Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
auch immer, er hatte etwas darüber erfahren, wie Cesare sich auf dem Schlachtfeld verhalten würde – und wie weit ihm in jeder Art von Kampf zu trauen war.
Überall behielten Borgia-Wachen die Menge im Auge, genauso wie sie es auf den Straßen taten, und sie alle waren mit diesen tödlich aussehenden neuen Waffen ausgerüstet.
„Leonardo …“, entfuhr es Ezio unbewusst, weil er unwillkürlich an seinen alten Freund denken musste.
Machiavelli sah ihn an. „Leonardo wurde unter Androhung des Todes gezwungen, für Cesare zu arbeiten – und es wäre ein höchst schmerzhafter Tod gewesen. Aber das ist nebensächlich – wenn auch schrecklich. Wichtig ist, dass er nicht aus Überzeugung für seinen neuen Herrn tätig ist, dessen Intelligenz und Fähigkeiten nie genügen werden, um den Apfel vollkommen zu beherrschen. Oder zumindest hoffe ich das. Wir müssen Geduld haben. Wir werden den Apfel zurückbekommen und Leonardo dazu.“
„Ich wünschte, ich könnte mir da so sicher sein wie Ihr.“
Machiavelli seufzte. „Vielleicht ist es weise von Euch, so zu zweifeln“, meinte er dann.
„Spanien hat Italien übernommen“, sagte Ezio.
„Valencia hat den Vatikan übernommen“, entgegnete Machiavelli, „aber das können wir ändern. Wir haben Verbündete im Kardinalskollegium, von denen einige sehr mächtig sind. Nicht alle sind Schoßhunde der Borgia. Und Cesare ist aller Prahlerei zum Trotz auf das Geld seines Vaters Rodrigo angewiesen.“ Er sah Ezio scharf an. „Deshalb hättet Ihr Euch dieses Papstes, der sich ins Amt gedrängt hat, annehmen sollen.“
„Das wusste ich nicht.“
„Mich trifft genau so viel Schuld wie Euch. Ich hätte Euch einweihen müssen. Aber wie Ihr bereits erklärtet, es ist die Gegenwart, mit der wir uns befassen müssen, nicht die Vergangenheit.“
„Amen.“
„Ihr sagt es.“
„Aber wie finanzieren sie das alles?“, fragte Ezio, während ein weiterer Stier unter Cesares unfehlbarem und gnadenlosem Degen niedersank und fiel.
„ Papa Alexander ist ein seltsamer Mensch“, antwortete Machiavelli. „Er ist ein großartiger Verwalter und hat der Kirche sogar Gutes getan, aber seine böse Seite behält am Ende stets die Oberhand über die gute. Er war jahrelang der Schatzmeister des Vatikans und fand Mittel und Wege, Geld anzuhäufen – diese Erfahrung kam ihm gut zustatten. Er verkauft Kardinalshüte und beruft Dutzende von Kardinälen, denen er einen Platz an seiner Seite praktisch garantiert. Er hat sogar schon Mörder begnadigt, vorausgesetzt, sie hatten genug Geld, um sich vom Galgen freizukaufen.“
„Und wie rechtfertigt er das?“
„Ganz einfach. Er predigt, es sei besser, wenn ein Sünder am Leben bliebe und bereue, anstatt zu sterben und solchem Schmerz zu entgehen.“
Ezio konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, aber es klang freudlos. Seine Gedanken kehrten zurück zu den Feierlichkeiten, mit denen vor nicht allzu langer Zeit das Jahr 1500 eingeläutet worden war, das große Jahr des halben Jahrtausends. Gewiss, es waren Flagellanten durchs Land gezogen, die das Jüngste Gericht erwarteten. Und war nicht der verrückte Mönch Savonarola – der für kurze Zeit im Besitz des Apfels gewesen war und dem Ezio in Florenz persönlich das Handwerk gelegt hatte – auf diesen Aberglauben hereingefallen?
1500 war ein großes Jubeljahr gewesen. Ezio erinnerte sich, dass Tausende von hoffnungsvollen Gläubigen aus allen Teilen der Welt zum Heiligen Stuhl gepilgert waren. Das Jahr war sogar in den kleinen Außenposten jenseits des Meeres im Westen gefeiert worden, in der Neuen Welt, die Kolumbus entdeckt und deren Existenz Amerigo Vespucci ein paar Jahre später bestätigt hatte. Geld war nach Rom geflossen, weil die Pilger Ablässe kauften, um ihre Sünden loszuwerden – in Erwartung der Rückkehr Christi, der die Lebenden und die Toten richten würde. Aber es war auch die Zeit gewesen, da Cesare sich daranmachte, die Stadtstaaten der Romagna zu unterwerfen, und der König von Frankreich riss Mailand an sich, weil er sich als Urgroßenkel von Gian Galeazzo Visconti, als seinen rechtmäßigen Erben betrachtete.
Dann hatte der Papst seinen Sohn Cesare im Rahmen einer großen Zeremonie am Morgen des vierten Fastensonntags zum Generalhauptmann der päpstlichen Streitkräfte und zum Gonfaloniere der Heiligen Römischen Kirche ernannt. Cesare war von Knaben in seidenen Gewändern und von viertausend Soldaten, die seine persönliche Livree in Purpur und Gold trugen,
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