Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer

Titel: Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel & Detlev G. Winter

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ihm mörderischer Gestank entgegen. Vor ihm lagen angefaulte Produkte aus den SOL-Farmen: Birnen und anderes Obst, langstielige Salatstauden ...
    Normalerweise erfolgte gerade der Umschlag dieser frischen und vitaminhaltigen Erzeugnisse so schnell, dass es keiner konservierenden Maßnahmen bedurfte. Dass sie dennoch ungenießbar geworden waren, konnte nur bedeuten, dass sich seit Tagen niemand um die Station gekümmert hatte. Horm Brast verstand das alles nicht.
    Er ging weiter. Der Nebenraum war kleiner und für die Lagerung spezieller Güter eingerichtet. Verschieden große Behältnisse in denen unterschiedliche Temperaturen erzeugt werden konnten, nahmen einen großen Teil der Fläche ein.
    Horm öffnete etliche von ihnen, bis er auf eine Plastikwanne stieß, die mit Ampullen und unzähligen kleinen Fläschchen gefüllt war. Ihre Beschriftungen verrieten ihm, für welche Indikationen die Mittel zu verwenden waren. Zwar verstand er nicht viel davon, denn auf diesem Gebiet war er ein blutiger Laie, aber immerhin fand er nach einigem Suchen ein fiebersenkendes und kreislaufstärkendes Präparat. Er nahm es an sich und dazu eine Hochdruck-Injektionspistole, zusammen mit mehreren sterilen Kanülen.
    Gerade als er den Raum verlassen wollte, vernahm er das Geräusch eines Schneidbrenners aus der großen Lagerhalle. Horm Brast zuckte zusammen.
    Vorsichtig schob er sich an die Schottöffnung heran. Zwar versperrten Regalreihen den Blick, doch er erkannte im Hintergrund zwei der kastenförmigen Roboter. Zweifellos waren sie damit beschäftigt, die Einrichtung abzubauen.
    Während Horm regungslos verharrte, erschienen weitere Maschinen. Sie waren von verschiedener Größe, manche maßen kaum einen Meter, andere das Dreifache davon. Sie transportierten alles ab, was ihnen in die Greifwerkzeuge kam. Und sie arbeiteten mit erschreckender Schnelligkeit. Horm konnte sich schon jetzt ausrechnen, wann sie ihn erreichen würden.
    Allem Anschein nach sollte die Verteilerstation aufgelöst werden. Nur der High Sideryt konnte den Befehl dazu gegeben haben.
    Horm erinnerte sich der menschenleeren Gänge, durch die er gekommen war. Deutlicher als zuvor spürte er eine drohende Gefahr. Tatsächlich gab es nur eine Vermutung, die ihm logisch erschien: Dieser Sektor der SZ-1 war zur Verbotenen Zone erklärt worden.
    Hatte es in der nahe gelegenen Farm eine Katastrophe gegeben? Waren gar mutierte Pflanzen außer Kontrolle geraten, wie dies angeblich vor langer Zeit schon einmal geschehen war? Horm Brast hatte von einer kristallinen Lebensform gehört, die Solaner in Sekundenschnelle töten konnte und die in einem bestimmten Bezirk angeblich noch immer existierte.
    Ein dumpfes Poltern schreckte ihn aus seinen Gedanken auf. Aus einem Schacht in der Wand hinter ihm stürzten zwei metallene Behälter. Zwar sorgte eine Auffangvorrichtung dafür, dass sie nicht auf den Boden prallten, dennoch stießen sie heftig gegeneinander und verursachten großen Lärm.
    Auch die Roboter waren aufmerksam geworden. Einer von ihnen kam näher.
    Es gab kein Versteck. Es ließ sich nicht vermeiden, dass die Maschine Horm entdeckte. Was das bedeutete, war klar. Es waren zu viele, als dass er ihnen entkommen konnte.
    In Gedanken sah er Germa vor sich, wie sie sich in Fieberträumen wälzte, stöhnte und um sich schlug.
    Dann kam ihm die rettende Idee. Das Risiko, das er dabei einging, war zwar nicht geringer, als wenn er von den Robotern erwischt wurde, doch blieb ihm so wenigstens die Chance, unbehelligt zu entkommen.
    Horm Brast warf sich herum. Nach wenigen Schritten hatte er die beiden Behälter erreicht, die er kurz zuvor passiert hatte, und schwang sich hinauf. Es war ihm ein Leichtes, von hier aus die Klappe zu erreichen, die den Versorgungsschacht abschloss. Die Verriegelung bestand aus einem Wärmeschloss, das auf bloße Berührung ansprach.
    Die Öffnung war quadratisch mit etwa einem Meter Seitenlänge. Es würde schwerfallen, sich im Innern des Schachts fortzubewegen, da die Wände ohne jede Unebenheit waren und zudem über ein oder zwei Decks steil in die Höhe führten.
    Gerade als Horm sich noch einmal umsah, stapfte der Roboter heran. Augenblicklich ruckte die Maschine herum und kam auf ihn zu. Nun gab es kein Zögern mehr. Soweit es ihm möglich war, griff Horm in den Schacht hinein und stieß sich heftig ab.
    Die zupackenden Arme des Roboters fuhren ins Leere. Hinter Horm schloss sich die Klappe mit einem dumpfen, endgültig klingenden Laut.