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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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schon beenden, da rief Taru Otsamo:
    »Wir kommen nur, wenn Paula dort ist.«
    Jarkow antwortete nicht, das brauchte er auch nicht. Dass die Frau nach Kokemäki kam, war so sicher wie das Amen in der Kirche, nur so würde sie ihre Tochter zurückbekommen.
     
    Die Fältchen um die lebhaften Augen von Vikar Furow wurden zu dicken Strichen, als er seine schmale Hand auf die Schulter von Vater Peter legte, der schockiert im Speisesaal der Kirche der heiligen Xenia von Sankt Petersburg stand. »Wer spricht denn hier von Versagen, guter Mann. Der Patriarch hat angeordnet, dass ich die Verantwortung für die Suche nach dem ›Schwert des Marschalls‹ übernehme, weil ich Erfahrungen mit allen möglichen … Problemen habe. Du warst doch in gewisser Weise der Klügste von uns, als du gleich am Anfang darum gebeten hast, jemand anders möge diese Aufgabe übernehmen.«
    Vater Peter fühlte sich genauso wie einst als kleiner Junge. Der Musiklehrer, ein Mann mit gewandtem Auftreten, hatte ihm damals während der Chorproben für das Krippenspiel plötzlich die Verantwortung für das Heben und Senken desVorhangs übertragen und behauptet, das sei eine ehrenvolle Aufgabe. Er wusste, dass er das Vertrauen des Patriarchen enttäuscht hatte, was immer Vikar Furow auch versicherte. Es war ihm nicht gelungen, das »Schwert des Marschalls« ausfindig zu machen, und zu allem Überfluss hatte jemand spielend leicht das von ihm gewählte Versteck und Otto Forsman gefunden. Nach all dem würde er als Diakon irgendwohin gehen müssen, wo die Tränen auf den Wangen gefroren.
    »Aber eins wundert mich immer noch, warum hast du Sutela wieder aus den Augen gelassen, als du ihn gefunden hattest? Warum bist du den Finnen von da an nicht gefolgt?«, fragte Vikar Furow.
    »Warum ich ihnen nicht gefolgt bin? Ich? Wie wäre ich denn dazu in der Lage gewesen als ganz gewöhnlicher Priester?«, erwiderte Vater Peter erstaunt.
    Der Gesichtsausdruck des Vikars wurde angespannt, Furow war nahe daran, etwas zu sagen, ließ es aber dann sein, ging zur Tür des Speisesaals und öffnete sie.
    »Das war der FSB, der Forsman hier abgeholt hat. Nicht wahr?«, fragte Vater Peter, als ihm der Vikar in seinem eleganten Anzug bedeutete, an die Tür zu kommen.
    »Mach ein paar Tage Urlaub daheim in Moskau, vergiss das ganze ›Schwert des Marschalls‹, und arbeite danach so weiter wie bisher«, forderte ihn Furow ganz ruhig auf.
    »Es war noch jemand anders in dem Raum bei Forsman, bevor ich … das Bewusstsein verlor. Ein kahlköpfiger Mann mit fleckigem Gesicht, der merkwürdig aussah. Weißt du, wer das ist?«, fragte Vater Peter, obwohl er glaubte, die Antwort zu kennen. Er hatte von seinem Freund, der in der Kanzlei des Patriarchen arbeitete, alles über das Blutbad von 1996 in dem Grosnyer Gebetsraum und über die Männer erfahren, die damals gerettet wurden – Ilja Furow und Unteroffizier Konstantin Bogulow.
    »Du brauchst jetzt anscheinend wirklich etwas Erholung. Ich glaube, dass ich mich daran erinnern würde, wenn ich irgendwo einen kahlköpfigen Mann mit fleckigem Gesicht gesehen hätte«, sagte Vikar Furow, und seine Stimme klang noch sanfter als sonst. Er führte Vater Peter hinaus auf die Aarteenetsijäntie, schloss die Kirchentür und seufzte.
    Zum Glück hatte der arme Junge keine Ahnung, in was er da hineingeraten war. Wenn Vater Peter auch nur versehentlich etwas Wesentliches über das »Opferbuch« erfahren hätte, wäre es dem jungen Mann so ergangen wie Archimandrit Herman im Frühling vorigen Jahres. Herman war gefesselt, gefoltert und vor allem tot in seinem Zimmer im Mönchskloster Dawydowa Pusty aufgefunden worden. Alle wussten, dass dieses von freigebigen Schenkungen gemästete Kloster eines der reichsten Russlands war. Und dass auf dem Friedhof des Klosters einige Jahre zuvor zwei mächtige Mafiabosse begraben worden waren. Ihm, Vikar Furow, war es zu danken, dass niemand eine Zusammenarbeit Archimandrit Hermans mit den Kriminellen beweisen konnte. Er schützte die Kirche wenn nötig auch mit harten Mitteln.
    Das Schicksal Archimandrit Hermans grämte ihn immer noch, als er das Bibliothekszimmer betrat, in dem der FSB den alten Mann gefunden hatte.
    Furow wollte prüfen, ob Otto Forsman vor seinem Verschwinden etwas in dem Raum versteckt hatte: einen Brief, einen Hinweis, etwas, das den, der die Nachricht fand, auf die Spur des »Opferbuches« führen könnte. Forsman war auf so paranoide Weise vorsichtig gewesen, dass er

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