Aschebraut (German Edition)
»Wenn das so ist, könnte sogar ich das Mädchen sein.«
»O Mann, das wäre echt der Hit.«
Brenna blickte wieder auf das Standbild auf dem Monitor. »Wissen wir wenigstens, wie sie mit vollem Namen heißt?«
»Äh … nein.«
»Und was ist mit ihrer Sozialversicherungsnummer?«
Er schüttelte den Kopf.
»Dass ich dich richtig verstehe. Alles, was wir haben, sind ein falscher Name, ein falscher Akzent, ein Postfach und ein eindeutig zweideutiges Talent.«
»Glaubst du wirklich, der Akzent ist falsch?«
»Trent.«
»Ja?«
»Warum hast du dir eingebildet, wir wären die Richtigen für diesen Fall?«
Er knubbelte an einem seiner Fingernägel.
»Trent.«
»Wir … wir haben nur diesen einen Film.«
»Und?«
»Die Webseite wurde nach ihrem Verschwinden geschlossen. Weshalb man von dort jetzt nichts mehr runterladen kann.«
»Aber?«
»Aber … wenn wir offiziell nach diesem Mädchen suchen, kriegen wir …« Er räusperte sich. »Dann kriegen wir auch alle anderen Videos geschickt.«
»Das darf ja wohl nicht wahr sein«, stellte Brenna fest. »Du bist ein Fan von dieser Frau.«
»Ich weiß, ich weiß … ich meine, ich habe gestern zum ersten Mal etwas von ihr gehört, aber seither kriege ich sie einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich kann einfach nicht aufhören, sie mir anzusehen. Mir ist sogar egal, wie ihr Gesicht aussieht oder wie alt sie ist … es ist, wie Errol gesagt hat – sie geht einem unter die Haut, und dann wird man sie nicht mehr los.«
»Errol?«
»Mist. Der Name ist mir nur so rausgerutscht.«
»Errol Ludlow? Hat dir etwa Errol Ludlow diesen Auftrag zugeschanzt?«
Trent biss sich verlegen auf die Unterlippe und schaute wie ein verschämter kleiner Junge auf den Boden. »Ja«, räumte er schließlich widerstrebend ein. »Wir haben den Auftrag von seiner Detektei.«
Sie starrte ihn durchdringend an. »Wir arbeiten nicht für diesen Mann.«
»Er meinte, du wärst die Beste auf diesem Gebiet – deshalb will er, dass du nach dem Mädchen suchst.«
»O nein. Auf gar keinen Fall.«
»Er will die Vergangenheit begraben und … »
»Niemals!«
Trent sah aus, als wäre er den Tränen nah.
Brenna hatte ihn nicht anschreien wollen, aber um Verzeihung bitten würde sie ihn nicht. Während der drei Jahre, in denen sie bei Errol angestellt gewesen war, hatte er sie mehrfach in ernste Gefahr gebracht. Als sie zum zweiten Mal im Krankenhaus gelandet war, hatte sie ihrem damaligen Mann versprechen müssen, ihren Job zu kündigen. Doch dann, als Maya drei gewesen war, hatte sie die Riesenidiotie begangen, noch mal einen Auftrag von dem Mistkerl anzunehmen, woran ihre Ehe endgültig zerbrochen war. Trent musste bewusst sein, dass sie die Vergangenheit nicht einfach begraben konnte, weil es das für sie nicht gab – vor allem nicht, wenn die Erinnerung so negativ wie die an Errol Ludlow war.
»Nein, Trent«, wiederholte sie ein wenig ruhiger. »Tut mir leid, dass du inzwischen derart an der Silhouette dieses Mädchens hängst, aber wir können diesen Fall nicht übernehmen.«
Ehe er etwas erwidern konnte, drang mit einem Mal Ludacris’ Money Maker aus der Tasche seiner Jeans. Sein neuer Klingelton. Er nestelte nach seinem iPhone, blickte auf das Display und erklärte: »Meine Mom.«
»Los, geh schon dran.«
Er verließ den offenen Bürobereich von Brennas Wohnung in der 12. Straße und ging in den Flur. Währenddessen blickte Brenna auf den Schatten auf dem Bildschirm, der mit vor Ermattung an die Stirn gepresstem, zartem Händchen, aber kerzengerade auf dem Hocker saß. »Sorry, Lula.«
Weshalb hatte Errol diesen Auftrag überhaupt erst angenommen? Schließlich hatte er sich schon vor Jahren auf die Überführung von untreuen Ehegatten spezialisiert. Aber offensichtlich liefen die Geschäfte gerade nicht so gut.
Sie klickte auf »Play«, und Lula Belle vollführte eine Dehnübung, die jeden Muskel ihres Körpers einzuschließen schien, und stieß einen zarten Seufzer aus. Wie hatte Trent gesagt? Sie geht einem unter die Haut, und dann wird man sie nicht mehr los … War Errol etwa auch ein Fan von ihr?
»Ich vermisse meinen Daddy«, sagte Lula Belle. »Er war der einzige Mensch auf Erden, der mir meine Angst genommen hat.« Sie wandte sich nach links und legte den Kopf in den Nacken, als würde sie direkt über sich einen hellen Stern erblicken. »Ich hatte früher fast vor allen Dingen Angst. Vor der Dunkelheit, Gespenstern, unserer alten Nachbarin – von der ich sicher
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