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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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möglicherweise sogar die Ehrlichkeit von Vater Peter angezweifelt hatte. Doch Furow fand nichts, weder hinter den Heizkörpern oder in den Fensterrahmen noch unter dem Teppich. Er war gezwungen, die Bände im Bücherregal durchzublättern.
    Das Telefon klingelte, als er gerade das Buch »Die Bedeutungder Ikonen« von Leonid Uspenski und Wladimir Lossky in die Hand nahm. Die Nummer dieses Handys, das er bei Vater Peter konfisziert hatte, kannte nur einer – Eerik Sutela. Der Mann, von dem einfach zu vieles abhing. Furow hoffte, dass der Finne noch nicht vom Tod seines Vaters erfahren hatte, und meldete sich.
    »Endlich kann ich Sie erreichen. Sie haben die Wahrheit gesprochen. Taru Otsamo verrät tatsächlich Informationen an den FSB. Es scheint so, als brauchte ich … Hilfe.« Eerik Sutela hörte sich erschöpft an.
    »Gut, dass Sie anrufen. Ich bin heute Morgen wegen Ihnen von Moskau nach Helsinki geflogen. Sie dürfen …«
    »Wer sind Sie?«, fragte Sutela in barschem Ton, als ihm klar wurde, dass er nicht mit demselben Geistlichen sprach wie bisher.
    »Ich bin Vikar Ilja Furow, der persönliche Sekretär des Patriarchen von Moskau und ganz Russland.«
    In der Leitung herrschte für einen Augenblick Schweigen, Sutela dachte nach und beschloss dann, das Gespräch fortzusetzen, was hätte er auch sonst tun sollen. »Das ›Schwert des Marschalls‹ befindet sich in Kokemäki, einer Kleinstadt zweihundert Kilometer von Helsinki entfernt. Der FSB hat die Tochter meiner Reisegefährtin entführt und ist erst bereit, das Mädchen freizulassen, wenn er das Dokument in Kokemäki, im Predigthaus des heiligen Henrik, erhält.«
    »Ich bin sicher, dass ich Ihnen helfen kann. Der FSB wird einsehen, dass Menschen nicht … zu Schaden kommen dürfen, dafür werde ich sorgen. Der Geheimdienst wird wohl kaum dem Patriarchen auf die Zehen treten wollen.«
    Vikar Furow fühlte sich erleichtert. Er wusste nun, dass er den Wettkampf um das »Opferbuch« gewinnen würde. Schon bald könnte er erfahren, was das Dokument alles beinhaltete. Der Patriarch hatte ihm nicht viel über dasBuch erzählt. Furow wusste nur, dass es Beweise für den Befehl Präsident Bukins zur Erarbeitung eines Biowaffenprogramms der Armee mit der Bezeichnung »Ikarus« und für Bukins Anordnung, aus dem Vogelgrippevirus H5N1 eine biologische Waffe zu entwickeln, enthielt. Er hatte seine Informationen an den Leiter des FSB weitergegeben, der seinerseits Präsident Bukin unterrichtet hatte.
    Furows Zuversicht schwand, als ihm die »Flunder« einfiel. Würde im Predigthaus des heiligen Henrik etwas Ähnliches geschehen wie vor knapp zehn Jahren in jenem Gebetsraum in Grosny?

43
    Helsinki, Samstag, 12. August
    Arto Ratamo gab Gas und lenkte seinen grellgelben offenen Käfer durch die Toreinfahrt in der Merimiehenkatu auf den Innenhof des Hauptquartiers der Sicherheitspolizei, weil es zu viel Zeit gekostet hätte, erst in das unterirdische Parkhaus zu fahren. Mit der Rückkehr an seinen Arbeitsplatz schwanden endgültig alle Urlaubsgefühle. Zum Glück hatte er noch Zeit gehabt, Nelli anzurufen, und dabei erfahren, dass Marketta in ihrem Ferienhaus ein strenges Regiment führte. Zumindest brauchte er also nicht zu befürchten, dass Nelli zu viel Zeit mit diesem dreizehnjährigen Kater namens Jere verbrachte.
    Es wurmte ihn, dass er zur Chefin gehen und über den Fall Forsman-Sutela berichten musste, das Herumsitzen in einer Besprechung würde die Ermittlungen nicht einen Millimeter voranbringen. Otto Forsmans Wohnung hatte er auch noch nicht durchstöbert, obwohl er jetzt wusste, was er suchen musste – ein kleines gelbes Notizbuch. Ratamo hatte mit jedem Moment mehr das Gefühl, einen Fall zu untersuchen, den er noch nicht einmal ansatzweise begriff. Welcher Zusammenhang bestand zwischen den Angreifern von Jäniskoski und Rapola, den Morden an Forsman und seiner Pflegerin und den auf den frühgeschichtlichen Burgbergen versteckten Briefen? Jetzt bereute er, dass er die Ereignisse der letzten Tage nicht ernst genug genommen hatte.
    Ratamo zog seine Keycard am Hintereingang der Ratakatu 12 durch das Lesegerät, passierte den Metalldetektor und das Durchleuchtungsgerät und betrat den Aufzug.
    Im operativen Raum in der zweiten Etage war nicht das geringste Zeichen von Hektik zu erkennen. Ratamo zog seine Jacke aus, hängte sie über die Stuhllehne und entblößte ein T-Shirt mit dem Text: »Wenn die Welt kleiner wird, warum steigen dann die Taxipreise?« Die

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