Ascalon – Das magische Pferd, Band 2: Ascalon – Das magische Pferd. Das Geheimnis der Maya (German Edition)
unaufhörlich in ihren Gedanken, doch wie sie es auch drehte und wendete, ihr fiel keine Lösung ein. Während sie noch überlegte, hörte sie Schritte sich nähern. Im ersten Moment glaubte sie, es wären die Ballspieler, die aus dem Palast kamen. Aber dann erkannte sie, dass die Schritte von jemandem stammten, der eilig über den Platz hastete.
Gleich darauf hörte sie eine Stimme leise vor sich hin schimpfen: »… alle einfach verschwunden … nichtsnutziges Pack … mich mit der ganzen Arbeit allein gelassen … werden schon sehen, was sie …«
Muriel blickte auf und sah einen ergrauten Maya mit hellem, aber fleckigem Gewand, der in einigen Metern Entfernung eilig an ihr vorbeiging und direkt auf die Palastwachen zuhielt. Haltung und Gesichtsausdruck zeugten von großem Unmut, dem er auch lautstark Luft machte, als er vor die Wachen trat.
»Wo sind die Dienstboten?«, herrschte er die Männer an.
Die Antwort konnte Muriel nicht verstehen, aber die Reaktion des Mannes machte klar, dass sie ihm nicht gefiel. »Weg?«, rief er aus. »Alle? Man hatte mir zugesagt, dass der Palast mir heute Helfer schicken würde. Bei Huracán, einer oder zwei hätten genügt, aber ich warte schon den ganzen Morgen und niemand lässt sich blicken.«
Die Wache sagte wieder etwas, aber der Mann war so aufgebracht, dass er einfach weitersprach. »Das Spiel, das Spiel«, rief er erbost aus. »Alle haben nur dieses Spiel im Kopf. Niemand schert sich darum, was getan werden muss. Ich habe meine Waren noch heute abzuliefern, das habe ich den Priestern zugesagt. Aber wenn sie mir keine Helfer schicken, kann ich meinen Verpflichtungen nicht nachkommen.« Doch wie er auch tobte und wetterte, die Wachen blieben ebenso stur, wie sie sich schon Muriel gegenüber verhalten hatten.
Der Mann hob die Hände theatralisch zum Himmel und wollte gerade erneut anfangen zu schimpfen, da entdeckte er Muriel, die stehen geblieben war, um die seltsame Szene zu beobachten. Von einer Sekunde auf die nächste wich alle Wut aus seinem Blick. »Der großen Acna sei Dank«, stieß er hervor, drehte sich um und kam mit schnellen Schritten auf Muriel zu. »Dich schickt die Muttergöttin. Ich fürchtete schon, ich sei der Einzige in ganz Tikal, der nicht zu dem Spiel gehen kann. Du wirst mir doch sicher helfen, nicht wahr?«
»Nun ich … ich …« Muriel war vollkommen überrascht und wusste nicht, was sie antworten sollte.
»Es ist nicht schwer, was ich von dir verlange, und ich will dich auch gern dafür entlohnen. Alles, was du tun musst, ist, ein paar Tonfiguren, etwas Geschirr und ein paar Krüge aus meiner Werkstatt am Fuße des Tempelbezirks in den Palast zu tragen. Diese nichtsnutzigen Bediensteten haben mich einfach im Stich gelassen. Wollen lieber das Ballspiel sehen, statt mir zur Hand zu gehen. Dabei sind die Beigaben für Ah Coyopa noch nicht einmal alle fertig gebrannt. Ich kann den Ofen nicht lange unbeaufsichtigt lassen und mir rennt die Zeit davon.«
… die Beigaben sind noch nicht fertig. Muriel horchte auf. Als sie den Mann näher betrachtete, fiel ihr auf, dass sein Gewand nicht fleckig, sondern von einer trockenen braunen Masse verschmutzt war. Sand – oder Ton.
Muriel spürte, wie ihr Herz vor Aufregung heftig zu pochen begann. Der Maya musste ein Töpfer sein. Ein Künstler, der offenbar Geschenke fertigte, die dem Priesterfürsten nach seinem Ableben mit auf die letzte Reise gegeben werden sollten. Wie es aussah, bereitete man im Palast schon alles für den möglichen Tod Ah Coyopas vor, gaukelte dem Volk aber gleichzeitig vor, dass der Priesterfürst noch eine Überlebenschance hätte. Muriel erinnerte sich, dass in dem Zeitungsartikel etwas von kleinen Tonfiguren gestanden hatte, die mit im Grab gelegen hatten. Und auf den Bildern, die sie bei der Göttin gesehen hatte, war deutlich tönernes Geschirr zu sehen gewesen. Vielleicht hatte der Mann ja sogar den Tonkrug mit Jäger und Hirsch gefertigt, in dem der Kodex versteckt worden war …
»Na, was ist, willst du mir nun helfen?«, hörte sie den Maya fragen. »Es ist keine schwere Arbeit. Du musst die Tonfiguren nur sehr vorsichtig tragen und hier im Palast abgeben.«
»Helfen will ich gern«, entgegnete Muriel, die eine Chance witterte, doch noch in den Palast zu kommen. »Aber die Wachen lassen mich nicht hinein. Ich wollte gerade …«
»Um die Wachen mach dir keine Sorgen, denen werde ich was erzählen«, fiel ihr der Maya ins Wort. Abrupt drehte er sich um, ging zurück
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