Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
Macht zu, wobei er vor Anstrengung stöhnte. Moloch wand sich und stolperte rückwärts, und Altaïr erkannte, dass er ihn auf das Feuer zumanövrierte.
Er spürte die Hitze im Rücken und verdoppelte seine Bemühungen. Der Unhold wollte einfach nicht sterben. Altaïr roch etwas Verbranntes und merkte, dass es der Saum seiner Kleidung war. Die Hitze war jetzt sengend. Er schrie vor Schmerz und Anstrengung, zerrte mit einer Hand an der Kette, bohrte mit der anderen die Klinge tiefer in den Leib des Bullen hinein, bis irgendetwas nachgab. In Moloch versiegte die allerletzte Kraft, und Altaïr saß auf seinen Schultern, als der Hüne bockend wie ein Wildpferd zu Boden ging, wo er schnaufend liegen blieb und langsam starb, während sirupzähes Blut sich auf dem Steinboden ausbreitete.
Dann hörte er endlich auf zu atmen.
Zutiefst erleichtert seufzte Altaïr auf. Moloch würde die Menschen nicht gegen den Widerstand aufhetzen können. Seine tyrannische Herrschaft war vorbei. Und Altaïr fragte sich, was an ihre Stelle treten würde.
Die Antwort darauf sollte er schon bald erhalten.
43
Maria war nicht mehr da. Kreuzritter hatten sie verschleppt. Während Altaïr auf Burg Kantara kämpfte, hatten Soldaten den Unterschlupf angegriffen und waren trotz aller Gegenwehr mit Gefangenen entkommen, darunter auch mit Maria.
Markos, einer der wenigen, die der Gefangennahme entronnen waren, begrüßte den Assassinen. Kummer zeichnete sein Gesicht, Wut seine Stimme. „Wir wurden angegriffen, Altaïr. Wir haben versucht, sie zurückzuschlagen, aber es gelang uns nicht.“ Beschämt schlug er die Augen nieder.
Oder täuschte er es nur vor?
Altaïr blickte zu der Tür, die in die Trockenkammer führte. Sie war geöffnet. Dahinter stand auch die Tür zu der Gitterzelle offen. Altaïr stellte sich Maria darin vor, wie sie ihn mit ihren Mandelaugen ansah, den Rücken an die Wand gelehnt, und mit den Stiefeln im Stroh scharrte, das auf dem Steinboden ausgestreut lag.
Er schüttelte den Kopf, um das Bild loszuwerden. Es stand mehr auf dem Spiel als seine Gefühle für die Engländerin. Es stand ihm nicht zu, die Sorge um sie vor die Belange des Ordens zu setzen. Aber er … konnte nicht anders.
„Ich wollte sie aufhalten“, sagte Markos, „aber ich musste mich verstecken. Es waren zu viele.“
Altaïr musterte ihn scharf. Nachdem er von Barnabas’ Doppelzüngigkeit wusste, begegnete er jedermann mit Misstrauen.
„Das war nicht Eure Schuld“, sagte er. „Die Templer sind verschlagen.“
„Ich habe gehört, dass sie auf Buffavento über die Macht eines dunklen Orakels gebieten. Mit dessen Hilfe müssen sie uns gefunden haben.“
Stimmte das? Altaïr dachte darüber nach. In der Tat schienen die Templer über jeden ihrer Züge Bescheid zu wissen. Aber vielleicht hatte das weniger mit einem Orakel zu tun, sondern vielmehr mit der Tatsache, dass die Widerstandsbewegung mit Templer-Spionen durchsetzt war.
„Das ist eine interessante Theorie“, meinte er, argwöhnte jedoch, dass Markos versuchen könnte, ihn in die Irre zu führen. „Aber ich vermute, dass es Barnabas war, der ihnen den Tipp gegeben hat.“
Markos zuckte zusammen. „Barnabas? Wie könnte das sein? Barnabas, der Führer des Widerstands, wurde am Tag vor Eurer Ankunft hingerichtet.“
Natürlich! Altaïr verfluchte sich. Es hatte einen Barnabas gegeben, der den Widerständlern treu war, aber die Templer hatten ihn durch einen eigenen Mann ersetzt. Der Mann, mit dem er gesprochen hatte, war ein falscher Barnabas gewesen.
Altaïr dachte an Jonas, den er auf Geheiß des Spions getötet hatte, und er hoffte, dass er diesen Fehler eines Tages wiedergutmachen konnte. Jonas hatte den Tod nicht verdient.
Altaïr machte sich auf den Weg ins Hafenviertel. Dort fand er heraus, wo die gefangenen Widerständler festgehalten wurden. Er stahl sich an den Wachen vorbei und fand die Gefangenen eingepfercht in eine enge, verdreckte Zelle.
„Danke, Herr, möge Gott Euch segnen“, sagte einer der Männer, als Altaïr die Tür aufschloss und sie herausließ. Auch die anderen blickten ihn dankbar an. Altaïr mochte gar nicht daran denken, was die Templer mit diesen Männern vorgehabt hatten.
Vergeblich jedoch hielt er nach Maria Ausschau …
„War eine Frau unter euch, als ihr gefangen genommen wurdet?“, fragte er.
„Eine Frau? Ja, bis Shalim, der Sohn des Bullen, sie in Ketten wegbrachte. Sie ging nicht mit ihm, ohne sich zu wehren.“
Nein, dachte Altaïr,
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