Ashes to Ashes (German Edition)
Duncan.../
„Dann lag ich falsch? Verzeih... ich wollte
nicht...“
„Ach komm, das leckere Essen und die gut
gemeinte Einladung lassen mich ausnahmsweise deinen dummen Scherz vergessen! So,
jetzt muss ich aber zurück zum Lager. Wirst du heute Nacht bei deiner Mutter im
Haus nächtigen?“
Friedrich musterte ihn ernst, durch nur für den
Bruchteil eines Augenblicks, bevor er sich an die Nase tippte und Duncan
zublinzelte.
„Nein... ich... treffe mich mit Babette...“
Er war froh, dass sein Freund in der Dunkelheit
nicht sehen konnte, wie sich ein roter Schimmer auf seine Wangen schlich, als er
den Namen der hübschen Dirne in seinen Mund nahm.
„Du kannst ja mitkommen, wenn du willst?“
Aber Duncan winkte ab und verabschiedete sich.
Ihre Wege trennten sich für diese Nacht.
/Weil ihr beide Männer seid... es würde nicht
gut gehen.../
„Als ob ich das nicht wüsste. Als ob ich es...
verflucht noch mal nicht wüsste...“
~10~
Die Nacht war kalt
/Hast du dich... in ihn verliebt?/
Duncan verkniff sich ein bitteres Lächeln, als
er leise durch die dicke Dunkelheit schritt. Wie oft wollte er Friedrichs Worte
eigentlich noch in Gedanken wiederholen?!
/Hast du dich... in ihn verliebt?/
Sein Atem war flach, aber regelmäßig und dennoch
hatte er das Gefühl, beinahe ersticken zu müssen. Erneut sog er die kalte Luft
in seine Lungen, bemerkte mit absurder Faszination, wie sich die Kälte in seinem
Körper ausbreitete. Er hoffte, sie könne sein Herz beruhigen, das ihm bis zum
Hals schlug.
„Hast du dich... in ihn verliebt?“, nuschelte er
schließlich in seinen nicht vorhandenen Bart und lachte stumm.
„Ich weiß es verflucht noch mal nicht!“
/Weshalb?/
„Weil das Gefühl so... seltsam ist...“
/Seltsam!/
„Ich weiß es einfach nicht, weil...“
/Weil er ein Mann ist!/
„... weil wir beide Männer sind... und weil...
es niemals sein darf... Weshalb also sollte ich zugeben, dass ich mich in ihn
verliebt habe, Friedrich?!“, knirschte er aus zusammengebissenen Zähnen hervor,
wobei er kurz stehen blieb und in den Himmel starrte.
/Sind deine blauen Augen nachts so schwarz wie
die Farbe des Himmels, Christen?... Ich... wünschte.../
„Nein, so lasst mich doch!“, riss ihn die Stimme
einer Frau aus den Gedanken. „Nehmt Euere Finger weg oder ich schreie!“
„Das tust du doch bereits, meine Liebe!“,
säuselte leise der Bass eines Mannes.
Duncan kniff die Augen misstrauisch zusammen,
während er sich den Stimmen näherte.
Er hielt nicht absichtlich auf sie zu, doch sie
kamen direkt aus der Richtung der Unterkünfte, zu denen er ohnehin gerade
unterwegs war.
„Ich... will aber nicht! Also lasst mich um
Himmels Willen zu Frieden!“ Ein hoher Schrei durchzog die Nacht, gefolgt von
heiserem Gelächter, das der Wind beinahe schluckte.
Duncan betrat den Hof, dessen Pflastersteine
durch den gelblichen Schein zweier Fackeln nur dumpf erhellt waren.
Zu seiner Linken vernahm er ein Grunzen, gefolgt
vom Rascheln eines Rockes und das erstickte Fluchen der Frau: „Ich will nicht!“.
„Komm schon, Täubchen, willst du wohl still
halten?!“
„Lass das Mädchen in Ruhe!“
Duncan wusste nicht, wem er diesen Befehl
erteilte, denn er konnte lediglich zwei Schatten ausmachen, die sich in die
Finsternis der Umgebung schmiegten. Doch seine Worte wurden vernommen, denn
plötzlich hielt der Unbekannte in seinem Tun inne, blickte, vielleicht sogar
überrascht - oder verärgert?, auf, um wenig später eine Faust vor die Brust
gestoßen zu bekommen.
Mit einem schweren Plumps fiel er nach hinten,
während sich eine junge Frau unter ihm hervor zwängte, dabei ihr Kleid raffte,
dass es wenigstens den Großteil ihres frei gelegten Busens verdeckte, als sie
schließlich in den dumpfen Schein der Fackeln trat.
Duncan erhaschte nur einen kurzen Blick auf sie,
denn als sich die Person hinter ihr erhob, huschte die junge Frau schnell davon,
wobei sie Duncan noch ein kurzes „Ich danke dir!“ zuwarf und verschwand
schließlich irgendwo zwischen den angrenzenden Häuserreihen.
Duncan seufzte im Stillen.
Er hatte noch nie begreifen können, wie man als
Mann einer Frau den Willen aufzwängen konnte. Wie man die Dreistigkeit besitzen
konnte, sich zu nehmen, was ein anderer nicht freiwillig zu geben bereit war...
„So ist der Lauf der Dinge“, hatte seine Mutter
daraufhin meistens lächelnd in seine unschuldig
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