Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher
vollständige Ruhe von Briseis und Ghogul auf ihn übertragen hatte.
Kurz darauf standen die drei vor der Raupe. Einige Jäger waren ihnen gefolgt und scharten sich nun um Hoffins.
Hoffins, die geborene Führungspersönlichkeit.
Hier draußen versiegte das Licht der Stabtaschenlampe; es schien, als wäre der Lichtstrahl leck und würde auslaufen, sein Licht versickerte im Dunkelwald.
Die Raupe feuerte Lichtbojen und Lichttorpedos ab. Aus den Drüsen des Fahrzeugs sprangen in regelmäßigen Abständen Funkenbögen. Die Bojen leuchteten etliche Meter über dem Schauplatz auf, die Torpedos bohrten sich in das oberirdische Wurzelgeflecht der Strikko-Pflanzen. Aber der Wald schluckte das Licht wie ausgetrocknete Erde Wasser.
Der blasse und vorübergehende Schimmer, den die Raupe produzierte, genügte immerhin, einen Eindruck zu gewinnen.
Sie alle sahen den Wühlkeuler, und was sie nicht sahen, ergänzten sie durch Ahnung und Furcht. Der Koloss schob sich aus dem Untergrund, wie ein Mammutbaum, der im Zeitraffer wuchs. Von der Krone dieses Baumes hing ein ganzer Kranz von Tentakeln herab. Mindestens zwei dieser Tentakel trugen einen Käscher an ihrer Spitze, und darin lag ein Felsen. Die Tentakel schwangen gemächlich hin und her, dass die Luft rauschte.
Eine Jägerin fiel in Panik. Sie lief los, sinnlos in den Nachtwald hinein. Die Keule traf sie im Lauf. Es blieb nichts von ihr übrig, was auch nur die Umrisse eines Menschen zeigte. Hoffins wendete den fahlen Lichtstrahl von den Resten ihrer Leiche ab.
Der Wühlkeuler brauchte als Geschöpf des Nachtwaldes kein Licht. Er würde sie einen nach dem anderen erledigen.
Ein Phemaryden-Schwarm tropfte aus einem der Strikko-Pflanzen. Der Schwarm leuchtete geisterhaft auf, als er mit schwacher Elektrizität sein Fressrevier markierte. Er sank auf die Leiche. Die handtellergroßen Phemaryden stülpten ihre Saugglocke über den Fleischbrei und begannen zu saugen. Das bläuliche Licht sollte mögliche Konkurrenten warnen. An menschliche Zuschauer war nicht gedacht, aber sie waren da und konnten ihren Blick nicht von der morbiden Szene abwenden.
Hoffins blickte Briseis von der Seite an. Sie war schieres Interesse.
Ein zweiter Phemaryden-Schwarm formierte sich knapp unter dem Dach einer Strikko. Sie meldeten ihren Anspruch auf das nächste Beutetier an. Den nächsten Jäger, den der Wühlkeuler erlegen würde.
Ich bin’s , wusste Hoffins plötzlich.
Es stimmte, er rief schlicht um Hilfe, als er den Tentakel mit dem Felsenkäscher auf sich herab schlagen sah. Die Hilfe kam, und sie kam von einer Seite, die Hoffins nie für möglich gehalten hätte.
Ghogul riss den Mund auf, ein zweiter Mund kam zum Vorschein, und aus diesem zweiten, tieferen Mund brach ein Sturm los. Der Tentakel schwankte für einige Sekunden im Wind, dann erhöhte sich die Wuchte des Orkans, brach den Fangarm vom Leib des Wühlkeulers ab und wirbelte ihn mitten durch den Phemaryden-Schwarm in die Dunkelheit.
Das verwundete Tier antwortete mit einem dumpfen Grollen. Ein nächster felsbewehrter Tentakel holte aus. Und der Orkan steigerte sich noch einmal. Der massige Leib des Wühlkeulers wurde in die Luft gehoben und weit in die Nacht gespien.
Ein Mutant , dachte Hoffins und starrte Ghogul an, ich habe einen Mutanten.
Es wurde still im Nachtwald. Ghogul zog seinen tieferen Mund wieder ein und schloss den äußeren. Er wandte sich zu Hoffins um und schaute ihn an. Im blassen Licht der Stablampe wirkte es auf Hoffins, als erwarte er eine Rüge.
»Das hast du gut gemacht«, sagte Hoffins. Ghoguls Gesicht hellte sich auf, er strahlte vor Dankbarkeit.
Hoffins spürte, wie die Spannung von ihm abfiel. Er sank in die Hocke. Die wenigen überlebenden Jäger kümmerten sich um die Schwerverletzten. Einer von ihnen trat in den Phemaryden-Schwarm, der über einem der Toten hockte. Die Tiere wichen den Tritten mit leisem Quietschen aus.
Zwei Jäger starrten Hoffins und Ghogul an. Hoffins überlegte. Nicht nur, dass sein Leben, das er längst aufgegeben hatte, gerettet war – er hatte die nächste Stufe genommen. Bislang war, was Sternenreiche der Menschen anbetraf, nur vom Solaren Imperium und seinem paramilitärischen Arm, der USO, bekannt, dass sie mit Mutanten arbeiteten.
Nun verfügte auch Hoffins über den Grundstock zu einem Mutantenkorps.
Wenn er es geschickt anstellte, dann würde er mit Imperator Dabrifa bald nicht nur auf einer Stufe stehen, sondern er wäre ihm einen wichtigen Schritt
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