Arktis-Plan
stammte sie von einem von Vals Messern.«
Smyslov schnitt eine Grimasse. »Stimmt, aber sie hat mir die Wunde mit meiner Einwilligung zugefügt.«
»Was ist eigentlich auf dieser Felsbank vorgefallen, während ich am anderen Ende des Sicherungsseils gebaumelt habe?«
Smyslov gab ihm einen kurzen Überblick über die Abfolge der Ereignisse, angefangen mit dem Eisbruch und endend mit Smiths Rettung. »Danke für den Beistand.« Smith nickte. »Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen. Kann ich Ihnen eine persönliche Frage stellen?«
»Nur zu, Colonel.«
»Warum haben Sie nicht einfach Val die Kehle aufgeschlitzt und das Sicherungsseil durchgeschnitten?«
Smyslov schwieg einen Moment lang. »Das wäre in Einklang mit den Befehlen meiner Regierung gewesen«, erwiderte er schließlich. »Aber für eine Situation wie die, in der ich mich befinde, gibt es beim amerikanischen Militär einen Ausdruck: ›FUBAR‹. Ich glaube, das bedeutet ›fucked up beyond all recall‹, also so viel wie hoffnungslos verfahren.«
Smith brachte einen letzten Streifen Heftpflaster an. »Ja, das stimmt.«
»Das ist meine derzeitige Lage«, fuhr der Russe fort. »Ich wurde in Ihr Team eingegliedert, um Russland eine Bloßstellung auf internationaler Ebene zu ersparen und einen Abbruch der Beziehungen zwischen unseren Nationen zu verhindern. Die Speznas sind ebenfalls zu diesem Zweck auf die Insel eingeschleust worden. Aber jetzt ist alles FUBAR. Selbst wenn ich Sie und die Professorin dort oben auf der Felswand getötet hätte, wäre diese Bloßstellung
und die Entzweiung wohl nicht zu verhindern gewesen. Alles ist restlos außer Kontrolle geraten. Es ist viel zu chaotisch. Ihre Regierung würde den Fall untersuchen, und am Ende käme zweifellos die Wahrheit ans Licht. Wahrscheinlich war es von Anfang an ein aussichtsloses Unterfangen. Das ist mir klar geworden, und ich habe nicht den Wunsch verspürt, meine … Kameraden für nichts und wieder nichts zu ermorden.«
Wieder lächelte Smyslov bitter. »Verstehen Sie? Wir sind nicht alle so wie der Politoffizier der Misha.«
Smith zog Smyslovs blutgetränkten Parkaärmel mit einem Ruck über den frischen Verband. »Zu dieser Schlussfolgerung war ich bereits gelangt, Major.«
Er klappte seine Ärztetasche zu und lehnte sich an die grüne Eiswand der Höhle. Die SR-25 stand neben ihm. »Außerdem glaube ich, dass Sie Recht haben, was den Angriff auf die Forschungsstation angeht. Die Rechnung geht nicht auf. Es können nicht die Speznas gewesen sein. Ich befürchte, dass unsere dritte Interessengruppe mittlerweile auf der Insel eingetroffen ist, und wenn man bedenkt, wie sie mit Randi umgesprungen sind, müssen wir davon ausgehen, dass diese Neuankömmlinge eine gefährliche und ernstzunehmende Größe sind.«
»Dem pflichte ich bei, Colonel.«
»Würden Sie sich in Anbetracht der Tatsache, dass Ihr Auftrag, zu verhindern, dass die Wahrheit über den sowjetischen Erstschlag ans Licht kommt, gescheitert ist, auch meiner Auffassung anschließen, dass wir jetzt wieder ein gemeinsames Ziel haben? Nämlich das ursprüngliche Ziel unserer Mission, das darin bestand, zu verhindern, dass die biologische Kampfstoffladung der Misha in die falschen Hände fällt?«
Smyslov lächelte ohne jede Spur von Humor. »Meine Vorgesetzten wären vielleicht nicht meiner Meinung, aber mir persönlich wäre es lieb, nicht alles zu versauen. Dieses Anthrax könnte in die Hände tschetschenischer Rebellen oder einer anderen unserer heimischen
Terroristenbanden fallen. Es könnte ebenso leicht gegen Moskau oder St. Petersburg eingesetzt werden wie gegen New York oder Chicago. Nur das zählt jetzt.«
Smith hielt ihm seine Hand hin. »Willkommen im Team, Major.«
Der Russe drückte ihm die Hand. »Es ist schön, wieder mit von der Partie zu sein, Colonel. Wie lauten Ihre Befehle?«
Smith warf einen Blick in den hinteren Teil der Höhle. »Unsere beste Informationsquelle in Bezug auf diese neue Interessengruppe ist im Moment nicht verfügbar. Pläne können wir erst schmieden, wenn sie wieder ansprechbar ist. Ich hoffe, es kommt dazu. Was halten Sie fürs Erste von einer Tasse Tee?«
Wenige Minuten später hielten die beiden Männer dampfende Becher in den Händen und ließen die Wärme durch ihre Finger in sich sickern.
»Ich muss gestehen, Major«, sagte Smith, »dass es eine Frage gibt, die mich immer noch nicht in Ruhe lässt. Es betrifft die Operation Fünfter März: Warum wurde der sowjetische Angriff
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