Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits
nicht zu wetten. Ich wünschte, Bully wäre hier. Mit dem Dicken kann man wenigstens Spaß haben. Na schön, wie ihr wollt, dann habe ich eben gewonnen. Ihr schuldet mir einen Sack Mohrrüben.«
»Gucky!«
Der Ilt zwinkerte dem Holo zu. »Kein Grund zur Aufregung, Tek. Was ich sagen will, ist Folgendes. Dieser clevere Verräter hat die meisten Spuren verwischt, hinterlässt aber Teile seiner Korrespondenz mit Rion Parth, statt sie komplett zu löschen, und jetzt sogar sein Flugziel?«
Über diese Unstimmigkeiten in Kerris' Vorgehen hatte ich mich bereits gewundert. Andererseits hatte Tekener durchaus Recht. Befehle in der Hierarchie der USO wurden nicht hinterfragt. Ansonsten wären Terry Ulcarach und Rion Parth nie nach Thanaton abkommandiert worden. Zu eng gehandhabte Überwachungsmechanismen hatten häufig einen bitteren Beigeschmack, andererseits waren gewisse Unterlassungen grob sträflich, wie einiges an diesem Fall aufzeigte. Wir bewegten uns auf einem schmalen Grat.
»Du denkst, jemand hat diese Hinweise absichtlich platziert, um uns auf eine falsche Spur zu locken?«
»Wäre doch möglich, oder?«
»Was denken Sie, Tek?«
Der Smiler kniff die Augen zusammen. »Ausgeschlossen ist es nicht. Immerhin reden wir hier von USO-Spezialisten. Die beherrschen zahlreiche Finten.«
»General Dermit Dawson und Hichtor sind als USO-Verbindungsleute in Imperium-Alpha stationiert«, wiederholte Gucky, was wir ganz zu Beginn des Gesprächs von Tekener erfahren hatten. »Es schadet nicht, sie unter die Lupe zu nehmen.«
»Mal langsam«, beschwichtigte ich den Ilt. »Wenn Jöndal Kerris nicht der Verräter ist, wo ist er dann abgeblieben?«
»Tot.« Guckys große Mausbiberohren zitterten. »In einem Konverter entsorgt, damit wir annehmen, er hätte wirklich die Flucht ergriffen.«
»Du vergisst, dass er sich zuletzt in Quinto-Center aufhielt.«
»Bis vor drei Tagen. Der wahre Verräter könnte ihn mit Falschinformationen herausgelockt und getötet haben.«
Die Ausführungen des Mausbibers behagten mir nicht, doch das besagte nichts. In letzter Zeit gab es wenig, was mir gefiel. »Es gibt keinen Beweis für deine Annahme.« Ich seufzte. »Also gut, ich lasse feststellen, wo in Imperium-Alpha sich Dawson und Hichtor aufhalten.«
»Streng dich nicht an, Atlan«, wehrte der Ilt mein Angebot ab. »Ein bisschen gesunder Mausbiberverstand genügt, um sie zu finden. Es ist Frühstückszeit. Ferronen sind bekannt für ihren gesegneten Appetit, und ein Blauhäutiger in einer der Messen ist nicht zu übersehen.«
»Und Dawson?«
Mit einem Ploppen verschwand Gucky. Meine Frage hatte er nicht mehr mitbekommen.
»Guckys Zuversicht möchte ich haben«, sagte Tekener lahm.
Mir war klar, dass der Ilt sich weder auf Zuversicht noch auf allzu viele Fragen verließ. Als Telepath standen ihm andere Mittel zur Verfügung, um an Informationen zu gelangen.
Kapitel 10
Gucky
Gucky war daran gewöhnt, überall Aufsehen zu erregen. Das war in Imperium-Alpha nicht anders als in einer Studentenkneipe in Atlan-Village oder bei den meisten terranischen Kindern, die ihn wegen seines Äußeren und seines Rufs als Retter des Universums ins Herz geschlossen hatten. Blicke aus unzähligen Augenpaaren richteten sich auf ihn, nachdem die Teleportation ihn in eine Messe getragen hatte. Die Anzahl der hauseigenen Gastronomieeinrichtungen war überschaubar, und der Ilt kannte sie alle. Er brauchte nicht über ihren Standort in dem riesigen Komplex nachzudenken, um sie anzupeilen. Schon vor Jahrzehnten hatte er herausgefunden, wo es die schmackhaftesten Mohrrüben und die frischesten Salate gab.
Verschiedene Gerüche drangen an seine Nase, süß und würzig vermischt. Über allem hing das Aroma von Kaffee. Gucky sog die Luft ein. Nach dem lieblichen Duft von Karottensaft schnupperte er vergeblich.
Unter normalen Umständen hätte er eine lockere Bemerkung gemacht, doch danach stand ihm nicht der Sinn. Stimmte seine Atlan und Tekener gegenüber geäußerte Überlegung, fühlte der Verräter sich sicher, weil er Jöndal Kerris als Bauernopfer vorgeschoben hatte. Noch! Es war nur eine Frage der Zeit, bis er seinen Irrtum bemerkte. Sofern Guckys Überlegung überhaupt zutraf, denn natürlich hatte Atlan Recht. Es gab keinen Beweis dafür, dass nicht doch Kerris der Verräter war. Und wenn schon! Gucky verließ sich auf seinen Instinkt, der ihn schon während seiner Kindheit auf Tramp aus mancher kniffligen Situation gerettet
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