Ascalon – Das magische Pferd, Band 1: Ascalon – Das magische Pferd. Die Wächter des Schicksals (German Edition)
wiederbegegnen.«
»Ich werde Sie bestimmt nicht enttäuschen.« Muriel schwang sich auf Ascalons Rücken, schnalzte mit der Zunge und ließ den Wallach antraben.
Muriel, die Wächterin des Schicksals , dachte sie bei sich. Verstohlen tastete sie noch einmal nach dem Ring an ihrem Finger, um sicherzugehen, dass er auch wirklich da war.
Ein magischer Ring. Es war einfach unglaublich! Endlich würde sie die Abenteuer erleben, von denen sie immer geträumt hatte, und das Beste: Ascalon würde immer an ihrer Seite sein.
Der Sprung zurück über den Weidezaun wirkte wieder seltsam entrückt. Die Tigermotte hatte die weißen Latten noch nicht hinter sich gelassen, die Weinbergschnecke sich so gut wie gar nicht bewegt. Mit einem gewaltigen Satz landete Ascalon in eben dem Augenblick auf der Wiese, als er Stunden zuvor zum Sprung angesetzt hatte.
Mit weit ausgreifenden Schritten galoppierte er am Zaun entlang, umrundete die Wiese und kam schließlich unmittelbar vor Titus zum Stehen, der ungeduldig gewartet hatte und sie schwanzwedelnd begrüßte.
»Hi, Titus! Da bin ich wieder.« Muriel rutschte von Ascalons Rücken, als sei nichts geschehen. Aber dem Hund konnte sie nichts vormachen. Schnuppernd und schnüffelnd stupste er ihre linke Hand immer wieder mit seiner feuchten Schnauze an, als gäbe es dort etwas, das sein Interesse geweckt hatte.
Der Ring!
Muriel schmunzelte.
»Lass das, Titus!«, schalt sie lachend und hielt die Hand so hoch, dass der große Sennhund sie nicht erreichen konnte. »Das ist nichts für dich. Komm jetzt, wir müssen zurück ins Haus.«
Muriel schlang die Arme zum Abschied noch einmal um Ascalons Hals und schmiegte die Wange an sein weiches Fell. Dann drehte sie sich um und lief, gefolgt von Titus, auf das Haus zu. Obwohl sie so viel erlebt hatte, war an Schlaf nicht mehr zu denken. Aber sie konnte wenigstens noch eine Weile in ihrem Bett liegen und in Ruhe über all das Aufregende nachdenken, das ihr heute widerfahren war, ehe der neue Tag begann.
Ein Wink des Schicksals?
Am nächsten Morgen hatte Muriel es mit dem Aufstehen nicht eilig. Es war Samstag. Sie hatte weder Hunger noch Durst und, was eigentlich selten vorkam, nur wenig Lust, sich mit jemandem zu unterhalten.
An diesem besonderen Morgen war sie sich selbst genug.
Immer wieder dachte sie an die Ereignisse der vergangenen Nacht. Die Sorge, dass alles nur ein Traum gewesen sein könnte, vertrieb sie damit, dass sie den silbernen Ring in den dünnen Sonnenstrahl hielt, der durch einen Spalt zwischen den geschlossenen Vorhängen hindurch auf ihr Bett fiel und das Metall aufblitzen ließ.
»Wächterin des Schicksals«, sagte sie leise und genoss den wohligen Schauer, den die Worte ihr über den Rücken jagten.
Wohin würde wohl ihre erste Reise gehen?
Welche Abenteuer mochten sie dort erwarten?
Welche Geheimnisse würde es dort zu bewahren geben?
Je länger sie darüber nachdachte, desto aufgeregter wurde sie.
Pock … pock … pock-pock-pock.
»Muriel? Bist du schon wach?«
Das war Vivien.
Muriel seufzte, ließ den Ring schnell unter der Bettdecke verschwinden und legte sich so hin, als sei sie gerade aufgewacht.
»Jetzt ja!«, knurrte sie unwirsch. »Was willst du?«
»Nichts!«, kam von draußen fröhlich die Antwort. »Ich wollte dich nur aufwecken. Mama sagt, du verschläfst sonst noch den ganzen Samstag.« Vivien kicherte und rannte davon.
»Blöde Kuh!« Muriel warf sich auf die andere Seite. Eigentlich hatte sie vorgehabt bald aufzustehen, aber sie gönnte ihrer kleinen Schwester nicht den Triumph, sie geweckt zu haben. Also wartete sie noch eine knappe Stunde und tat, als sei sie noch einmal fest eingeschlafen, ehe sie im Sleepshirt die Treppe hinunterging und gespielt verschlafen in die Küche tappte.
»Dios mío! Mi chica!« Teresa kam sofort herbeigeeilt, legte ihr die Hand auf die Stirn und fragte besorgt: »Du bist doch nicht etwa krank?«
»Nein, nur müde.« Muriel gelang es tatsächlich zu gähnen.
»Aber du bist ganz blass.« Teresa zog einen Stuhl heran. »Komm und setz dich erst mal«, sagte sie. »Nach einem kräftigen Frühstück fühlst du dich bestimmt gleich besser.«
»Ich fühle mich gut, wirklich«, beteuerte Muriel, während sie sich setzte. »Und ich habe keinen Hunger.« Sie fing einen misstrauischen Blick von Teresa auf und fügte rasch hinzu: »Jedenfalls nicht viel.«
Auf keinen Fall wollte sie Teresa einen Grund geben, sie für krank zu halten. Kranke gehörten für die
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