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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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und Sorgfalt gehörten nicht dazu.
    Ratamo nahm vom Tisch ein benutztes Papierhandtuch und reichte es Loponen. »Bitte die russischen Behörden um eine Erklärung für den Zwischenfall mit den Schüssen in Jäniskoski, sag meinetwegen, dass irgendwelche Touristen deswegen eine Anzeige erstattet haben. Befrage Bekannte von Sutela, bitte den MI5 um Amtshilfe zur Untersuchung von Sutelas Londoner Wohnung, rede mit dem Kollegen von der Kriminalpolizei, der die Morde an Forsman und seiner Pflegerin untersucht, ruf Sutelas Schwiegervater an und wisch dir die Mayonnaise vom Hemd.«
     
    Auf der Fahrt zur Abrahaminkatu unterhielten sich Ratamo und Riitta Kuurma über die Einzelheiten der Ereignisse in der letzten Woche, soweit das bei dem Geratter des Käfersmöglich war. In einem der kurzen Momente, in denen beide schwiegen, dachte Ratamo, dass er wahrscheinlich keine einzige andere Frau genauso gut gekannt hatte wie Riitta, nicht einmal seine verstorbene Ehefrau. Vielleicht könnten er und Riitta nun schon Freunde sein, immerhin waren seit dem Ende ihrer Beziehung bereits über zwei Jahre vergangen. Er beschloss, Riittas zwei Tage alte Einladung in ein Straßenrestaurant anzunehmen, sobald die laufenden Ermittlungen zu Ende waren.
    »Diese Bude ähnelt mehr einem Museum als einer Wohnung. Bis hin zum modrigen Geruch«, sagte Riitta Kuurma im Flur von Otto Forsmans chaotischem Zuhause. Sie öffnete rasch den obersten Knopf ihrer ärmellosen Hemdbluse und stieß das Fenster auf. Es waren fast dreißig Grad.
    »Déjà vu«, konstatierte Ratamo leise. Er stand genau an derselben Stelle auf dem von Papierschnipseln bedeckten orientalischen Teppich wie vor fünf Tagen, als er mit Eerik Sutela in der Wohnung gewesen war, und starrte abermals das Schwert mit der geraden Klinge und die dunkle Stahlscheide an, die an der Wand hingen.
    Er ging zu der Waffe, kniff die Augen zusammen und las den Text auf einem kleinen Schild: »Carl Gustav Emil Mannerheims Kavallerieoffiziersdegen 1893. Länge: 94 cm, Breite am Schaft: 2,7 cm. Am Schaft Prägung: E. Svalling, Eskilstuna. Knauf vergoldet, Parierstange durch dekorative Perforierung erleichtert. Auf der Vorderseite der Parierstange eine Königskrone, darunter ist der nach außen gewandte finnische Löwe befestigt. Heft: Holz, bezogen mit schwarzem Leder.«
    Ratamo wurde klar, dass er das Schwert des Marschalls anstarrte. Die Ereignisse der letzten Tage schienen zu einem einheitlichen Ganzen zu verschmelzen. Otto Forsman besaß das Schwert des Marschalls. Und Forsman hatte mit seinem Sohn Eerik alle Orte der versteckten Briefe schon inden siebziger Jahren besucht. Hatte sich Otto Forsman die Geschichten in den Briefen doch selbst ausgedacht?
    »Arto, von diesen Notizbüchern gibt es jede Menge«, rief Riitta und unterbrach damit seine Gedankengänge. Er wich den herumliegenden Gegenständen aus, schlängelte sich durch bis ins Wohnzimmer, das Forsman zu seinem zweiten Arbeitszimmer gemacht hatte, und spürte, wie ihn die Verzweiflung packte. Hier lagen noch mehr Blätter, Bücher und Mappen herum, als er in Erinnerung hatte.
    »Forsman hat die allerwichtigsten Dinge in einem kleinen gelben Notizbuch notiert. Das suchen wir jetzt«, sagte Ratamo und blieb mitten in dem Chaos stehen.
    Wo würde er selbst seinen wertvollsten Gegenstand verstecken, grübelte Ratamo, und dann schoss ihm durch den Kopf, dass er ja nicht einmal etwas Wertvolles besaß. Er rief sich Ketonens Bericht über sein Gespräch mit Frau Sutela in Erinnerung: Sie hatte nur einmal heimlich in dem Notizbuch geblättert, als Forsman es auf seinem Schreibtisch vergessen hatte.
    Staub wurde aufgewirbelt, und Krimskrams prasselte auf den Fußboden, als Ratamo mit einem Arm alles herunterfegte, was auf dem großen Schreibtisch lag. Dann riss er unsanft alle sechs Schubkästen heraus und durchsuchte deren Inhalt. Nichts. Auf allen vieren tastete er die Unterseite und die Ränder der Tischplatte ab. Umsonst.
    »Nun mach doch nicht gleich alles kaputt«, sagte Riitta verärgert und nahm ein Schubfach, dessen Griff beschädigt worden war. Sie versuchte ihn zu richten, aber er regte sich nicht. Sie drehte kräftiger und schaffte es schließlich, dass der Griff sich bewegte. Plötzlich löste er sich mitsamt einem handtellergroßen Holzstück aus dem Schubfach.
    »Hier ist es!«, jubelte Riitta Kuurma, als sie das im Rand der Schublade versteckte kleine Notizbuch erblickte.
    Ratamo setzte sich neben sie auf den Teppich, nahm

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