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Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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bislang in der Nähe der Absturzstelle ausgeharrt hatten, war die Aussicht auf Rettung gewesen. Zu Beginn hatte Adrian noch fest daran geglaubt, dass es kaum länger als eine Woche dauern würde, bis sich die stählerne Kugel eines terranischen Kreuzers aus dem rotgrauen Himmel herabsenkte. In seiner Phantasie hatte er sich dutzendfach ausgemalt, wie die Überlebenden schreiend und lachend auf den landenden Giganten zustürmten, erschöpft und gezeichnet von dem, was sie erlebt hatten, doch gleichzeitig unendlich erleichtert.
    Die ersten Bedenken waren ihm zwei Wochen später gekommen, denn das einzige, was sich bis dahin von Himmel herab gesenkt hatte, war der Regen gewesen, dessen beständiges Rauschen ihn langsam aber sicher in den Wahnsinn trieb. Tag und Nacht trommelten die Tropfen ihr monotones Lied auf dem blechernen Dach der schlichten Behausung, die er für sich und Elvia errichtet hatte. Er lernte dieses Geräusch zu hassen, dieses eintönige Klopfen, gegen das er genau so wenig unternehmen konnte wie gegen die unaufhaltsam schwindende Zuversicht.
    Jetzt, nach über einem Monat, war Warten keine Option mehr. Es gab hier keine Nahrung, das Klima war zu kühl und zu feucht. Wenn sie überleben wollten, mussten sie tiefer ins Festland ziehen und hoffen, dort günstigere Voraussetzungen vorzufinden.
    Adrian machte sich keine Illusionen. Der bevorstehende Exodus würde weitere Opfer kosten. Zwar erhielt jeder, der sich der Explorerflotte anschloss, eine militärische Grundausbildung, die auch einen mehrwöchigen Außeneinsatz unter erschwerten Bedingungen einschloss, doch eine solche Übung konnte den Ernstfall nicht einmal ansatzweise ersetzen. Der moderne Mensch des 29. Jahrhunderts stand der Natur so gut wie wehrlos gegenüber – vor allem, wenn er nicht auf all die kleinen und großen technischen Hilfsmittel zurückgreifen konnte, die für ihn selbstverständlich geworden waren.
    »Denk nicht darüber nach, Ad«, hörte er Elvia sagen. »Wir werden es schaffen. Uns bleibt doch gar nichts anderes übrig.«
    Adrian zog die Pilotin zu sich heran und küsste sie. Der Kuss schmeckte nach Salz. Er brachte seinen Mund dicht an ihr Ohr.
    »Was verschweigst du mir«, flüsterte er. Elvia wollte sich seinem Griff entziehen, doch er ließ es nicht zu. Nach einer Weile gab sie auf. Er spürte wie sie in seinen Armen zu zittern begann.
    »Was ist los?«, wollte der Kommandant wissen, auch wenn er es längst ahnte.
    Für ein, zwei Herzschläge fanden sich ihre Blicke.
    Mein Gott , dachte Adrian, sie ist so wunderschön.
    »Ich bin schwanger«, sagte die Pilotin.
     
     
    »Vielen Dank, dass ihr trotz des Wetters so zahlreich erschienen seid.«
    Ein paar der Versammelten lachten pflichtschuldig über den lahmen Witz. Adrian musterte den bunten Haufen vor sich, versuchte in den Gesichtern zu lesen. Er sah Resignation, Trotz, Wut, vor allem aber Erschöpfung. Die letzten 36 Tage hatten jeden einzelnen dieser Menschen gezeichnet. Jeder hatte gekämpft – gegen den Hunger, den Regen, die fremde Umgebung mit ihren ungewohnten Gerüchen und Geräuschen. Und mit jedem neuen Tag war die Heimat ein Stück weiter weg gerückt.
    Man hatte sich gegenseitig so gut es ging getröstet, hatte in der gemeinsamen Trauer um die Verstorbenen Kraft gefunden. Es war Adrian nicht leicht gefallen, die Anordnung zum Desintegrieren der wenigen geborgenen Leichen zu geben. Die meisten Toten waren ohnehin im Feuer der Notlandung verglüht oder lagen noch immer in den durch die Explosionen unzugänglich gewordenen Bereichen der EX-856. Für eine Erdbestattung war keine Zeit geblieben; andere Dinge waren zunächst wichtiger gewesen.
    Später hatte der Kommandant eine Felswand in der Nähe des Lagers ausgewählt und drei Männer mit Thermonadlern ausgerüstet. Diese hatten die Namen der beim Absturz getöteten Besatzungsmitglieder in den Stein gebrannt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Minipositroniken der Schutzmonturen noch funktionstüchtig gewesen, sodass er die Namen der Überlebenden mit den im Bordmanifest gespeicherten abgleichen konnte. In zweihundertzwei Fällen hatte es keine Übereinstimmung gegeben.
    »Ich weiß nicht, wie ich es euch schonend beibringen soll«, sprach Adrian weiter, »also versuche ich es erst gar nicht. Die meisten werden es ohnehin schon befürchtet haben: Wir müssen davon ausgehen, dass man uns nicht mehr finden wird.«
    Eine untersetzte Frau in der blauen Kombination des Wartungspersonals, die nur wenige Schritte von

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