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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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dasBüchlein in die Hand und öffnete es vorsichtig. Die Seiten waren mit winzigen, kaum leserlichen Schriftzeichen in verschiedenen Farben so voll gekritzelt, dass er es am liebsten in die Ecke geworfen hätte.
    »Nun bleib mal ganz ruhig. Wir lesen alle Notizen durch und überlegen erst danach, ob man daraus schlau wird oder nicht«, sagte Riitta Kuurma betont langsam. Sie kannte Ratamo und wusste, wenn er erst mal Feuer gefangen hatte, war er ungeduldiger als ein Spürhund, der Witterung aufgenommen hatte.
    Ratamo versuchte ruhig zu bleiben, aber das Buchstabieren von Forsmans Hieroglyphen dauerte furchtbar lange. Oben rechts auf der ersten Seite stand mit rotem Filzstift geschrieben die Ziffer Eins.
Grenzübertritt … Führer für den Jungen, ein Polizist (ein Bekannter) … Lenin … Kuokkala … Ahti Sirviö.
Die Notizen waren nur einzelne Wörter ohne Zusammenhang, aber bei Ratamo lösten sie einen Aha-Effekt aus: Sie erinnerten ihn an den Brief aus der Höhle bei Jäniskoski.
    Ratamo hatte eine Idee. Ohne sich um Riitta Kuurmas Proteste zu kümmern, blätterte er weiter, bis er fand, was er suchte: Die Seite mit der Ziffer Zwei oben rechts.
Molotow … Otto Wille Kuusinen … Die Regierung von Terijoki … Der Winterkrieg endete.
All diese Wörter tauchten in dem zweiten Brief auf. Sie waren auf der richtigen Spur.
    »Das ist genau das Notizbuch, das wir suchen!«, rief Ratamo und blätterte erregt weiter. Riitta Kuurma wollte ihrem Kollegen das Büchlein gerade entreißen, da erstarrte Ratamos Hand. Auf die letzte Seite des Notizbuchs waren mit deutlicher Handschrift sechs Wortpaare geschrieben:
     
    Lenin – Papst Benedikt XII.
    Winterkrieg – Ecgtheow
    Fortsetzungskrieg 1. – David
    Fortsetzungskrieg 2. – Kirche
    Eerik – Backsteinkapelle
     
    »Was bedeutet das?«, fragte Riitta Kuurma und beugte sich so nah zu Ratamo hin, dass sich ihre Gesichter fast berührten.
    Ratamo stand auf und betrachtete nachdenklich die Blätter, die auf dem Fußboden herumlagen. »Lenin und Papst Benedikt XII. Im ersten Brief stand etwas über Lenins Frau, und der erste Hinweis bezog sich auf eine Bannbulle, die Papst Benedikt XII. im Mittelalter erlassen hatte.«
    »Und die anderen? Könnte man aus denen schließen, was der Hinweis in dem Brief von Rautjärvi bedeutet?« Jetzt konnte sich auch Riitta Kuurma für seine Idee erwärmen.
    Ratamo dachte angestrengt nach. »In den Briefen, die in Rapola, auf dem Burgberg in Rekottila und in Onkemäki gefunden wurden, war die Rede davon, welchen Anteil das ›Schwert des Marschalls‹ an der Beendigung des Winterkrieges hatte und was mit ihm während des Fortsetzungskrieges passiert ist. Das heißt, dieses letzte Wortpaar ›Eerik – Backsteinkapelle‹ muss sich auf den fünften, den letzten Hinweis in dem Brief aus der Teufelskirche in Rautjärvi beziehen.« Die Freude über den Erfolg beim Kombinieren verflog, als Ratamo einen ziehenden Schmerz in der Brust spürte. Er machte sich allmählich ernsthaft Sorgen um seine Gesundheit.
    »Ich gratuliere!«, sagte Riitta Kuurma begeistert. »Nun müssen wir nur noch herausbekommen, was das Wortpaar Eerik und Backsteinkapelle bedeutet.«

44
    Moskau, Samstag, 12. August
    »Neunundvierzig, fünfzig …« Der Präsident der Russischen Förderation Wadim Wladimirowitsch Bukin setzte seine Bauchmuskelübungen auf dem Fußboden des Schlafzimmers fort, obwohl er sein morgendliches Pensum bereits absolviert hatte. Binnen kurzem würde die physische Anstrengung seine Verärgerung abklingen lassen. Manchmal wusste man schon früh am Morgen, dass der Tag nichts als Unannehmlichkeiten bringen würde, und das war auf jeden Fall so ein Tag. Er war vor zehn Uhr aufgewacht und würde sein allmorgendliches Training im Schmetterlingsschwimmen trotzdem nicht mehr schaffen, weil diese Unheilsprophetin mit dem Dutt gleich zu ihrem Besuch eintreffen würde.
    Als es an der Tür klopfte, hörte der Präsident mit der Schinderei auf.
    »Frau Doktor Surowa wartet unten«, meldete die Sekretärin, warf einen Blick auf Bukins enge Boxershorts und entfernte sich, als der Präsident nickte.
    Bukin zog die Gardinen auf und betrachtete die prächtige, erst kürzlich sanierte Kirche, den Hubschrauberlandeplatz, die Gemüsebeete und die sich im Wind wiegenden Birken im Garten seines Wohnsitzes in Nowo Ogarjowo. In der Regel entwickelte er keine emotionale Bindung zu Orten, aber seine Villa mochte er aus irgendeinem Grund. Vielleicht, weil sie ursprünglich für

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