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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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haben. Aber sie ließ nicht locker.
    »Ich kann Nehalenia fragen«, sagte sie.
    »Sie ist eine weise Frau. Sobald sie den Zauber anwendet, zürnen ihr die Nornen, und sie wird zur Hexe.«
    »Ich frage sie trotzdem!«
    »Bist du wirklich fest entschlossen, den Zauber, komme, was da wolle, anzuwenden?«
    Wie konnte er da noch fragen?
    »Ja.«
    »Nicht so leichtfertig, Elda. Es geht um das Leben eines Menschen!«
    »Um das Leben eines Römers, der mich noch dazu zur Ehe zwingen will.«
    »Ist es auch Zauber, so ist es dennoch Mord! Bedenke das.«
    »Worüber soll ich nachdenken, Ansar? Sein Leben oder meines!«
    »Dann lass es uns versuchen. Vielleicht gelingt es, vielleicht finden wir dabei den Tod.«

22
    Der ganze Sommer und Herbst hatte den Römern im Illyricum keine Vorteile verschafft. Nach wie vor brannten römische Villen und Siedlungen. Dass es Tiberius gelungen war, Sirmium zurückzuerobern, stellte keinen Trost dar, denn die Aufständischen griffen zeitlich und örtlich gezielt an, um dann so schnell wie möglich wieder zu verschwinden. Dass sich die Verluste der römischen Armee trotz Batos Vernichtungs-und Zermürbungstaktik erstaunlich gering hielten, verdankten sie dem Genie des Tiberius, der sich nicht von dem Breuker ins Bockshorn jagen ließ, alle aufgestellten Fallen umsichtig mied und die eigenen Truppen nicht konzentrierte, sondern ebenfalls klug verteilt einsetzte. Dadurch entwickelte sich die Auseinandersetzung auf Leben und Tod allmählich zum Nervenkrieg. Siegen würde, wer die besseren Nerven und die größere Ausdauer besaß. Und in dieser Hinsicht, das wussten sowohl Bato als auch Tiberius, waren die Römer den Breukern überlegen. Doch der römische Feldherr zweifelte nicht daran, dass der geschickte Anführer der Aufständischen desto gefährlicher werden würde, je mehr ihm die Luft ausging. Bato stand mit dem Rücken zur Wand, und es gab nichts zwischen Sieg oder Tod.
    Inzwischen war die römische Kriegsmaschinerie in Gang gekommen. Germanicus stellte in Italien ein Heer zusammen und marschierte mit diesen Legionen Marcus Plautius Silvanus, dem Statthalter der Provinz Asia, entgegen, der mit einem Korps von fünf Legionen die körperlich und seelisch stark angespannten zehn Legionen des Tiberius unterstützen wollte.

    Gut gelaunt ritt Marcus Plautius Silvanus an der Spitze seiner Kampftruppe neben Arminius. Sie hatten Moesia hinter sich gelassen und zogen durch das dalmatische Bergland. Tiefe Täler, hohe Berge – die Wege, die sich durch diese beeindruckende Landschaft zogen, waren für jeden ein Hochgenuss, der sie nicht mit Marschgepäck und Waffen passieren musste. Bald schon würden sie mit dem Heer des Germanicus zusammentreffen. In drei Tagen wollten sie dann bei Tiberius sein.
    »Wir kommen langsam in das Gebiet, das die Aufständischen kontrollieren«, warnte Arminius.
    »Sollen sie nur kommen«, winkte Plautius ab.
    »Wir sollten die lockere Marschkolonne auflösen und die Truppen in Kampfformation vorrücken lassen.«
    »Soll ich meinen Männern zumuten, mit der schweren Ausrüstung durchs Gebirge zu krabbeln? Das wären doch nur überflüssige Strapazen. Wo könnte Bato denn hier in den engen Tälern seine Reiterei zum Zuge bringen? Er wird nicht angreifen.«
    Arminius wandte sich dem Statthalter zu und blickte ihn erstaunt an. Er sah das Gesicht eines Mannes, der sich am liebsten mit Dichtung und Philosophie, mit Musik und Theater beschäftigte. Es beruhigte Arminius nicht, dass Plautius auch Verdienste als General erworben hatte.
    »Was macht dich da eigentlich so sicher, Statthalter?«, fragte er.
    »Bato hat noch nie eine so große Streitmacht angegriffen. Es wäre auch seine letzte Aktion gegen Rom.«
    »Er hat starke Verbündete.«
    »Das ist mir neu. Wen?«, fragte Plautius ehrlich überrascht. Die Selbstsicherheit war aus seiner Stimme gewichen.
    »Die Felsen, die engen Wege, die Abhänge, die Bäume«, erklärte Arminius mit großem Ernst.
    Plautius brach in ein lautes Gelächter aus, das im Gebirge widerhallte. »Was seid ihr Germanen doch für abergläubige Leute! Man kann sich nur wundern. Glaubst du wirklich, dass sich der Fels dort oben aufrichtet und sich mit tausend scharfen Zacken auf meine Männer wirft? Oder dass sich der Weg vor uns plötzlich wie eine Schlange um unsere Leiber legt und uns erdrückt?« Belustigt, als habe er selten einen besseren Scherz gehört, schlug der Statthalter Arminius auf die Schulter. Dieser lief tiefrot an.
    »Ich sage dir

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