Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
uns nichts mehr zu sagen hatten – und sind es auch heute nicht. Für gewöhnlich haben wir uns gezankt oder du hast mich wegen meines unfeinen Verhaltens getadelt. Das schaffst du auch heute noch.«
»Ich werde dir nie verzeihen, dass du Petra besucht hast«, teilte Kit ihm mit. »Ich habe meinen Teil gesagt. Ich hoffe, du nimmst es dir zu Herzen und lässt sie zukünftig in Ruhe. Übrigens war die Polizei auch schon da, ein weiblicher Police Officer in Zivil, eine Inspector Campbell. Ich war zufällig dabei.«
»Campbell? Ich bin ihr begegnet«, sagte Gervase. »Zivilkleidung, aber alles andere als eine graue Maus. Rote Haare, klein, hübsches Gesicht, ein wenig übereifrig, aber nichtsdestotrotz sehr attraktiv.«
»Schön, dass der Schmerz über den Verlust deines Elternhauses dich nicht daran hindert, ihr Äußeres zu würdigen.«
»Ich habe sie auf der Wache kennengelernt, zusammen mit einem verbiesterten Sergeant und einem mürrischen Kerl im Rang eines Superintendent. Sie konnten nicht verstehen, warum ich Key House nicht verkauft habe, als es noch intakt war.«
»Sie haben uns ebenfalls danach gefragt«, berichtete sie. »Diese Inspector Campbell war sehr interessiert an dem Haus. Ich habe ihr von dem Geist erzählt.«
»Welchem Geist?«, fragte Gervase und zog die Augenbrauen hoch.
»Der, von dem du mir erzählt hast. Das Kind, das am Bett von Besuchern erschien und ihnen die Decken wegzog.«
Gervase stieß ein kurzes Lachen aus. »Was? Das hab ich erfunden, als wir noch Kinder waren. Ich wollte dir Angst machen. Blöde Idee – du warst immun gegen meine Bemühungen. Hatte ich ganz vergessen.«
»Du hattest es erfunden? «, platzte neuer Ärger aus Kit heraus. »Ehrlich, Gervase, du bist das Letzte! Ich habe gedacht, es wäre wahr.«
»Du glaubst an Gespenster? Du? «, fragte er ungläubig.
»Nein, natürlich nicht! Aber ich dachte, es gibt wirklich eine Geschichte von einem Gespenst in Key House. Nun habe ich der Polizei davon erzählt, und es stimmt gar nicht . Es war nur eine blöde Lügengeschichte von dir. Ich hätte es wissen müssen. Wenn die Cops das jemals herausfinden, erklären sie mich für verrückt.«
»Warum sollten sie es herausfinden? Sie interessieren sich nicht für Gespenster. Sie suchen Mörder und Brandstifter.« Fast beiläufig fügte er hinzu: »Wer hat denn nun Key House angesteckt, Kit?«
»Woher um alles in der Welt soll ich das wissen?«, fuhr sie ihn an.
Gervase lehnte sich in seinem Sessel zurück, und das Leder quietschte. Er streckte die Beine aus. »Die Polizei denkt, dass ich etwas mit der Sache zu tun habe, weißt du?«
»Du? Und hast du?«
»Sie werden feststellen, dass ich in Portugal war, als das Haus in Flammen aufging. Sie werden es überprüfen. Ich weiß, wie ihre kleinen misstrauischen Geister funktionieren.«
Bei der Tür der Lounge war eine Bewegung. Der aufmerksame Kellner war zurück. Kit fragte sich, ob er hinter der Tür gestanden und gelauscht hatte. Gervase hob den Arm, um ihn herbeizuwinken.
»Ich weiß nicht, wie es dir geht, Kit, aber ich brauche jetzt einen anständigen Drink.«
K APITEL 11
Als Carter und Jess zum Hauptquartier zurückkehrten, wurden sie informiert, dass die zahnärztlichen Unterlagen sowie die vorläufigen Ergebnisse der DNS-Analyse die Theorie bestätigten, an der sie gearbeitet hatten. Bei dem Toten handelte es sich tatsächlich um Matthew Pietrangelo. Nun galt es, der Lebensgefährtin und den Verwandten des Toten die traurige Nachricht zu überbringen.
Sarah Gresham reagierte mit stoischer Ruhe. »Ich habe gewusst, dass es Matthew ist. Wäre er noch am Leben gewesen, hätte er inzwischen längst Kontakt mit mir aufgenommen.« Sie zögerte. »Ich habe das Gefühl, als wollte er Kontakt mit mir aufnehmen. Aber er kann nicht. Das hört sich sicher töricht an. Als wäre er nicht wirklich tot. Aber er ist gestorben, nicht wahr?«
Später am Abend hatte Key House Besuch. Das Licht war schlecht – es war einer jener Wintertage, an denen es den ganzen Tag nicht richtig hell wurde, bevor die Nacht wieder anbrach. Sarah hatte das Gefühl, dass es ihre Stimmung widerspiegelte. Sorgfältig suchte sie sich ihren Weg über Asche, Reste heruntergebrannter Balken und kleine Steinhaufen aus Dachziegeln, vorbei an der Stelle, wo früher der Eingang des Hauses gewesen sein mochte. Die Atmosphäre war erstickend, als hätte das Feuer sämtlichen Sauerstoff herausgesaugt. Lange würde sie es nicht aushalten, doch sie würde tun,
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