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Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Titel: Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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L-förmigen Raums. Die niedrige Decke mit ihren geschwärzten Balken sowie die kleinen Fenster in den dicken Steinmauern verstärkten den Eindruck von Düsternis und machten das Foyer zu einem Ort voll verschwiegener Ecken. Wie in einem Hotelfoyer üblich, standen Sofas und Sessel in kleinen Gruppen beieinander wie Wagenburgen in der Prärie und verliehen den Gästen die Illusion von Privatsphäre. Für die Geschäftsführung war es noch zu früh am Tag, um das Einschalten der Wandbeleuchtung in Erwägung zu ziehen, und so war die einzige weitere Lichtquelle das muntere Feuer im Kamin mit seinen prasselnden, knackenden Holzscheiten. Es ließ desorientierende Schatten über Wände und Möbel tanzen.
    Gervase Crown, der sich in einer hinteren Ecke niedergelassen hatte, bemerkte sie, bevor sie ihn sah. Er hob einen Arm und winkte ihr zu. »Hier drüben, Kit!«, rief er.
    Kit nahm einen tiefen Atemzug und wappnete sich innerlich für ein Treffen, das sich schnell zu einer Auseinandersetzung entwickeln konnte. Sie setzte sich in Bewegung. Er erhob sich aus seinem Sessel, um sie zu begrüßen. Hinter ihm tanzte sein Schatten als gigantische, verzerrte Gestalt im unsteten Licht des Feuers und wirkte komisch und bedrohlich zugleich. Er selbst war hagerer und schmaler, als sie ihn in Erinnerung hatte. Mit seinen langen Haaren sah er aus wie ein Gespenst aus vergangenen Zeiten. Vielleicht ein Straßenräuber? Oder einer von Prince Rupert of the Rhines Reitern, zu gleichen Teilen Getreuer wie Plünderer? Zweifellos zu allem imstande, Gutem wie Bösem. Hol dich der Teufel, Gervase Crown!, dachte sie. Warum konntest du nicht in deinem verdammten portugiesischen Schlupfloch bleiben?
    »Hallo, Gervase«, sagte sie laut.
    »Hi!« Er deutete auf den komfortablen Ledersessel gegenüber seinem. »Setz dich. Ich habe auf dich gewartet.«
    »Der Barmann hat gesagt, du wärst hier.« Kit nahm umständlich Platz. Das Licht glitzerte und funkelte in dem schweren Whiskyglas auf dem Tisch zwischen ihnen. »Du hast schon früh angefangen, wie ich sehe.« Sie versuchte nicht, den Sarkasmus in ihrer Stimme zu verbergen.
    »Eigentlich trinke ich dieser Tage kaum noch, mit Ausnahme von Flaschenbier. Sagres, eine portugiesische Marke. Ich habe nichts mehr mit harten Sachen am Hut. Ich habe mir einen kleinen Whisky erlaubt, während ich auf dich gewartet habe.«
    »Warst du dir so sicher, dass ich hier auftauchen würde?« Sie bemühte sich, die Emotionen in ihrer Stimme unter Kontrolle zu halten.
    »Selbstverständlich. Ich wusste, dass du in null Komma nichts hier auftauchen würdest, sobald du herausgefunden hattest, dass ich bei Petra war. Du bist hergekommen, um mir den Kopf abzubeißen.«
    »Genau so ist es! Das war unfassbar schlechtes Benehmen von dir, Gervase!«
    »Ich bin spezialisiert auf schlechtes Benehmen«, erwiderte er. »Das weißt du. Ich bin keine vollkommen neue Persönlichkeit. Ich mag das Saufen aufgegeben haben – größtenteils –, doch es gibt Grenzen für das Ausmaß meiner Läuterung.«
    Ein Kellner kam vorbei und fragte, ob sie einen Wunsch hätten.
    »Zwei Kaffee, schwarz«, sagte Kit mit Nachdruck.
    Gervase kicherte und nickte auf den fragenden Blick des Kellners hin grinsend.
    »Du hättest sie nicht besuchen dürfen«, nahm Kit das Thema wieder auf.
    »Ich musste«, antwortete Gervase mit plötzlicher Sturheit in der Stimme.
    Sie funkelte ihn an. »Du bist ein richtiges Schwein, weißt du das? Es geht nicht um dich . Es geht um die Bedürfnisse meiner Schwester, und dazu gehören bestimmt keine Besuche von dir!«
    Er deutete auf den Raum ringsum. »Kein Graben da, in den du mich schubsen könntest!«
    »Mach keine Witze! Es ist nicht lustig, wenn Petra aufgewühlt wird. Ihr Zustand ist zerbrechlich. Damit meine ich nicht ihre körperliche Gesundheit. Sie hatte ein gewisses Gleichgewicht gefunden, sich in ihrem Leben eingerichtet und war glücklich –zumindest so lange, bis du aufgetaucht bist.«
    »Sie ist stärker, als du denkst«, entgegnete Gervase. »Ein Besuch von mir wirft sie nicht um.«
    »Was macht dich so sicher? Du hast sie doch seit Jahren nicht gesehen! Wie willst du das wissen? Du bist so verdammt selbstsüchtig!« Kit beugte sich vor und fauchte die letzten Worte. »Lass sie in Ruhe!«
    Stille folgte. Der Kaffee kam, und sie waren abgelenkt. Als sie wieder alleine waren, nahm Gervase einen Schluck aus seiner Tasse, verzog das Gesicht und setzte die Tasse wieder ab. »Spülwasser.«
    Ohne Kit

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