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Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Titel: Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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was ich so mach den ganzen Tag.«
    »Jede Wette, sie fragt sich, womit sie so einen Verlierer wie dich als Sohn verdient hat. Ich schick jedenfalls jemanden wegen der Kamera vorbei. Sei ein braver Junge und rück sie raus, okay? Die Karre kannst du hier stehen lassen.«
    »Dann sind wir im Geschäft?« In Alfies Stimme erklang neue Hoffnung.
    »Vielleicht. Erzähl keinem was davon. Komm nächste Woche wieder.«
    Alfie scharrte mit den Füßen. »Ich bin pleite, Gaz …«
    »Ich geb dir jetzt kein Geld. Du würdest es rumzeigen und damit auf den Putz hauen, und irgendjemand würde es bemerken. Das Gleiche ist mit der Kamera. Wenn ich sie dir lassen würde, würdest du versuchen, sie zu verkaufen.«
    »Nur ein paar Pfund als Anzahlung?«, fragte Alfie mit wenig Hoffnung in der Stimme.
    »Keine Anzahlung. Du tust genau das, was ich dir sage. Du gehst nach Hause, holst die Kamera aus ihrem Versteck und wartest auf die Kontaktperson, die ich dir schicke. Danach wartest du eine Woche. Du redest mit niemandem. Du fängst nicht an zu schwatzen, weder in irgendeinem Pub noch sonst irgendwo in der Gegend. Nicht hier in der Stadt und nicht in diesem Kaff, Weston St. Wasauchimmer, wo deine Familie wohnt. Und geh mir in der Zwischenzeit nicht auf den Wecker …«
    »Schon gut …«, murmelte Alfie niedergeschlagen.
    Gaz sah seinem Besucher hinterher, bis dieser um die Ecke verschwunden war. »Blöd wie zwei Dielenbretter«, murmelte er. Er kehrte in sein Büro zurück und griff nach dem Telefonhörer. Als eine Stimme antwortete, meldete er sich: »Gaz hier. Möglicherweise habe ich, wonach Sie suchen.« Er legte den Hörer wieder auf, und dann, in einem plötzlichen Anfall von Jähzorn, packte er die schmuddelige Ausgabe der Gelben Seiten und schleuderte sie in die gegenüberliegende Ecke des Büros. »Ich muss etwas gegen diese kleinen Biester unternehmen«, sagte er zu sich selbst.
    Gervase Crown ging langsam und mit in die Hosentaschen geschobenen Händen auf die Staffelei und die wartende Petra zu. In dem Versuch, ihre Aufregung zu kontrollieren, begann Petra, sich Details seines Äußeren einzuprägen, wie sie es bei ihren tierischen Motiven zu tun pflegte. Sie hatte das deutliche Gefühl einer unterschwelligen, animalischen Rastlosigkeit, die von ihm ausging, und sie fragte sich, ob er auf jeden Menschen in seiner Umgebung eine derartige Wirkung hatte. Oder bin ich die Einzige, die es spürt? Er trug einen navyblauen Pullover und hatte sich einen dünnen Schal um den Hals geschlungen. Sie würde dieses Detail in das Porträt aufnehmen, welches bereits vor ihrem geistigen Auge erstand. Er hatte sich die Haare wachsen lassen, sodass sie eine wilde Mähne bildeten. Sie waren immer noch dunkel, obwohl die Sonne eine goldene Patina hineingebleicht hatte und die ersten grauen Strähnen zum Vorschein gekommen waren. Auch die Strähnen mussten in das Bild. Sonne und Seeluft hatten seiner Haut eine satte olivfarbene Bräune verliehen. Seine blauen Augen wirkten wie ein Fehler – als wenn ein anderer, weniger aufmerksamer Maler den falschen Pinsel zur Hand genommen hätte.
    »Hallo«, sagte er.
    »Hi«, erwiderte Petra.
    »Soll ich gehen?«
    Sie hätte natürlich mit »Ja« antworten sollen, ohne zu zögern. »Nein, setz dich«, sagte sie stattdessen. »Dort steht ein Stuhl.«
    Er nahm auf dem farbbespritzten Holzstuhl Platz, der für Besucher bereitstand, und streckte die Beine aus. Sie hätte vorschlagen können, zum Haus rüberzugehen, wie sie es mit Kit getan hatte, doch hier war es besser. Das Atelier war ein neutraler Ort. Wenn man jemanden in sein Haus einlädt, lädt man ihn in sein Leben ein , dachte sie bei sich. Doch war Gervase nicht bereits ein Teil ihres Lebens? Sitze ich nicht wegen ihm hier, gefesselt an diesen Rollstuhl? Vielleicht hatte Kit recht. Vielleicht fehlte ihm das ganz normale Einfühlungsvermögen, das anderen Menschen üblicherweise zu eigen war. Andererseits – wie er dort saß, wirkte er schon ein wenig verlegen. Oder war lediglich der Stuhl unbequem? Der Holzstuhl war klein, und da der Boden der Scheune nicht ganz eben war, wackelte er überdies.
    Er machte keine Anstalten zu reden, also musste sie es tun. »Es tut mir leid, was ich über Key House gehört habe«, sagte sie. »Es ist schwer beschädigt, heißt es.«
    Er zuckte die Schultern. »Es ist ausgebrannt, total zerstört. Ich war gerade dort, um es mir anzusehen. Wer auch immer es war, er hat ganze Arbeit geleistet. Ich schätze, der Brand

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