Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)
während er seinen Speer hebt, um …
Mit gefesselten Händen schreitet er zum Schafott. Die Sonne lässt die Axt des Henkers erstrahlen, während er damit ausholt und …
Immer mehr Leben stürzen auf ihn ein und Ash fühlt sich, als würde er ertrinken. Er sträubt sich gegen den unablässigen Strudel und …
Ashoka sitzt auf einem Pferd, die Hand locker auf den Knauf seines Schwertes gelegt. Neben ihm ist eine junge Frau in einer Schuppenrüstung …
Er sitzt auf einem Pferd, die Hand auf dem Schwertknauf. Neben ihm ist Parvati.
Parvati ist bei ihm.
Ash drängt alle übrigen Erinnerungen von sich, lässt die Geister an sich vorüberziehen und steuert auf diesen einen Moment, dieses eine Leben zu.
Ashoka sitzt auf seinem Pferd und beobachtet, wie eine weitere Stadt den Flammen zum Opfer fällt. Selbst aus dieser Entfernung ist die Asche noch heiß und der Himmel wird erleuchtet von der Feuersbrunst, die Tempel, Paläste, Häuser, Läden und Menschen frisst. Funken wehen durch die Dunkelheit, wie die Augen von Millionen Dämonen.
Die Soldaten zerren die Sklaven hinter sich her. Ein jeder ist an seinen Vordermann gekettet und ihr Zug erstreckt sich bis zum Horizont. Die meisten sind sprachlos vor Verzweiflung, dreckig, manchmal auch von Blut bekleckert und in Lumpen gekleidet. So ziehen sie die Straße entlang, eine stumme, lebende Kolonne des Elends. Irgendwo inmitten der Finsternis erhebt sich die lange, durchdringende Klage der Frauen, die inmitten der Hingemetzelten ihre Ehemänner und Söhne finden.
Der Klang erfreut Ashoka. Es ist der Klang des Sieges.
»Jetzt werden sie dich Herrscher nennen«, sagt Parvati. Die Rakshasa-Prinzessin sitzt auf einer Leiche, schlüpft aus ihrem Stiefel und schüttet den Sand darin aus. Der Mann unter ihr, der noch vor wenigen Stunden voller Leben war, ist nun nichts weiter als ein Teil der Kulisse. Grob zieht Parvati den Turban von seinem Kopf und beginnt, mit dem langen Stück Stoff ihr Schwert zu säubern.
Ashoka blickt aus seinem Sattel zu ihr hinunter. »Herrscher Ashoka. Das gefällt mir.«
»Und was nun?« Blut glitzert auf ihrer Rüstung und verkrustet ihr Haar, das in festen Flechten um ihren Kopf gewickelt ist, damit sich kein Gegner im Kampf darin festkrallen kann. Als sie sich über das Gesicht wischt, hinterlässt sie rote Striemen auf ihren blassen Wangen. Die grünen Schlangenaugen funkeln. »Noch mehr Krieg?«
»Wirst du ihn müde, süße Parvati?«
Sie stößt ein verächtliches Schnauben aus. »Sterblicher, ich habe Dinge gesehen, die selbst dich heimsuchen würden. Das hier«, in einer ausholenden Bewegung deutet sie auf die brennende Stadt, »hätte mein Vater in weniger als einer Stunde angerichtet.«
»Dein Vater war Herr der Dämonenvölker. Ich bin nur ein Mensch.«
»Ein Mensch. Grausam, eitel und unbedeutend.« Parvati verneigt sich spöttisch. »Ihr hättet meinem Vater gut gefallen. Ihr hättet eine Menge Gemeinsamkeiten geteilt.«
»Mehr als du glaubst.« Ashoka lächelt, als er die Verwirrung in den Augen der Dämonenprinzessin sieht. Dann nickt er seiner Leibgarde zu. »Bringt ihn her!«
Seine Männer schleifen einen alten Mann herbei und werfen ihn auf den Boden. Es ist der Priester. Sein Gesicht ist voller Prellungen und seine Kleidung ist zerrissen und mit Blut besudelt. Er presst eine silberne Schatulle an die Brust, während er mit gesenktem Haupt auf der Erde kniet. »Mein Herr!«, krächzt er.
Ashoka schwingt sich aus dem Sattel und stellt sich vor den Mann, beide Hände auf den Schwertknauf gelegt. »Sag, Parvati. Man erzählt sich, dein Vater war der größte Zauberer, den die Welt je gesehen hat.«
»Kein anderes Wesen hat je die zehn Zauber gemeistert«, sagt das Rakshasa-Mädchen.
Ashoka schnippt mit den Fingern. »Die Schatulle, alter Mann.«
»Mein Herr, Ihr versteht nicht –«
Ashoka packt das Kästchen und befördert den Alten mit einem Tritt in den Schmutz.
Die Schatulle ist klein und aufwendig mit uralten Symbolen und Siegeln der Macht verziert. Sie fühlt sich warm an und schwerer, als möglich scheint. Was sie im Innern verbirgt, hat Gewicht.
»Man sagt, Ravana konnte sich in alles und jeden verwandeln. Es heißt, er konnte in der Dauer eines Wimpernschlags von einem Ende der Welt zum anderen reisen. Ist es wahr, was man sich erzählt, Parvati?«
»Ja.«
»Konnte er auch die Toten wiedererwecken?«, will Ashoka herausfordernd wissen.
»Das vermag keiner.«
Er öffnet das Kästchen und nimmt etwas
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