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Ashton, der Heißbluetige

Titel: Ashton, der Heißbluetige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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die seine Zufriedenheit mit der Entwicklung verrieten.
    Es ergab keinen Sinn. Seit Tagen schon hatte sich Carrs Laune beständig verschlechtert. Sie hatte ihn verschiedene Male in seinem Arbeitszimmer auf und ab gehen gehört. Einmal, als sie die Tür aufgestoßen hatte, in der Absicht, ihm ihre Gesellschaft anzubieten, hatte sie gesehen, wie er fieberhaft auf ein Stück Papier kritzelte und es dabei mit seiner Feder fast aufspießte. Er war so darin vertieft gewesen, dass es ihm völlig entgangen war, dass sie auf der Türschwelle stand - an sich schon ein verräterisches Zeichen. Carr entging gewöhnlich nichts.
    Schließlich hatte er sein Schreibwerkzeug fallen gelassen, den Zettel in seiner Hand zerknüllt und auf den Boden geworfen. „Wie? Unter welchem Vorwand? Einfach ein Sinneswandel bei mir und sie zurückschicken? Nein. Jemand muss sie fortholen oder sonst irgendetwas. Irgendwo anders als verflucht noch einmal hier.“
    Fia hatte zu lange unter Carrs Dach gelebt, um die Bedeutung eines so seltenen Ausbruches zu unterschätzen oder als unwichtig abzutun, geschweige denn ihn wissen zu lassen, dass sie dessen Zeuge geworden war. So leise wie möglich hatte sie die Tür geschlossen und war in ihr Zimmer gelaufen.
    Jetzt, als sie Rhiannon in die entgegengesetzte Richtung von Carr fortgehen sah, fühlte sich Fia zum ersten Mal in ihrem Leben hin und her gerissen.
    Das Problem war, dass sie Rhiannon gern hatte. Von all ihren vielen Bekannten war die Schottin die einzige - mit Ausnahme von Gunna natürlich -, die sie so behandelte, wie Fia sich vorstellte, dass andere fünfzehnjährige Mädchen behandelt wurden. Wenigstens, verbesserte sie sich im Geiste, tut Rhiannon nicht so, als wäre ich die elegante, frühreife Kindfrau, für die alle anderen Lord Carrs Tochter halten.
    Seit ihrem zwölften Geburtstag schon war Fia nicht wie ein Kind behandelt worden, sondern wie ein unnatürliches Mischwesen - halb Frau, halb Puppe. Sie war mit Spielsachen bestochen worden, für die sie längst zu alt war, und hatte Erfahrungen machen müssen, für die sie zu jung war.
    Rhiannon Russell schmeichelte ihr weder, noch bevormundete sie sie. Sicher, sie vertraute ihr auch nicht gerade, noch mochte sie sie sonderlich, aber selbst das fand Fia erfrischend aufrichtig. Für sie kam Rhiannon einer Freundin näher als alle anderen weiblichen Wesen, die sie kannte.
    Sie wollte nicht, dass Rhiannon verletzt wurde.
    Vermutlich war das dumm von ihr. Sie wusste, Carr besaß den Ruf, ein teuflischer Unmensch zu sein. Das hatte sie bisher immer belustigt. Der Earl war kein Scheusal. Er war ein Genie, das entschlossen war, sich nicht von den Gefühlen oder idiotischen Gesetzen, die geringere Menschen für geringere Leute erfunden hatten, beherrschen zu lassen. Es ergab vollkommenen Sinn.
    Oder, dachte Fia, und auf ihr junges Gesicht trat ein besorgter Ausdruck, hatte es zuvor immer getan.

26. Kapitel
    Ash konnte sich unmöglich die Dienstbotentreppe hinaufschleppen, und er weigerte sich, den schadenfroh grinsenden Lakaien zu bitten, ihm zu helfen. Indem er seine Zähne zusammenbiss und seine ganze Aufmerksamkeit der Aufgabe widmete, gelang es ihm, in eines der kleinen Zimmer auf der Rückseite der Eingangshalle zu stolpern - ein enger, schäbiger Raum, der gegenwärtig nicht benutzt wurde und dem es deshalb an Möbeln ebenso wie an Licht fehlte.
    Dankbar ließ sich Ash zu Boden sinken, den Rücken an die Wand gestützt. Seine Rippen pochten dumpf. Er zwang sich, seinen Oberkörper zur Seite zu wenden, und nahm dankbar zur Kenntnis, dass es nicht deutlich mehr schmerzte als zuvor, was bedeutete, dass ganz vielleicht seine Rippen doch nicht gebrochen waren. Ein schwacher Trost, aber der einzige, den er bekommen würde. Seine Hand fühlte sich an, als wäre sie in einen Schraubstock gezwängt. Seine Haut war ganz wund und brannte an den Stellen, wo sich Schweiß und Schmutz in unzählige Schürfwunden gerieben hatten.
    Er hätte sich auf den Boden gelegt und in eine willkommene Ohnmacht sinken lassen, aber jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er wieder ihr Gesicht vor sich und ihr Entsetzen. Der Schmerz in seinem Körper verblasste, verglichen mit der Qual, die diese Erinnerung mit sich brachte.
    Selbst als er noch ein Kind war, hatte er schon begriffen, was er war. Er hatte nie einen Moment darauf verschwendet, das zu bedauern. Vielleicht stimmte es, dass ein kluger Vater sein Kind kannte, aber es war viel wichtiger, dass das Kind nicht

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