Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)
heraus.
Parvati stößt staunend die Luft aus. »Der Koh-i-Noor.«
Ashoka grinst finster. »Der Brahma-Aastra, ja. Man nennt ihn den Lebensspender.« Er beugt sich zu dem Mann. »Hast du ihn erweckt?«
»Ja, mein Herr.«
Den riesigen, glühenden Edelstein in einer Hand, zieht Ashoka mit der anderen sein Schwert. Parvati schweigt, doch ihre Augen verengen sich zu Schlitzen.
»Haltet ihn fest«, befiehlt Ashoka.
Der Alte schreit, als die Leibwächter ihn packen. Ashoka verstärkt den Griff um sein Schwert und legt die Klinge auf den Körper des dürren Mannes. Der Koh-i-Noor in Ashokas Fingern fängt an zu pulsieren, bunte Lichtstrahlen fahren aus seiner Oberfläche. Die Farben verändern sich und werden kräftiger, bis der Stein zu brennen beginnt.
Ashoka schmunzelt. »Dann folgt nun der Test.«
Das Schwert durchdringt die Brust des Alten. Ein Schwall Blut sprudelt aus der Wunde, bekleckert die Wächter und Ashoka. Das Brüllen des alten Mannes steigert sich zu einem panischen Kreischen, während er in seiner grässlichen Todesangst in den Händen der Wärter zappelt. Doch schließlich erschlafft er.
Ashoka zieht das Schwert heraus und reicht es einem seiner Diener. Dann hebt er den kraftlos herabhängenden Kopf des Alten an den weißen Haaren an und starrt auf die geschlossenen Augen und den leblosen Kiefer.
Ashoka bewegt den glühenden Edelstein in seiner Hand vor und zurück, sodass sein Licht das blasse Fleisch bescheint.
Die weißen Glieder zucken.
Eindringlich betrachtet Ashoka den Toten.
Die Augen des Alten öffnen sich und starren zurück.
Kapitel 22
»Es ist ein Brahma-Aastra«, sagte Ash. »Und zwar der Lebensspender. Er holt die Toten zurück – und du hast es gewusst !«
Er konnte es noch immer nicht fassen – dass Ujba recht gehabt hatte, was Parvati betraf, dass man ihr nicht trauen konnte. In ihm brodelte es vor Zorn, Enttäuschung und dem Gefühl, verraten worden zu sein.
»Vielleicht sollten wir das unter vier Augen besprechen, Ash«, entgegnete Parvati.
Die übrigen Rakshasas im durchnässten Lager wachten gerade erst auf. Vom Regenguss der vergangenen Nacht war nur noch ein feiner Nebel übrig und einige Tropfen, die aus den großen grünen Blättern in schmutzige Pfützen fielen. Ein paar Lagerfeuer waren entzündet worden, genährt von Müll und feuchten Zweigen. Die bunt gemischte Dämonentruppe, die sich Parvati angeschlossen hatte, machte sich daran, das Frühstück zuzubereiten, während sie über den Friedhof schlich. Mahout warf Ash einen Blick zu und in seinen kleinen Augen lag ein Anflug von Traurigkeit, doch Ash knurrte ihn lediglich an. Auch Mahout war eingeweiht gewesen und hatte ihm nichts gesagt. Hatten sie alle gewusst, was der Koh-i-Noor war?
»Warum nicht hier?« Ash ballte die Fäuste so kraftvoll, dass Knöchel und Gelenke knackten. »Oder hast du Angst, dass jeder mitbekommt, was für eine Heuchlerin und Verräterin du in Wirklichkeit bist?«
Parvatis Giftzähne wurden länger. Selbst im matten Morgenlicht glitzerten ihre Augen mörderisch hell. »Weil du mein Freund bist, Ash, vergebe ich dir dieses eine Mal. Aber sprich nie wieder so mit mir. Niemals.«
»Deinetwegen ist Gemma gestorben. Sie ist tot und du hättest sie die ganze Zeit über retten können.« Ash schüttelte den Kopf und hielt nur mit Mühe die Tränen zurück. »Wir können sie zurückholen, Parvati. Irgendwie.«
»Das ist unmöglich.«
»Es ist möglich, ich habe es selbst gesehen. Ashoka hat einen Mann mit dem Koh-i-Noor zum Leben erweckt. Ich war dabei.«
»Genau wie ich, Ash. Und du irrst dich.«
»Aber ich hab –«
»Es ist mir egal, was du glaubst, gesehen zu haben.«
»Was ist mit Savage? Er hatte es von Anfang an auf den Diamanten abgesehen. Vielleicht weiß er ja, wie man ihn benutzt.«
Parvati blickte ihn an, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. Dann lachte sie. Früher einmal hatte Ash ihr Lachen gemocht. Doch jetzt tönte es mitleidlos und spöttisch in seinen Ohren. »Savage? Warum fragst du ihn nicht einfach, wenn du ihn findest? Bestimmt wird er dir nur zu gern helfen.«
»Das meine ich nicht. Vielleicht gibt es noch andere, die damit umgehen können. Andere Zauberer, welche von den guten, wie Rishi.«
»Niemand sonst ist wie Rishi. Wenn es jemanden gäbe, hätte ich ihn längst gefunden.«
»Du verstehst mich nicht«, meinte Ash.
»Falsch, du verstehst mich nicht. Hör zu, Ash, ich werde es dir ein letztes Mal erklären, ganz langsam, damit es in
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