Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits
Begrüßung.
»Verzeih, Chanmeister«, entschuldigte Malcher sich. »Ich hatte über streng geheime Kanäle, die selbst der Carmanosch unbekannt sind, Kontakt mit der Erde. Daher konnte ich keine anderen Anrufe annehmen, nicht einmal die deinen.«
»Du bist mir gegenüber natürlich verantwortlich, doch ich will nicht in jede Einzelheit eures Tagesgeschäfts eingeweiht werden.« Tro Schikel setzte ein unverbindliches Lächeln auf. »Trecht teilte mir mit, du seiest im Besitz wichtiger Informationen.«
»Der Vize-Administrator des Solaren Imperiums ist auf Chonosso gelandet«, sprach Malcher aus, was ihm auf der Seele brannte.
»Das ist richtig. Ich werde ihn morgen zu einem Gespräch empfangen.«
»Davon hörte ich. Khonnat, mein Agent auf Terra teilte mir mit, dass Reginald Bulls Bitte um eine diplomatische Zusammenkunft vorgeschoben ist. In Wahrheit will er die Posbis, deren Eintreffen morgen bevorsteht, dazu benutzen, an den Monolithen heranzukommen. Terra hat das Machtpotential der Monolithen erkannt und will es gegen seine Widersacher einsetzen.«
Tro Schikel wölbte eine Augenbraue. »Dieser Khonnat, den du zitierst, wer ist das?«
»Ein hoher Offizier der United Stars Organisation.«
»Du besitzt gute Kontakte.«
»Ohne sie wären wir in dieser Krise angesichts des Machtstrebens des Imperiums verloren.« Malcher wägte seine Worte vorsichtig ab. Der Chanmeister hatte keine Möglichkeit, angebliche Nachrichten des Kollaborateurs auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. Zudem stand Reginald Bull auf Chonosso auf einsamem Posten, was seine Glaubwürdigkeit nicht verbesserte. Trotzdem musste Malcher vorsichtig sein. »Khonnat warnte mich zudem, dass eine kampfstarke imperiale Schlachtflotte zu Bulls Unterstützung bereitstehe, sollte seine Mission nicht verlaufen wie erwünscht.«
»Ist dein Informant sicher?«
»Ja.« Malcher verzog keine Miene.
»Ich habe nicht vor, die Posbis an den Monolithen heranzulassen. Ich frage mich, ob es nicht ein Fehler war, überhaupt auf die Bitte der Terraner einzugehen. Deine Informationen sind ein weiterer Beweis dafür, dass mein Misstrauen ihnen gegenüber gerechtfertigt ist. Sie wollen sich nicht damit abfinden, dass ihre ehemaligen Kolonien ein Recht auf Eigenständigkeit haben. Nun, ich werde Bull empfangen, doch ich weiß, woran ich mit ihm bin. Willst du an der Unterredung mit ihm teilnehmen?«
Malcher zuckte zusammen. »Auf keinen Fall. Die Terraner kennen meine Identität und vor allem meine Herkunft von Chonosso nicht. Ich halte es für besser, diesen Zustand beizubehalten. Er könnte sich, besonders was meine Kontakte auf Terra betrifft, in Zukunft weiterhin als nützlich erweisen.«
Tro Schikel nickte. »Ich stimme dir zu.«
»Bitte unterrichte mich über den Verlauf des Gesprächs, Chanmeister«, bat Malcher.
»Das werde ich, Chanbruder. Ich danke dir für deine Warnungen.« Tro Schikel deutete eine Verneigung an. »Und nun verlass mich bitte. In Hinblick auf morgen habe ich noch einige Vorbereitungen zu treffen.«
Malcher erwiderte die Verneigung, drehte sich um und verließ die Halle der Erhabenheit .
Kapitel 25
In der Höhle des Löwen
13. Mai 3112
Die 60-Meter-Korvette NASSAU unter dem Kommando von Oberstleutnant Frin Bresten hatte die letzte Linearetappe eingeleitet. In wenigen Minuten stand der Rücksturz aus der Librationszone in den Normalraum bevor. Ich stand mit meiner Einsatztruppe im Transmitterraum und wartete auf die erlösende Durchsage des Kommandanten.
Die Korvette war mit falscher Kennung ausgestattet und emittierte die Energiesignatur eines Prospektorenraumers, der eine Woche zuvor bei einem Hypersturm zerstört worden und mit Mann und Maus untergegangen war, ohne noch einen Notruf abstrahlen zu können. Die EX-1908 war durch Zufall auf die im Raum treibenden Trümmer gestoßen und hatte sie geborgen. Das positronische Logbuch hatte uns, bei allem Bedauern für die gestorbenen Prospektoren, eine unverhoffte Möglichkeit in die Hand gegeben.
»Entweder stoßen wir ins Jenseits vor, oder wir landen in selbigem«, orakelte Santjun. Körperlich hatte ihm die eintägige Auszeit gut getan. Sein Kräfteverschleiß hatte sich nicht weiter fortgesetzt. Obwohl ich damit bei meinem Krankenbesuch nicht mehr gerechnet hatte, hatte er ein wenig neue Kraft getankt. Sein Gemütszustand hingegen war düsterer denn je. Dabei hätte uns eine gehörige Portion Optimismus gut zu Gesicht gestanden.
Naileth Simmers wich
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