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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Wällen. Die Römer hatten die Wälle der Festung aus Sand gebaut, den sie mit Grassoden belegten, und dann auf der Wallkrone eine hölzerne Palisade errichtet. Der Wall muß schon schwach gewesen sein, als er gebaut wurde, aber die Festung war schließlich nie etwas anderes gewesen als eine Art Ausdruck und ein Ort, an dem eine kleine Abteilung Soldaten vor dem Seewind Schutz suchen konnte, während sie das Leuchtfeuer unterhielt. Die hölzerne Palisade war inzwischen völlig verfault, Regen und Wind hatten einen großen Teil des Sandwalls abgetragen, an einigen Stellen erreichte er jedoch immer noch vier bis fünf Fuß Höhe. Der Morgen stieg hell und klar auf. Wir beobachteten, wie eine Gruppe kleiner Fischerboote zur Tagesarbeit auf See hinausfuhr. Danach lag nur noch die Prydwen am Ufer des Meeres-Sees. Arthurbach und Seren spielten am Wasser im weißen Sand, wo es keine Brecher gab, während Galahad mit Culhwchs letztem Sohn die Küste entlangwanderte, um nach etwas Eßbarem zu suchen. Sie kamen mit Brot, Klippfisch und einem Holzeimer voll frischer, warmer Milch zurück. Wir waren alle seltsam glücklich an jenem Morgen. Ich erinnere mich, daß wir lachten, als wir beobachteten, wie Seren den Hang einer Düne hinunterrollte, und wie wir jubelten, als Arthurbach ein dickes Bündel Seetang aus dem seichten Wasser auf den Strand heraufschleppte. Die riesige grüne Masse muß fast ebensoviel gewogen haben wie er selbst, aber er zog und zerrte und schaffte es irgendwie, das schwere Gewirr bis an die zerfallenen Wälle der Festung zu wuchten. Gwydre und ich applaudierten seinem Kraftakt und kamen dann ins Gespräch. »Wenn es mir nicht bestimmt ist, König zu werden«, sagte Gwydre, »dann hat es eben nicht sein sollen.«
    »Das Schicksal ist unerbittlich«, entgegnete ich, und als er mich fragend ansah, lächelte ich. »Das war einer von Merlins Lieblingssprüchen. Das und ›Sei nicht albern, Derfel!‹ Für ihn war ich einfach immer albern.«
    »Ich bin sicher, daß Ihr das wart«, beteuerte er gutherzig.
    »Wir alle waren albern. Außer vielleicht Nimue und Morgan. Wir anderen waren einfach nicht klug genug. Deine Mutter, vielleicht, aber er und sie sind niemals richtige Freunde geworden.«
    »Ich wünschte, ich hätte ihn besser kennengelernt.«
    »Wenn du alt bist, Gwydre«, sagte ich, »kannst du immer noch allen Leuten erzählen, daß du Merlin kennengelernt hast.«
    »Und keiner wird mir glauben.«
    »Nein, vermutlich nicht«, pflichtete ich ihm bei. »Denn bis du alt bist, werden sie neue Geschichten über ihn erfunden haben. Und über deinen Vater.« Ich warf eine zerbrochene Muschel über den Festungswall. Von fern her übers Wasser hörte ich den seltsamen Gesang von Männern und wußte, daß sie die Prydwen zu Wasser ließen. Nicht mehr lange, dachte ich, jetzt dauert es nicht mehr lange. »Vielleicht wird ja niemand jemals die Wahrheit erfahren«, sagte ich zu Gwydre.
    »Die Wahrheit?«
    »Über deinen Vater«, gab ich zurück, »und über Merlin.« Schon jetzt gab es Lieder, die Meurig den Sieg bei Mynydd Baddon zuschrieben –
    ausgerechnet Meurig –, und viele Gesänge, die Lancelot über Arthur hinaushoben. Ich sah mich suchend nach Taliesin um und fragte mich, ob er diese Lieder berichtigen würde. Am Morgen hatte der Barde uns erklärt, daß er nicht beabsichtige, mit uns zusammen das Meer zu überqueren, sondern nach Siluria oder Powys zurückwandern werde; ich selber glaube, daß Taliesin nur so weit mit uns gekommen war, weil er dadurch mit Arthur sprechen und sich von ihm selbst seine Lebensgeschichte erzählen lassen konnte. Vielleicht hatte Taliesin aber auch in die Zukunft gesehen und war gekommen, um zu beobachten, wie sie sich entwickelte. Was immer auch seine Gründe gewesen sein mochten, der Barde unterhielt sich jetzt mit Arthur. Doch urplötzlich ließ Arthur Taliesin stehen und eilte zum Ufer des Meeres-Sees hinab. Dort blieb er eine ganze Zeit stehen und spähte gen Norden. Dann machte er unvermittelt kehrt und rannte zur nächstgelegenen Düne. Er kletterte hinauf, wandte sich um und spähte wiederum nach Norden.
    »Derfel!« rief Arthur. »Derfel!« Ich rutschte den Festungshang hinab, lief quer über den Sand und erklomm die hohe Düne. »Was seht Ihr dort?« fragte mich Arthur aufgeregt.
    Über den glitzernden Meeres-See hinweg starrte ich angestrengt nach Norden. Ich sah die Prydwen auf halber Höhe ihrer Helling, ich sah die Feuer dort, wo Salz gesiedet und der tägliche

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