Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
Sie erschreckt habe«, sagte der Mann. Seine Stimme klang gebildet, und er redete leise und mit einem besorgten Unterton. »Meine Name ist Gervase Crown. Bitte haben Sie keine Angst.« Er zeigte mit der erhobenen Hand um sich. »Dies hier war mal mein Haus.«
»Oh, Mr Crown …«, flüsterte Sarah. »Ja, man sagte mir …«
Er nickte in Richtung des Blumenstraußes. Der heruntergefallene Schrank hatte ihn knapp verfehlt. »Sie sind eine Angehörige des Mannes, der hier gestorben ist?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
»Ja.« Sie riss sich zusammen. »Ich bin Sarah Gresham. Matt war mein Lebensgefährte.«
»Ich kann Ihnen nicht sagen, wie leid es mir tut«, sagte er und klang aufrichtig. »Ich war zutiefst entsetzt, als ich erfuhr, dass jemand bei dem Brand gestorben ist. Key House war schon immer ein unglückseliger Ort.«
»Glück hat damit nichts zu tun. Jemand hat ihn umgebracht«, hörte Sarah sich mit gepresster Stimme sagen.
»Ich weiß.«
Ihre Augen suchten in seinem Gesicht. »Sie – Sie sehen ihm verblüffend ähnlich, wissen Sie das? Deshalb habe ich so geschrien.«
»Auch das hat man mir gesagt.« Crown lächelte schief. »Es überrascht mich nicht, dass Sie geschrien haben. Ein Fremder reißt Sie zu Boden, dann der Anblick von mir, die Ähnlichkeit mit Ihrem Lebensgefährten …« Er sah zu dem Blumenstrauß. »Der Mörder hatte es vielleicht auf mich abgesehen«, sagte er leise.
»Warum sollte jemand so etwas tun?«, fragte sie verwundert.
»Das ist eine lange Geschichte, und glauben Sie mir, es würde uns nicht weiterbringen, wenn ich anfange, sie Ihnen zu erzählen.«
»Matt wollte das Haus kaufen, wissen Sie?«, sagte Sarah.
»Ich weiß. Das heißt, Reggie Foscott, mein Anwalt, hat mich informiert, dass eine Kaufanfrage vorlag. Er sagte dem Interessenten, dass Key House nicht zum Verkauf stünde.«
Sarah seufzte. »Ja, das hat er. Aber Matt wollte nicht so schnell aufgeben. Key House war genau das, wonach er gesucht hatte. Er wollte es mir vorher nicht zeigen, weil er zuerst sicher sein wollte, dass wir es auch kaufen könnten. Für den Fall, dass ich mich genauso in das Haus verlieben würde, wie es bei ihm der Fall war – damit ich nicht enttäuscht wäre, wenn der Besitzer es nicht verkauft. Also sagte er zu mir, ich solle warten, bis er einen weiteren Versuch unternommen hätte. Dazu ist es dann nicht mehr gekommen.«
Crown schob die Hände in die Taschen seiner Lederjacke. »Sie machen meine Schuld noch größer. Ich hätte Reggie schon vor langer Zeit sagen sollen, dass jede ernsthafte Kaufanfrage in Erwägung gezogen werden soll. Letzten Endes habe ich jahrelang nicht darin gewohnt und mittlerweile lebe ich ohnehin ganz im Ausland. Aber ich –« Er brach ab und zuckte die Schultern. »Nein. Es gibt keine Entschuldigung«, sagte er kläglich.
»Sie müssen sich nicht entschuldigen!«, sagte sie. »Es ist doch verständlich, dass Sie sich nicht von Ihrem Elternhaus trennen wollten. Es muss ein wundervoller Ort gewesen sein, voller Geschichte.«
Er blickte verblüfft auf, zog eine Hand aus der Tasche und winkte ab, um sie zum Schweigen zu bringen. »Nein, nein, das haben Sie missverstanden! Ich habe es nicht behalten, weil ich daran gehangen habe. Im Gegenteil. Ich habe es behalten, weil ich es gehasst habe. Das hört sich verrückt an, ich weiß. Ich kann es nicht erklären. Es war mein Elternhaus, doch es war kein schöner Ort für mich. Ich habe keine guten Erinnerungen an meine Zeit in diesem Haus, und trotzdem konnte ich mich nie dazu durchringen, endgültig damit zu brechen. Ich fürchte, ich bin darauf spezialisiert, falsche Entscheidungen zu treffen.«
»Was auch immer Ihre Gründe waren«, sagte Sarah. »Sie wollten nicht verkaufen, und es war Ihre Entscheidung. Außerdem war es ja auch nur so, dass Matt dachte, wir könnten uns den Kauf leisten, weil es leer stand und renovierungsbedürftig war. Vielleicht, wenn … wenn das Feuer nicht ausgebrochen wäre, wenn Matt noch mal zu Foscott gegangen und mit ihm geredet hätte … und wenn Foscott sich erneut mit Ihnen in Verbindung gesetzt hätte … und Sie Ihre Meinung geändert hätten … Wie heißt es doch so schön? Hätte, hätte, Fahrradkette.«
»Ja«, pflichtete er ihr bei. »Wenn das Wörtchen wenn nicht wär … Wenn ich in meinem Leben nicht eine Reihe dummer Dinge getan hätte, und ganz speziell eine Sache, dann hätte dieses Haus vielleicht nie leer gestanden. Es ist eine Schande, dass wir
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