Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
aus, dass Angreifer und Brandstifter ein und dieselbe Person sind – oder suchen wir nach zwei Personen?«, fragte Morton. »Ich komme allmählich durcheinander.«
»Bleiben Sie unvoreingenommen, Phil«, riet ihm Carter freundlich.
Morton starrte ihn wortlos an.
Als der Wagen am Abend vor Monica Farrells Cottage hielt, sprang ihm Millie voller Erwartung aus der Tür entgegen – um wie angewurzelt stehen zu bleiben, als sie sah, dass ihr Vater nicht alleine war. Für einen kurzen Moment riss sie erstaunt den Mund auf, dann schloss sie ihn wieder. Jess fand sich einer ebenso eingehenden wie kritischen Prüfung unterzogen.
Auf dem Weg hierher hatte Jessica daran gedacht, Carter zu fragen, ob er Millie informiert hatte, dass ihr Vater jemanden mitbrachte.
»Das habe ich Monica überlassen«, war er ihrer Frage ausgewichen.
Monica hatte es offensichtlich dem Schicksal überlassen.
»Das ist eine Freundin, eine Arbeitskollegin von mir, Millie«, erklärte Carter seiner Tochter nun einigermaßen verlegen.
Jess spürte einen Funken Verärgerung in sich. Sie hatte das Gefühl, einfach ins kalte Wasser geworfen worden zu sein. Entweder Carter oder Monica hätten den Weg ebnen müssen, bevor ein Neuankömmling auf dem Spielfeld auftauchte.
»Sie heißt Jessica Campbell – sie und Monica kennen sich«, ergänzte er lahm.
»Aha«, quittierte Millie diese Information.
»Hi Millie«, sagte Jess. »Schön dich kennenzulernen.«
Millie musterte Jess eingehend von Kopf bis Fuß. Sie öffnete den Mund zu einer Antwort, doch in diesem Moment erschien zu Jess’ Erleichterung Monica in der Tür. »Nur herein mit Ihnen! Es wird schnell kalt hier drinnen, wenn die Haustür länger offen steht. Die Wärme fliegt nur so hinaus.«
Millie verschwand hinter Monica im Haus. Jess erwischte Carter am Ärmel und hielt ihn lange genug fest, um ihm ins Ohr zu murmeln. »Sie hätten sie wirklich vorwarnen müssen!«
»Ich hatte mir überlegt, was ich ihr sagen wollte, doch dann habe ich es einfach vergessen«, verteidigte er sich.
Sie eilten den beiden hinterher, und Jess fand sich in dem bereits bekannten komfortablen, mit alten Möbeln vollgestellten und überladen wirkenden Wohnzimmer wieder. Von den Katzen war nichts zu sehen.
»Ich setze Wasser auf«, sagte Monica. »Millie und ich haben heute Würstchen im Teigmantel gemacht. Ich hoffe, ihr seid hungrig, denn wir haben ziemlich viele gemacht, und ich esse selten etwas zu Abend, und nie nach sechs. Daher werde ich wahrscheinlich nur ein oder zwei Stück knabbern.«
»Habt ihr den Mörder gefunden?«, fragte Millie, die sich nicht mit häuslichen Belanglosigkeiten aufhielt. Sie war auf einen mit Chintz bezogenen Lehnsessel geklettert, wo sie nun mit untergeschlagenen Beinen saß und eine Art Teddybär mit schwarzen Knopfaugen an sich drückte. Jess bemerkte, dass das Kuscheltier ein Barett mit Schottenmuster auf dem Kopf trug. Millie hielt es an ihre Brust gedrückt wie eine Barriere gegen das Eindringen der fremden Person.
Monica bedachte sie mit jener Sorte von Blick, die Lehrer für Kinder reserviert hatten, die redeten, ohne an der Reihe zu sein. Doch Millie war immun gegen jede Sorte von Blicken.
»Es kam in den Lokalnachrichten«, sagte Monica entschuldigend zu Carter und Jess. »Sie sagten, dass es sich wohl um Mord handeln muss.«
»Und?«, drängte Millie ungeduldig. »Habt ihr ihn geschnappt?« Der Bär spiegelte ihre Neugier wider und zuckte in ihren Händen.
»Noch nicht«, gab Carter zu. »So etwas braucht seine Zeit, weißt du?«
»Er könnte noch jemanden ermorden!«, sagte Millie genüsslich. Der Bär nickte zustimmend, und das Schottenbarett tanzte auf seinem Kopf.
»Genug davon!«, sagte Monica entschieden. »Komm und trag das Tablett mit dem Tee für mich, Ian. Es macht dir doch nichts aus, oder?«
Es lag auf der Hand, dass sie ihn aus dem Zimmer schaffen wollte, damit Jess und Millie sich kennenlernen konnten. Carter war nicht sicher, ob diese Strategie funktionierte. Er murmelte eine Entschuldigung in Jess’ Richtung und erhob sich, um Monica zu folgen. Er wusste, dass Jess ihm mit einem Funkeln in den Augen hinterherstarrte, um das MacTavish sie beneidet hätte.
»Mach dir keine Gedanken, weil sie nach dem Mord gefragt hat«, sagte Monica zu Carter, als sie in der Küche waren. »Es ist nicht real für sie, weißt du? Es ist wie eine dieser Krimiserien im Fernsehen. Sie erwartet allen Ernstes, dass der Fall innerhalb einer Stunde aufgeklärt
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