Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits
verbreitete einen stechenden Gestank, der sich durch meine Atemwege einen Weg in meine Lungen bahnte. Plötzlich fühlte ich mich elend und schwach und schaffte es kaum, mich auf den Beinen zu halten.
»Ein aktivierter Transmitter. Er ist eben noch benutzt worden.« Feyerdorl eilte an mir vorbei. »Jetzt … ist er erloschen.«
Ich räusperte mich und überwand den Moment der Schwäche. Die Roboter hatten mögliche Gegenwehr im Keim erstickt. Mehrere Tote lagen am Boden. Weshalb hatten die Männer hier gewartet, statt sich durch den Transmitter in Sicherheit zu bringen und ihn hinter sich zu sprengen? Sprengen! Ich registrierte eine winzige, hektisch flackernde rote Leuchte.
»Ein Sprengsatz!«, schrie ich und sprang durch die Rauchwolken, um die Bombe vom Transmitter abzureißen. »Alle raus hier!«
Du ebenfalls, du Narr , polterte der Extrasinn in meinem Kopf. Es bleiben allenfalls ein paar Sekunden bis zur Explosion. Wohin willst du die Bombe so schnell entsorgen?
Ich werfe sie in den Transmitter und strahle sie ab, bevor sie hochgeht.
Erst musst du ihn wieder einschalten, wobei du wertvolle Sekunden verlierst. Und dann strahlst du sie aufs Geratewohl zu einer unbekannten Gegenstation ab, wo sich vielleicht Unbeteiligte aufhalten?
Der stumme Dialog dauerte nur einen Sekundenbruchteil. Ich spürte die Todesangst des Logiksektors, den ich erst vor kurzem als von mir getrenntes eigenständiges Wesen erfahren hatte, und stimmte ihm zu. Bevor ich den Agenten nach draußen folgen konnte, registrierte ich ein Plopp. Die Umrisse eines ein Meter großen Wesens schälten sich aus dem Nichts.
»Gucky!«, stieß ich aus.
Der Ilt griff nach der Sprengladung und verschwand. Ich starrte auf die von Rauch umwaberte Stelle, an der er wie ein Geist erschienen und wieder verschwunden war. Eine Entsorgung der Bombe per Teleportation war der schnellste Weg, doch auch sie barg Risiken. Wohin war Gucky gesprungen? Ungewissheit und Sorge um den Mausbiber wollten mich ins Erdgeschoss zu den Agenten treiben. Sie hätten mir keine Antwort auf meine Frage geben können, also verharrte ich an Ort und Stelle und zählte die Sekunden. Wenig mehr als eine Minute verstrich, bis Gucky abermals neben mir auftauchte. Mir fiel ein Stein vom Herzen.
»Du kannst einem einen ganz schönen Schreck einjagen, weißt du das?«
Er grinste und entblößte seinen Nagezahn. »Hätte ich dich mit der Bombe durch Atlan-Village laufen lassen sollen? Dein Vorhaben stand dir ins Gesicht geschrieben. Du willst mir wohl meinen Ruf als Retter des Universums streitig machen? In dem Fall empfehle ich dir, dir erst mal ein paar Psi-Fähigkeiten zuzulegen.«
Ich winkte ab, lächelte ihn an und wandte mich dem Transmitter zu. Ich machte mir am Bedienungsterminal zu schaffen, um ihn einzuschalten. Nach der vermeintlichen Sprengung wähnte Dermit Dawson sich in Sicherheit. Es wurde Zeit, dass Santjun und ich uns an seine Verfolgung machten. »Wohin hast du diese Höllenmaschine gebracht?«
»In ein Abrissviertel. Ich habe geespert. Es hielt sich niemand in der Nähe auf, den die Explosion hätte gefährden können.« Gucky räusperte sich. »Atlan, sieh mal hier.«
»Ich muss den Transmitter in Gang bringen, um Dawson zu verfolgen.«
»Das kannst du dir sparen. Anscheinend ist der General bei seiner Gefolgschaft in Ungnade gefallen. Er sieht ziemlich unappetitlich aus, wenn du mich fragst.«
Ich ließ von meiner Tätigkeit ab und ging zu dem Ilt hinüber. Halb verdeckt hinter einem Schaltpult lag eine Leiche, die Gucky eben telekinetisch auf den Rücken drehte. Es war tatsächlich der General, und er war nicht den eindringenden Robotern zum Opfer gefallen. Sein Gesicht war verunstaltet. Ein Ausdruck grenzenloser Überraschung lag in seinen Zügen.
»Seine eigenen Leute haben ihn massakriert.« Gucky deutete auf tief ins Gesicht des Toten gegrabene Furchen. »Was ist das?«
»Dort war Silbermetall eingebettet. Seine Verbündeten haben ihn erschossen und es an sich gebracht.« Ich ging in die Hocke, öffnete die Montur des Generals und legte seinen Oberkörper frei. Er wies die gleichen Spuren auf, die im Gesicht zu sehen waren. Vor uns lag der Beweis dafür, dass es sich bei dem hochrangigen Verräter um Dawson handelte.
Offenbar hatte er eine Schicht Silbermetall, das Silbermetall, das er von Malcher erpresst hatte, wie eine zweite Haut getragen. Die frischen Spuren wiesen darauf hin, dass es erst kurz vor unserem Eintreffen mit Gewalt herausgetrennt worden
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