kinn hinab. Die Doppelspitze berührte raue Reptilienhaut. Sie musste sich konzentrieren, um die Verwandlung in diesem Stadium aufzuhalten, aber sie war nicht mehr sicher, ob sie das wirklich wollte.
    »Wer steckt hinter TABULA?«
    »Tun Sie das nicht«, sagte er.
    Sie runzelte fragend die Stirn. Hautschuppen rieselten auf ihre Nasenflügel.
    »Versuchen Sie nicht, es mit TABULA aufzunehmen«, sagte er. »Ihre Großmutter hat das einzig Richtige getan, als sie sich mit ihnen verbündet hat.«
    »Wer ist TABULA?«
    Er stieß schnaubend den Atem aus. »Niemand weiß das … Ich weiß es nicht.«
    »Aber Sie haben eine Vermutung, nicht wahr? Costanza muss es gewusst haben. Die Frage ist nur: Hat sie es nicht doch von Ihnen erfahren?«
    »Ich kenne Bruchstücke, kleine Teile des Ganzen. Keine Gesichter, keine Namen. Anfangs habe ich versucht, mehr herauszufinden, aber dann ist mir klar geworden, dass jede Antwort mein Ende sein kann. TABULA kennt ihre Feinde. Und TABULA lässt keine Gnade walten.«
    »Erzählen Sie mir, was Sie herausgefunden haben.«
    Er stöhnte gequält auf und versuchte, sich von ihrem Blick zu

Weitere Kostenlose Bücher