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Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Titel: Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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das Fieber sie aufgefressen hatte. Er hatte ihren langsamen Atem beobachtet und wie die rauen Linien auf ihrem Gesicht weicher geworden waren. Der Tod machte ihre Schönheit zerbrechlich. Sie in nasser Erde zu verscharren war ein Sakrileg.
    Nachdem er ihr Grab fertig hatte, lag er auf dem Bett und dachte daran, ihr zu folgen. Es war tiefste Nacht, als er das Geräusch hörte. Ein dumpfes Klopfen von Stein auf Stein. Mit großer Anstrengung erhob er sich vom Bett. Die Wände des Zimmers drehten sich alarmierend. Er hatte keine Vorstellung, wie lange er dort gelegen hatte – Stunden vielleicht, oder gar Tage. Er blickte aus der Tür und sah zunächst nichts. Dann gewöhnten sich seine Augen an die bleichen Streifen aus Phosphoreszenz, die unter der Unterseite der Wolken daherzuckten. Eine dunkle Ansammlung von Schatten hockte über ihrem Grab und kratzte leise an den Steinen.
    »Candice?«, rief er, panisch vor Entsetzen. Dunkle, unterdrückte Bilder stiegen aus seinem Unterbewusstsein – Dämonen, Zombies, Ghouls und Trolle, und brachten ihn am ganzen Leib zum Zittern.
    Der Schatten zuckte zusammen, als er seinen Schrei vernahm, die Ecken verschwammen, wurden unheimlich substanzlos.
    Miran brüllte auf und stürzte aus der Hütte, die Muskeln befeuert von Wut und Rachedurst. Als er das Grab erreicht hatte, war der Xeno verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Einen Augenblick lang dachte Miran, er hätte Halluzinationen und sich alles nur eingebildet, doch dann sah er, dass der Sandstein bewegt worden war, und die Spuren von nicht-menschlichen Füßen. Er fiel schwer atmend auf die Knie und streichelte den Stein. Widerliche Phantasien, was der Xeno mit Candice angestellt hätte, wäre ihm sein Vorhaben gelungen, bedrohten die letzten Reste geistiger Gesundheit, die ihm geblieben waren. Von diesem Augenblick an hatte seine Zukunft nicht mehr in nebulöser Unsicherheit gelegen. Von diesem Augenblick an hatte er eine Aufgabe und ein Ziel. Er würde in diesem Tal bleiben, bis er sichergestellt hatte, dass Candice würdevoll in ihrer letzten Ruhestätte bleiben würde. Außerdem verlangte alles in ihm nach Rache an dem monströsen Grabschänder.
    Miran erhob sich vom Grab und ging an dem verwahrlosten Gemüsegarten vorbei und hinunter in Richtung Talboden. Die Wände des Tals waren hohe Gefängniswände, steile Hänge und Klippen voller lockerer Steine und hartem schilfigem Gras. Sie erhoben sich ringsum in schwindlige Höhen und erzeugten ein klaustrophobisches Universum, das ihn bis in alle Ewigkeit daran hinderte, nach draußen zu sehen. Nicht, dass er den Wunsch verspürt hätte; zu sehr war das Tal zwischen den Bergen mit allem verbunden, was in seinem Leben gut und schön gewesen war.
    Der Fluss verlief in weiten Schleifen vor ihm, mäanderte über die Talsohle, gespeist von zahllosen silbern glitzernden Rinnsalen, die aus unsichtbaren Spalten in den düsteren Bergen entsprangen. Schon wieder waren weite Bereiche der Wiesen unten am Wasser überschwemmt. Kahle Äste und tote nagetierähnliche Kreaturen tanzten in den schmutzigen Fluten. Weiter unten im Tal, wo die Flussufer stärker ausgebildet waren, hatten vereinzelte Bäume einen Halt gefunden, und ihre herabhängenden Äste hingen bis in das aufgewühlte Wasser.
    Dies war sein Land, der Ausblick, den er und Candice vorgefunden hatten, als sie den Sattel in den Hügeln am Anfang des Tals überwunden hatten. Gemeinsam hatten sie verloren im Zwielicht gestanden, voller Freude, in dem Wissen, dass es richtig war, dass sich ihr hoher Einsatz ausgezahlt hatte. Hier würden sie ihr Leben verbringen, hier würden sie Getreide anbauen für den Außenposten des ökologischen Bewertungsteams, als Gegenleistung für eine Urkunde über zwanzigtausend Morgen Land. Wenn die ersten Kolonisten eintrafen, würde dieser große Besitz sie reich machen, und ihre Kinder wären die ersten Handelsbarone von Jubarra.
    Miran blickte über das Tal und seine zerstörten Hoffnungen hinweg, während er sorgfältig plante. Er hatte die gestrige Jagd am Fuß einer steilen Schlucht auf der andern Seite des Flusses aufgegeben. Erfahrung und Instinkt waren in seinem Bewusstsein verschmolzen. Der Xeno war wenigstens zwei Tage lang durch die Ausläufer der nördlichen Talwand gestreift. Überall versteckten sich Höhlen im Fels dieser Gegend, und es gab zahlreiche einheimische Büsche, die Früchte trugen. Deckung und Nahrung; es war ein guter Platz. Selbst der Xeno suchte hin und wieder

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