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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Gräueltaten, die sich in denArchivmaterialien fanden, und die Informationen, die Olga Gusarowa herausgesucht hatte, stützten Forsmans Behauptungen ebenso wie die Neuigkeiten, die der Sekretär des Patriarchen, Vikar Furow, am Morgen telefonisch mitgeteilt hatte. Auch die orthodoxe Kirche kannte ein Dokument namens »Opferbuch« und wusste um die Brisanz der darin enthaltenen Informationen. Jarkow fand keine Ruhe mehr, er wollte all diese Sachen am liebsten loswerden.
    Bei einem genüsslichen Zug geriet ihm der Rauch in die falsche Kehle, er räusperte sich und legte die Zigarre auf den Rand des Aschenbechers. Als Nächstes musste er den Chef der Nachrichtendienstfiliale in Helsinki fragen, welche Fortschritte es bei der Suche nach Otto Forsman gab. Die Zusammenarbeit mit Maxim Gataulin klappte so gut wie Eislaufen auf Sand, der Mann empfand die vorübergehende Übertragung seiner Befehlsgewalt an einen Major des FSB als persönliche Beleidigung. Dieser Gataulin war sehr von sich eingenommen und vermutlich neidisch auf seine, Jarkows, Beliebtheit bei den Frauen. Jarkow schraubte seinen schweren Körper ächzend aus dem Sessel und zuckte zusammen, als es laut an der Tür klopfte.
    Gataulin trat ein, nachdem er die Erlaubnis dazu erhalten hatte.
    »Forsman ist gefunden«, meldete der großgewachsene und breitschultrige Mann. »Gewissermaßen. Es sieht so aus, als hätten wir Forsmans Versteck entdeckt, aber er hat es noch geschafft, zu verschwinden. Das Gebäude wird natürlich rund um die Uhr überwacht.«
    Jarkow erstarrte, als er das Vibrieren des Handys in seiner Tasche spürte. Er wusste, wer der Anrufer war, die Nummer dieses Telefons kannte nur eine Person. Jarkow dankte Gataulin für die Informationen und scheuchte ihn halb mit Gewalt aus dem Zimmer. Es war nicht verlockend, mit der Finnin zu reden, ungewollt musste er daran denken,was es für ein Gefühl wäre, wenn sein eigenes Kind verschwände.
    »Du hast verlangt, ich soll sofort anrufen, sobald ich etwas Neues erfahre. Geht es meiner Tochter gut?« Die Verbindung war schlecht, Taru Otsamos Stimme ging in dem Rauschen fast unter.
    »Hat der Professor einen neuen Brief gefunden? Habt ihr ihn? Wo ist das nächste Dokument?«, fragte Jarkow in forderndem Ton auf Englisch. Die Frau brauchte nicht zu wissen, dass er Finnisch sprach.
    »Ich habe das Dokument versteckt, der von Bischof Maunu Besiegte.« Taru gab die Worte wieder, die sie sich eingeprägt hatte. »Das ist der neueste, der dritte Hinweis, aber Eerik Sutela hat noch nicht erklärt, was das bedeutet.«
    »Was enthielt der Brief sonst noch? War darin die Rede von Russland?«
    »Im Finnland-Kapitel ging es um den Beginn des Fortsetzungskrieges und im Geschichts-Kapitel um irgendwelche Kämpfe im Mittelalter. Und dann hat Sutela alles Mögliche über finnische Könige und Sagas und Geschichten gelabert.«
    »Und der Mann von der Sicherheitspolizei, was will der als Nächstes tun? Ist er …«
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich meine Tochter wiederhaben will!«, schrie Taru Otsamo, schluchzte laut und hörte, wie die Verbindung abbrach.
    Taru ließ sich in ihrem Zimmer im Hotel Hamburger Börse auf das Bett fallen und spürte, wie ihr die Tränen kamen, dann klingelte ihr Handy. Sie beschloss, nicht ranzugehen, als sie das Wort Mutter auf dem Display blinken sah. Sie hatten an diesem Tag schon zweimal miteinander gesprochen. Es war ihr zuwider, die eigenen Eltern zu belügen, aber wie hätte sie sonst erklären sollen, dass sie nicht sofort nach Ivalo zurückkam, um Paula zu suchen. Sie hatteerzählt, man habe sie wegen des Schocks ins Krankenhaus bringen müssen, aber nun käme sie bald nach Hause. Das war eine Notlüge, früher oder später musste es herauskommen, dass sie geschwindelt hatte.
    Sie zündete sich eine Zigarette an. Die Kidnapper waren Russen, da war sie sich ganz sicher, warum hätte der Anrufer sonst gefragt, was in dem Brief über Russland gesagt wurde. Aber wessen Befehle führten die Kindesräuber aus?
    Taru schaute durchs Fenster auf die Menschen, die über den Markt in Turku gingen. Die einen hatten es eilig, andere schlenderten geruhsam vorbei, und manche Leute waren auf den Markt gekommen, um Bekannte zu treffen. Das war das ganz normale Leben. Auch sie wusste jetzt, was das für ein Gefühl war. Bevor Leo wegging, hatte sie das allererste Mal einen Alltag gehabt, den sie genoss.

25
    Helsinki – Peredelkino, Freitag, 11. August
    Die Vertretung des Moskauer

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